Die glorreichen 6 – Bemerkenswerte Regiedebüts (Teil IV)
Es gibt zahlreiche denkwürdige Regiedebüts – Quotenmeter.de präsentiert einen bunten Querschnitt aus Filmen, mit denen Regisseure direkt zu Karrierebeginn eine Marke gesetzt haben. Wie die Coens mit «Blood Simple».
Die Handlung
Filmfacts: «Blood Simple»
Regie, Drehbuch, Produktion : Ethan und Joel Coen
Darsteller: John Getz, Frances McDormand, Dan Hedaya, Samm-Art Williams, M. Emmet Walsh
Musik: Carter Burwell
Kamera: Barry Sonnenfeld
Schnitt: "Roderick Jaynes" (Ethan und Joel Coen), Don Wiegmann
Laufzeit: 96 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1984
FSK: ab 18 Jahren
Die Ehe zwischen Abby (Frances McDormand) und Barbesitzer Julian Marty (Dan Hedaya) liegt in Scherben – nicht zuletzt, weil Julian ein durch und durch misstrauischer Typ ist. Nun heuert er sogar einen Privatdetektiv an, um zu beweisen, dass sie ihn hintergeht. Dass sich Julian mit dem ominösen Visser (M. Emmet Walsh) einen ungeheuerlich zwielichtigen Typen für diesen Job angelacht hat, ist ihm herzlich egal – entscheidend ist allein, Beweise in der Hand zu halten, dass Abby es mit einem anderen Mann treibt.
Es dauert nicht lange, bis Visser anschauliche Beweise liefert, dass Abby eine Affäre mit Barkeeper Ray (John Getz) unterhält. Julian geht an die Decke und gibt Visser 10.000 Dollar, damit dieser die Fremdgeherin und den unehrlichen Angestellten im Schlaf zu ermordet. Doch Julian hat die Rechnung ohne Vissers ruchlose Seite gemacht …
Die Regisseure
Joel und Ethan Coen zählen zu den am meisten gefeierten aktiven US-Regisseuren. Das Duo, das seine Filme stets gemeinsam inszeniert, produziert und schreibt sowie schneidet, gewann bereits die Goldene Palme sowie vier Academy Awards. Obwohl sich die Coens munter durch die Genrelandschaft arbeiten, haben sie einen unverwechselbaren Stil: Die meisten ihrer Filme sind tonal ambivalent und lassen sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten. So ist «A Serious Man» zum Beispiel wahlweise eine biblisch inspirierte Tragödie oder eine pechschwarze Komödie, während «No Country for Old Men» etwa Elemente aus Thriller, Neo-Noir-Western, gesellschaftskritischem Drama und ironischer Genredekonstruktion vereint.
Generell zieht sich durch die Arbeit der Coens ein schwarzer Sinn für Humor, eine Vielzahl an literarischen und filmhistorischen Referenzen sowie eine ruhige, malerische Kameraarbeit – oftmals dank der lebenden Kameralegende Roger Deakins.
Die 6 glorreichen Aspekte von «Blood Simple»
«Blood Simple» ist für alle Coen-Fans, die ihr Debüt noch nicht kennen, ein absolutes Muss – nicht zuletzt, weil es wie die raue Generalprobe zu «Fargo» wirkt. Hier, wie später in ihrem Oscar-prämierten 90er-Film, ziehen Ehestreitereien blutige Konsequenzen nach sich – in einem unvorhersehbaren Mix aus Gewaltspitzen und skurrilen Situationen, die von albern-trotteligen Figuren vorangetrieben werden. All dies garniert mit einer Fülle an Film-noir-Referenzen.
Der Einfluss des Film-noir-Genres beschränkt sich allerdings nicht bloß auf kleine "Easter Eggs": die Arbeit des Kameramanns Barry Sonnenfeld ist von starken Schattenwürfen und prägnanten Lichteinfällen geprägt, während Komponist Carter Burwell auf einen minimalistischen, ominösen Score setzt, der mit seinem kühlen Piano-Leitthema so auch aus einem 40er-Thriller stammen könnte. Nur, dass in «Blood Simple», anders als in vielen Film-noir-Produktionen, nie ein etwaiger Twist im narrativen Fokus steht. Stattdessen telegrafieren die Coens quasi jeden relevanten Plotpunkt mit steigender Deutlichkeit voraus – so dass sich eine bittere Ironie ergibt, wann immer das, was das Publikum kommen sieht, die Figuren einholt. Diese Verschränkung aus Verpackung und Plotmechanismen wäre jedoch nichts ohne das Schauspiel von Frances McDormand, die ähnlich wie später in «Fargo» ihre skurril entworfene Rolle durch lebensnahe Mimik mit Dreidimensionalität füllt.
«Blood Simple» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie Amazon und iTunes als Stream verfügbar.
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