2018 wird spannend – nicht nur wegen eines weiteren Specials der überragend laufenden RTL-Serie «GZSZ», sondern auch wegen diverser Neustarts. Gleich drei Piloten sind für Sat.1 in der Mache, für RTL machen die Daily-Spezialisten das neue «Freundinnen». Ein Gespräch über Hits und Flops, Chance und Risiko für die Sender und über «Verbotene Liebe» als Hit bei YouTube.
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Meine Vermutung wäre aber momentan, dass zuerst eine Weekly auf den Plattformen zu sehen sein wird. Das ist eine preisgünstigere Variante, die aber das Publikum ebenso binden kann.
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Markus Brunnemann, Geschäftsführer UFA Serial Drama über neue Anbieter wie Netflix, Amazon und Co
Wie weit sind wir eigentlich von einer Daily für einen der Streaming-Dienste entfernt?
Mein Kollege Joachim Kosack hat vor einiger Zeit gesagt: Es gibt keinen besseren Klebstoff als eine Daily. Natürlich reden wir auch mit den neuen Partnern. Meine Vermutung wäre aber momentan, dass zuerst eine Weekly auf den Plattformen zu sehen sein wird. Das ist eine preisgünstigere Variante, die aber das Publikum ebenso binden kann.
Ich stelle die Frage auch vor dem Hintergrund, dass «Sturm der Liebe» in der ARD-Mediathek (ja auch eine Art Streaming-Dienst) Top-Abrufzahlen hat…
Auch «GZSZ» läuft auf Abruf ganz prima. Gehen Sie mal auf unseren YouTube-Channel und dort zu «Verbotene Liebe». Auch Jahre nach der Absetzung erzielen wir dort ganz erhebliche Klickzahlen. Jeder weiß ja, dass selbst Hardcore-Fans es nicht schaffen fünf Folgen ihrer Lieblingsserie pro Woche linear zu sehen, sondern der Durschnitt eher bei drei Folgen liegt. Es ist also wunderbar zu wissen, dass die Fans jetzt drei Folgen im Fernsehen anschauen und die verpassten Geschichten dann auf Abruf nachholen.
Sie haben die besseren Quoten angesprochen – und auch nötige gute Ideen auf Sendeplätzen, wo es nicht so viel Geld gibt. Für «Unter Uns» haben Sie da zeitweise eine sehr spezielle Produktionsweise erdacht…
…die wir inzwischen wieder rückgängig gemacht haben. Es stimmt, dass wir eine Zeit lang acht Folgen pro Woche produziert und dafür dann immer eine längere Pause gemacht haben. Mittlerweile produzieren wir aber sechs Folgen pro Woche. Warum? Bei acht Folgen die Woche gibt es einfach produktionelle Einschränkungen, die auch Auswirkungen auf die Geschichten haben. Im Übrigen freuen wir uns besonders, dass wir jetzt mit «Freundinnen» unser eigenes Lead-In für «Unter uns» produzieren, davon erhoffen wir uns einen positiven Effekt.
Über eine Personalie haben wir nicht gesprochen: Dr. Peter Süß, ganz früher Chefautor bei «GZSZ», dann mehr als zehn Jahre der Herr der Geschichten bei «Sturm der Liebe». Er ist aus dem Fürstenhof ausgecheckt und eingezogen im Zentrum bei den Steinkamps…
…und auch wieder ausgezogen. Seit Jahresbeginn ist er verantwortlich für zwei der Sat.1-Piloten. Er hat große Erfahrung in diesem Bereich. Bei «Alles was zählt» haben wir eine neue Struktur geschaffen; wir haben dort einen sehr starken Line-Producer mit Kai Keppner und einen sehr erfahrenen Creative Producer mit Peter Schlesselmann.
Aber Peter Süß hat in dem Jahr bei «AWZ» wichtige und neue Impulse gegeben?
Das war ja die Idee. Wenn man jemanden von außen holt, dann will man neue Betrachtungsweisen. Bei «Alles was zählt» war das kreative Team zehn Jahre lang fast ohne Veränderungen zusammen. Es war ganz wichtig, dass wir da neue Ansätze eingebracht haben. Ferndiagnosen wie von Ihnen vorhin sind ja manchmal auch nicht ganz falsch. Sie sind hilfreich.
Ende März startet von Ihnen ein Primetime-Format, eine Art Krimi mit Impro-Elementen… Verrückte Sache, nicht wahr?
Es gibt ein erfolgreiches britisches Format namens «Suspects», das unser Vorbild für «Tatverdacht - Team Frankfurt ermittelt» war. Guido Reinhardt hatte diese Idee, die sehr gut zu uns passt. Wir haben «Hinter Gittern» erfolgreich gemacht, waren mit «Block B» schon im Crime-Genre unterwegs. Wir konnten bei der Produktionsweise unser ganzes Know-How auch aus den Dailys einbringen. Allerdings mit dem Unterschied, dass wir bei dieser Produktion nicht ganz klassisch arbeiten. Es gibt bei «Tatverdacht - Team Frankfurt ermittelt» keine Drehbücher, sondern nur Szenen-Abläufe. Die Schauspieler improvisieren, was mehr Authentizität bringt. Das Format steht uns, wie ich finde, sehr gut zu Gesicht und ich freue mich sehr, dass RTL die Serie ab dem 22. März donnerstags um 22.15 Uhr zeigen wird. Ein toller Slot.
Danke für das Gespräch.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
24.03.2018 12:50 Uhr 2
24.03.2018 14:37 Uhr 3
Bei der Freundinnen-Soap habe ich meine Zweifel. Die Grundidee ist aus anderen Serien bekannt, es hat auch keinen Dreh, der etwas Neues daraus macht, der Verzicht auf Studio ist nichts Neues mehr, selbst der Titel ist nichts Neues mehr.
03.04.2018 16:24 Uhr 4
Das im Interview erwähnte Verantwortungsgefühl sollte sich auch auch auf Fairness für die eigenen Angestellten beziehen, denn sie bilden die Säulen für den langjährigen Erfolg der etablierten Serien. Da Herr Brunnenmann allerdings noch nicht all zu lange in der Verantwortung steht, muss man ihm diese Missstände fairer Weise auch nicht direkt vorwerfen. Aber wie hieß es ja auch immer bei "Alles was zählt": "Es ist nie zu spät!"