Am kommenden Sonntag strahlt das ZDF die erste von zwei Folgen der aufwändigen Dokumentation
«Die Mongolen – Im Reich des Dschingis Khan» aus. Was erfahren die Zuschauer über den Mythos der Nomaden und über den Mongolenfürsten, der sogar bis nach Europa vordrang? „Kritiker“ Alexander Krei hat Teil eins bereits vorab gesehen.
InhaltDas größte Weltreich aller Zeiten wurde von einem Nomadenvolk begründet. Aus einem kleinen Kerngebiet in der asiatischen Steppe begann im 13. Jahrhundert der Siegeszug der Mongolen unter ihrem legendären Herrscher Dschingis Khan. Seine Nachfolger stießen bis ins christliche Abendland vor und wären mit Sicherheit bis an den Atlantik gelangt - doch sie verschwanden ebenso unvermittelt, wie sie gekommen waren.
Der Mongolensturm aber hatte Europa in seinen Grundfesten erschüttert. Panische Angst vor den fremden Kriegern, "die aus der Hölle kamen", führte zur Legendenbildung und Klischees, die bis heute fortbestehen. Doch wo liegen die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit?
Der erste von zwei Teilen der Dokumentation schildert die Jugend und den Aufstieg des Nomadenjungen Temudschin, der im Jahr 1206 zum Dschingis Khan, dem "Ozeangleichen Herrscher", erhoben wird. Der Film rekonstruiert die Gründe für die militärischen Erfolge der straff geführten Reiterarmee, veranschaulicht die Wendigkeit der Steppenpferde und zeigt die Kunst des Bogenbauens, die heute noch in der Mongolei gepflegt wird. Doch Dschingis Khan ist nicht nur ein erfolgreicher Kriegsherr, sondern auch ein weitsichtiger Staatsmann. Er lässt ein einheitliches Recht der Steppe schriftlich fixieren und übernimmt aus China die effiziente Bürokratie, gemäß dem Grundsatz: "Du kannst ein Reich vom Rücken eines Pferdes aus erobern, doch du kannst es nicht vom Rücken eines Pferdes aus verwalten." Der Nomade Dschingis Khan gründet 1220 eine Stadt - Karakorum. Deutsche Wissenschaftler graben die Grundmauern dieser einstigen Mongolen-Hauptstadt aus, deren Ruinen in der asiatischen Steppe seit Jahrhunderten in Vergessenheit geraten waren.
KritikNach dieser Dokumentation weiß man, warum Rundfunkgebühren notwenig sind: Exklusiv für diesen Film entstand eine aufwändige Rekonstruktion der Metropole, deren Einzigartigkeit manches Vorurteil zurecht rückt. In nicht gekünstelt wirkenden Szenen wird das Leben zur Zeit des 13. Jahrhunderts nachgespielt. Die Dokumentation schafft es, den Zuschauer in die Welt von Dschingis Khan eintauchen zu lassen.
Toll sind auch die Vergleiche mit dem Leben der Nomaden heute. Man bekommt schnell ein Gefühl dafür, wie hart das Leben für diese Menschen sein muss. Einschätzungen von Experten und eine wunderbare Hintergrundmusik machen diese zweiteilige Dokumentation zu einem Fernseherlebnis und sind eine gute Alternative zu den bei RTL II und ProSieben ausgestrahlten Wissensmagazinen am Sonntag.
Wer sich für Zusammenhänge zwischen Geschichte und Realität interessiert, der wird an der neuesten «ZDF Expedition» von Christian Twente große Freude haben. Zu kritisieren gibt es nichts; höchstens, dass man schon nach jeweils 45 Minuten wieder aus dem Reich der Mongolen verbannt wird. Aber dafür kann das ZDF auch nichts… Daher gibt es ganz klar die Höchstpunktzahl für die aufwendige und überzeugende Reihe.
«ZDF Expedition: Die Mongolen» (Teil 1): Sonntag um 19:25 Uhr im ZDF