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Bitter für VOX: Der «Echo» verstummt komplett

Nach der schlagzeilenträchtigen Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang zieht die deutsche Musikindustrie die Konsequenzen aus der fortwährenden Kritik an dem Musikpreis.

Kurz kommentiert

Das Ende des «Echo» mutet zunächst einmal bitter an, bedarf es doch für eine solch große Musikindustrie wie der deutschen eines relevanten Musikpreises. Doch hatten wir einen solchen überhaupt in den vergangenen Jahrzehnten? Mehr noch als die Eklats um die Kollegahs, Farid Bangs und Frei.Wilds dieser Welt kann man das insofern in Frage stellen, dass sich der «Echo» stets damit begnügte, zu prämieren, was massenhaft gekauft wurde - ganz im Gegensatz zum fraglos relevanten Grammy, der sich wagt, nach Qualität und popkultureller Relevanz auszuzeichnen. Sollte die deutsche Musikindustrie einen solchen Schritt ebenfalls zu wagen bereit sein, kann das Ende des «Echo» also schon in wenigen Jahren auch als Geburtsstunde eines Musikpreises diskutiert werden, der für internationalen Glanz statt omnipräsenten Spott sorgt.
Kommentar von Manuel Nunez Sanchez zum Ende der «Echo»-Verleihung.
Der «Echo» hatte es hierzulande noch nie leicht und wurde für seine arg kommerzielle Ausrichtung schon des Öfteren kritisiert. Nachdem in diesem Jahr aber die öffentliche Debatte negativer denn je ausfiel, da man die deutschen Rapper Kollegah und Farid Bang trotz antisemitischer Inhalte in ihren Texten auszeichnete, zieht der Vorstand des Verbandes der Musikindustrie die Konsequenzen und stellt den Musikpreis mit sofortiger Wirkung ein. Diese Entscheidung wurde in einer außerordentlichen Sitzung des Verbandes in Berlin getroffen.

In einer offiziellen Mitteilung schreibt der Verband, dass der «Echo» "ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen" sei und prinzipiell für den drittgrößten Musikmarkt des Globus außer Frage stehe, dass er "weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht". Mit deutlicher Anspielung auf die beiden Rapper, ohne sie jedoch beim Namen zu nennen, heißt es weiter, ein solcher Preis dürfe "keinesfalls als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen" werden.

Zudem bittet der BVMI-Vorstand um Verzeihung für die Geschehnisse dieses Jahres, was nicht rückgängig gemacht werden könne, sich aber in Zukunft ebenso wenig wiederholen dürfe. Televisionärer Leidtragender dieser Entscheidung ist VOX, das in diesem Jahr mit einer Rückkehr zur Live-Ausstrahlung seine Einschaltquoten deutlich hatte ausbauen können, nun allerdings den Musikpreis nicht mehr ausstrahlen darf. Bis 2016 hatte Das Erste den Preis ausgestrahlt, im Zuge des schon damals latent ramponierten Images aber von weiteren Ausstrahlungen abgesehen.

Dem Bekunden des Vorstands zufolge sollen die Kriterien der Nominierung und Preisvergabe vollständig geändert werden - zugunsten einer qualitätszentrierteren Orientierung der Preisträger, ähnlich den Ablegern «Echo Klassik» und «Echo Jazz». Für die konkrete Ausgestaltung dieser Umorientierung soll es im Juni einen Workshop geben. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass der «Echo» Reformbestrebungen bekundet, Ähnliches tat er bereits vor wenigen Jahren - allerdings ohne die Marke einzustampfen. Und bislang auch ohne evidente Auswirkungen auf die Preisträger.
25.04.2018 15:04 Uhr Kurz-URL: qmde.de/100546
Manuel Nunez Sanchez

super
schade

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Tags

Echo Echo Jazz Echo Klassik

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Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
Familie Tschiep
25.04.2018 20:33 Uhr 5
Wobei der Name und das Design des Preises mir immer gut gefallen haben, meinetwegen kann man das behalten, nur braucht es eine Akademy, die die Entscheidung trifft.
Gnutzhasi
26.04.2018 08:36 Uhr 6
Krokodilstränen um einen vollkommen überbewerteten Preis in dem sich nur eine Branche feierte. Die Musik war denen immer schon egal. So gesehen kein Verlust.
Fernsehfohlen
26.04.2018 16:13 Uhr 7
Was ich ja gerade jetzt im Nachhinein ganz amüsant finde: Der reine Kommerz hätte in der Hip-Hop-Kategorie diesmal mit Kontra K sogar noch eine Option ermöglicht, mit der die (ja jetzt schon in die Entscheidung eingebundene) Jury einen erfolgreichen, relativ frischen, progessiven, stilistisch durchaus eigenständigen und inhaltlich über das plumpe Droppen knalliger Lines hinausgehenden Künstler hätte prämieren können. Offensichtlich war dafür unter den Experten die Mehrheit nicht groß genug (sofern überhaupt vorhanden)... mit den bekannten Folgen.





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