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«American Horror Story» und Co. – Wie Anthologie-Serien zum Zeitgeist passen

Mit «Black Mirror», «Fargo» und anderen Pionieren sind abgeschlossene Seriengeschichten zum Hit geworden. In den nächsten Jahren rollt die große Anthologie-Welle auf uns zu…

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Jay Duplass: „Anthologien sind das Tinder des Fernsehens“


Perfektioniert hat das Anthologie-Konzept die Serie «American Horror Story» von Ryan Murphy, gestartet 2011. Mit ihr erlebte das Genre seine Renaissance, auf sie folgten zahlreiche weitere Vertreter. «American Horror Story» bietet einerseits eine gewisse inhaltliche Komplexität und einen wiederkehrenden Cast, die Schauspieler schlüpfen allerdings in immer neue Charaktere und Rollen. Die Serie verbindet also die Vorteile der klassischen und modernen Serienkonzepte. Gleichzeitig lotet sie inhaltliche Grenzen aus, indem sie verrückte Storylines und Charaktere entwirft, ekelhafte und blutige Szenen auf die Zuschauer loslässt – und so Reize setzt, die die Aufmerksamkeit der Zuschauer erhaschen. Über Staffelgrenzen hinaus schafft es Murphy oft, konzeptuell disruptiv zu denken: Die sechste Staffel war beispielsweise als Doku-Realityserie gestaltet, die siebte Staffel spielte mit der Angst von Bürgern in der Trump-Ära.

Nach «American Horror Story» machte vor allem der ausstrahlende Sender FX ernst mit dem Anthologie-Genre. Die meisten aktuellen Dramen sind dort verortet, darunter «Fargo», «American Crime Story», «Feud» und «Trust». Amazon hat unter anderem «Lore» und «Electric Dreams», Netflix solche Vertreter wie «Easy» und «Black Mirror». Auch HBO experimentiert mit dem Format in den Serien «High Maintenance» und «Room 104». Mark Duplass, Macher der letztgenannten Serie, brachte das Erfolgspotenzial im neuen Seriengeschäft auf den Punkt: „Du steigst ein, du schaust eine Episode, hast ein bisschen Spaß mit ihr, und du musst nicht einmal zurückkehren.“

Anthologien werden sich ihren gleichberechtigten Platz neben klassischen Serienstoffen erarbeiten, sie passen zum Zeitgeist. Unzählige Projekte befinden sich in der Entwicklung, darunter eine Horror-Anthologie von Guillermo del Toro («The Strain»), eine Wiederauflage des Klassikers «Twilight Zone», eine Gender- und Sex-Serie für HBO, eine Anthologie über die Sängerin Dolly Parton, eine Comedy über das komplizierte Liebesleben von Großstädtern, eine Immigranten-Anthologie und die Rückkehr von «True Detective» mit der dritten Staffel. Dies sind nur die interessantesten Projekte, die bei Anbietern wie Netflix, Amazon und Apple entstehen.

Jay Duplass bezeichnete Anthologien einmal auch als „Tinder des Fernsehens“. Ob es damit schwieriger wird, die große (Serien-)Liebe zu finden und eine emotionale Bindung aufzubauen? Sicher. Wie aber bei Tinder im realen Lieben kann vielleicht der große Treffer dabei sein. Wie dieser aussieht, hat die «Black Mirror»-Episode „San Junipero“ gezeigt, die als einer der größten und einprägsamsten Serienmomente 2016 gefeiert wurde. Eigentlich eine immense Herausforderung für Serienmacher, aber auch ein Anreiz: Immer wieder aufs Neue so gut abliefern, dass man nicht weggetindert wird.
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29.06.2018 10:58 Uhr Kurz-URL: qmde.de/101980
Jan Schlüter

super
schade


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