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Hören wir ab kommender Woche in die Röhre?

Nach aktuellem Stand bleiben ab Mittwoch viele (Auto)-Radios stumm. Warum ein Rauschen auf den UKW-Frequenzen droht…

Es wäre der Super-GAU für zahlreiche Radiosender und etliche Hörer, die entweder morgens am Küchentisch, im Auto auf dem Weg zur Arbeit oder wieder heim oder sonst wo Radio hören. Nach wie vor – das belegen alle Studien – ist das Radio ein beliebter und geschätzter Begleiter. Besonders morgens: Große Radiostationen versammeln laut Media-Analyse morgens teils über eine Million Hörer, es wird geschätzt, dass sich weit mehr als zwei Drittel der Bevölkerung morgens von klassischen Radioprogrammen wecken lassen. Ab Mittwoch könnte die Morgenberieselung anders klingen – deutlich anders.

In großen Teilen Deutschlands sieht es derzeit so aus, als würde ab Mittwoch nur noch Rauschen übertragen werden. Warum? Es gibt einen Streit zwischen den Betreibern der UKW-Antennen und Sendenetzen. Die WELT berichtet davon, dass rund zehn Millionen Menschen in Deutschland unmittelbar davon betroffen sein könnten, wenn kein Kompromiss gefunden wird. Möglich gemacht wurde das komplizierte Konstrukt, das jetzt für Probleme sorgt, vor einiger Zeit, weil man eigentlich für Wettbewerb sorgen wollte. Einst gab es ein Monopol, der UKW-Sendebetrieb (über den immerhin weit mehr als 90% der Radionutzung stattfindet) wurde zunächst von der Deutschen Post und dann von der Deutschen Telekom geleitet. 2016 entschied die Politik, den Markt zu öffnen. Die Frequenzen wurden an Freenet verkauft und genau diese Firma sieht das UKW-Geschäft inzwischen als nicht mehr lukrativ an.

Jetzt wird es ein bisschen kompliziert: Weil quasi das komplette Netzwerk den freien Marktregeln unterliegt, können sich große Sender auch an andere Netzbetreiber wenden: Uplink oder Divicon sind solche Firmen – diese allerdings müssen ihrerseits Preise für die Miete der Antennen aushandeln – und hier hakt es. Mitte März noch konnte man sich soweit einigen, dass der komplette Blackout zumindest verschoben wurde – eben auf kommenden Mittwoch. Seitdem herrscht in den Verhandlungsrunden aber Stillstand. Das zu Freenet gehörende Media Broadcast, das nur noch begrenzt Lust auf dieses Geschäftsfeld hat, hatte sich durchgerungen, noch bis Ende Juni weiterzumachen. Somit würden alle verhandelnden Parteien nochmals Zeit gewinnen.

So weit, so gut? Nicht ganz. Die Freenet-Tochter Media Broadcast verlangt von den Sendern eine offizielle Beauftragung – und die hat sie bisher nur von den Wenigsten. Es geht grob um rund 40 Programm-Veranstalter, einem WELT-Bericht zufolge fehlt aber der Auftrag von drei Viertel dieser. Noch bis Montagmorgen will man abwarten heißt es – wer sich bis dahin nicht gemeldet hat, wird am Mittwoch abgeschaltet. Im Auto-Radio wäre dann nur noch Rauschen zu hören.

Welche Sender sind betroffen? Fast alle populären – darunter alle NDR-Programme, der MDR, die Senderkette Radio NRW, sogar das Deutschlandradio. Unter den Privaten droht auf den Frequenzen von FFH und BigFM unter anderem der Ausfall des Signals. Gerade für die Privatsender wäre das mögliche Szenario eine Katastrophe. Sie verdienen ihr Geld ausschließlich über Werbeeinnahmen und die Werbenden werden sicherlich nicht mögen, wenn anstatt ihrer Reklame nur noch ein Rauschen zu hören ist.

Genau deshalb wird man sich – mutmaßlich – vorerst erneut einigen. Dann gilt die Schonfrist bis Ende Juni. Spätestens dann aber müssen sich Firmen wie Uplink oder andere in Sachen Antennenmiete geeinigt haben. Von einem Blackout nämlich würde überhaupt niemand profitieren.
07.04.2018 09:43 Uhr Kurz-URL: qmde.de/100145
Manuel Weis

super
schade

28 %
72 %

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