Blasse Akteure, fehlende Dynamik und eine viel zu langatmige Umsetzung: Obwohl die neue ProSieben-Produktion «Alle gegen Einen» sogar live ausgestrahlt wurde, wusste ihr Konzept nicht über drei Stunden hinweg zu tragen.
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Rechenkünste allein werden Kai nicht weiterhelfen. Aber wenn er sich auf sein Bauchgefühl verlässt, einen Sinn fürs Schätzen hat und die Nerven bewahrt, kann er in dieser Show richtig abräumen. Das gilt allerdings auch für jeden TV-Zuschauer, der sich gemütlich vom Sofa aus zum Sieg tippen kann.
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Moderator Elton im Vorfeld über die Show
Wollten Sie schon immer mal wissen, wie lange es dauert, bis ein Auto im Wasser komplett untergegangen ist? Wie viele Heliumballons nötig sind, um ein neunjähriges Mädchen abheben zu lassen? Oder wie viele Meter weit die Energie eines Kekses einen Wurfhammer schießen kann? Die neue Live-Showreihe
«Alle gegen Einen» bei ProSieben nimmt sich solchen und ähnlich verrückten Action-Show-Experimenten an.
Das Konzept der Sendung ist schnell erklärt. Ein Kandidat im Studio - in der ersten Folge ist das Polizist Kai - muss den Ausgang der durchgeführten Action-Experimente im Vorhinein schätzen. Er tritt in 13 Spielrunden gegen niemand Geringeren als TV-Deutschland an. Tatsächlich hat man als Zuschauer bei «Alle gegen Einen» die Möglichkeit, seine eigene Stimme via Smartphone-App abzugeben. Mit einer gehörigen Portion Glück kann man so theoretisch bis zu 100.000 Euro gewinnen - ganz entspannt auf der Couch. Vorausgesetzt natürlich, der Kandidat im Studio unterliegt.
«Alle gegen Einen» dürfte eine der letzten großen Hoffnungen von ProSieben in diesem Jahr sein, am Samstagabend doch noch die Kurve zu bekommen. Auf diesem Sendeplatz hatten die Showformate zuletzt mit gewaltigen Problemen zu kämpfen. Von Steffen Henssler selbst wurde «Schlag den Henssler» nach dem jüngsten Quotenabsturz unmittelbar für beendet erklärt, «Beginner gegen Gewinner» gelang vorvergangene Woche das zweifelhafte Kunststück, den Senderschnitt nahezu zu halbieren. Und «Alle gegen Einen»?
Man muss kein Branchenkenner sein, um auf einen Blick zu erkennen, dass die Verantwortlichen das Rad mit dem Konzept der Show nicht neu erfunden haben. Für ProSieben spricht, dass man sich mit «Alle gegen Einen» mal wieder an eine aufwändig produzierte Liveshow am Samstagabend traut. Die Experimente, um die es geht, sind häufig interessant und sehenswert umgesetzt. Sie werden teilweise in Einspielern demonstriert, teils aber auch live durchgeführt. Hinzu kommt, dass die gut funktionierende App die Zuschauer erfolgreich ins Showkonzept miteinbindet.
Und trotzdem: Für eine große, spannende Live-Show am Samstagabend reicht das noch nicht aus. Stattdessen krankt «Alle gegen Einen» gleich an mehreren Stellen.
Das vielleicht größte Problem der Auftaktfolge ist, dass über den ganzen Abend hinweg (die Show dauert bis 23.35 Uhr) keine richtige Dynamik entstehen will. Mit fortschreitender Stunde wird das Schauen der Sendung nicht spannender, sondern eher langweiliger. Die unzähligen Abstimmungen und Auflösungen, zu denen es in der Show an gleich 13 Stellen kommt, nehmen unterm Strich ziemlich viel Zeit ein. Sie tragen dazu bei, dass der Show-Ablauf irgendwann sehr vorhersehbar daherkommt und dass kein richtiger Spannungsbogen entstehen will.
Auch aus der Live-Situation, die in diesem Kontext das Salz in der Suppe sein
könnte, machen die Akteure viel zu wenig - was unter anderem daran liegt, dass sich die bildstarken Dinge zumeist in den vorab aufgezeichneten Einspielern zutragen. Elton und der Kandidat finden dagegen keinen richtigen Draht zueinander. Sie bleiben relativ blass - was übrigens auch für Bastian Bielendorf gilt. „Seine“ Experimente bietet er zwar spannend dar, er bleibt aber mehr in der Rolle des Außenreporters und gibt weniger den Präsentator.
Ebenfalls völlig verschenkt: Die beiden Promi-Joker - in der ersten Folge Luke Mockridge und Jeannine Michaelsen. Über weite Strecken hinweg sitzen die beiden am Bühnenrand und verfolgen das Geschehen lediglich passiv. Das ist etwas schade, schließlich haben sie in Sachen Shows viel Erfahrung. Zugleich wirft sich aber auch die Frage auf, welchen Sinn der Einsatz von Jokern bei Schätzfragen eigentlich haben soll. Am Ende bleibt vor allem hängen, dass Luke am Sonntag seine neue Staffel von« Luke! Die Woche und ich» in Sat.1 startet – aber vielleicht war das ja auch wirklich der Hauptgrund seines Besuchs.
Fazit: So richtig kann man es als Zuschauer am Ende des Abends nicht verstehen, warum man bei ProSieben geglaubt hat, aus ein paar netten Schätzfragen eine gesamte Samstagabend-Liveshow konstruieren zu können. Den Ausgang einiger ulkiger Experimente zu erraten und darüber via App abzustimmen mag zweifellos einen gewissen Reiz haben. Derart langatmig umgesetzt wird die Show aber kaum an gleich vier Samstagabenden in Folge im Programm von ProSieben funktionieren.
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