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«Red Sparrow»: Jennifer Lawrence erobert die Macht über ihren Körper zurück

Sie ist die Herrin über ihren Körper: Der Agententhriller «Red Sparrow» ist Jennifer Lawrences Antwort auf den iCloud-Hackerangriff 2014.

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Kühle Selbstbestimmung tritt ein, wo zuvor Scham war


Frei nach dem Motto "Ach, ihr wollt meinen Körper sehen? Unbedingt, ja? Okay … immer noch?" spielt Jennifer Lawrence alle Szenen, die theoretisch ausbeuterisch sein könnten, mit einer ihrer Figur innewohnenden, galligen Abscheu. Francis Lawrences fängt den Körper seines Stars mit einer unsexualisierten Abgeklärtheit ein: Die zumeist stählern-gräulich-bläulichen Bilder des Kameramanns Jo Willems pressen, bildlich gesprochen, die Lebendigkeit aus Lawrences Haut, die akribisch gewählten Kameraeinstellungen nehmen subtil, aber bestimmt, die Mechanik der Sex-, Folter- und Sexfolterszenen in den Fokus. In diesem Film wird das nichts mit "Die heiße Agentin Jennifer Lawrence, die ihren knackigen Körper als Waffe verwendet", ganz gleich, wie dringlich manche Marketingmaterialien «Red Sparrow» diesen Stempel aufzudrücken versuchen.

So sehr die Parallelen zwischen Hautfigur und Hauptdarstellerin das Thrillerdrama bestimmen mögen, ist es jedoch nicht so, als hätte Drehbuchautor Justin Haythe aus der Romanvorlage einen Sexthriller geformt: Der «Lone Ranger»- und «A Cure for Wellness»-Drehbuchautor nutzt Sex zwar, um einige Wendepunkte in Dominikas Wandlung voranzutreiben, die Rückeroberung ihrer Selbst treibt Haythe dennoch größtenteils auf andere Weise fort. Sukzessive lässt er die geschockte, traumatisierte Heldin an Härte gewinnen, in nachvollziehbaren Schritten gewinnt Dominika an Abgeklärtheit hinzu und findet immer geschicktere Wege, ihre Agenda, die Agenda ihrer Auftraggeber und die Sehnsüchte ihrer Zielpersonen auszubalancieren – auch, ohne blank zu ziehen.

Dadurch, dass Haythe zwar einerseits unmissverständlich durchschimmern lässt, dass Dominika ihre Eigenständigkeit und ihren Selbststolz zurückgewinnt, andererseits jedoch ihr endgültiges Ziel im Unklaren lässt, ist «Red Sparrow» keine rund 140-minütige Charakterstudie mit einem voraus telegrafierten Ende. Der Spionagefilm zieht durchweg Suspense daraus, wo die Titelheldin letztlich hinsteuert und wer sich in diesem verstrickten Komplott dumm stellt oder wirklich naiv ist – damit erhält Jennifer Lawrences "Celebgate"-Abrechnung auch einen konventionellen Haken, an dem sich Fans des langsam brodelnden Agentenkinos festhalten können.

Erst gegen Schluss verzettelt sich «Red Sparrow» in betont detaillierten Erklärungen des Geschehens, doch sonst verlassen sich Francis Lawrence und Justin Haythe darauf, dass ihr Publikum die sich behutsam entwickelnden Teilkonflikte selber in einen größeren Kontext setzt. Vereinzelte, für eine FSK ab 16 Jahren recht harsche Gewaltspitzen und mit besonnenem Tempo eingefangene Actionpassagen geben dieser Romanadaption über den das Projekt bestimmenden Metaspekt hinausgehende, zusätzliche Rauheit.

Dass das Ensemble abseits der Hauptdarstellerin zumeist funktionale Darbietungen abgeben, von Stichwortgebern (Schoenaerts, Jeremy Irons) über Feindbildern (Charlotte Rampling) bis hin zum schwer durchschauberen Gegenpart (naiv oder sensationell gut im Bluffen: Joel Edgerton als CIA-Agent Nathaniel Nash) ist hier eher Nebensache. «Red Sparrow» gehört allein Jennifer Lawrence sowie ihrer Mission, sich zurückzuerobern, und Francis Lawrence stellt sich mit seiner frostigen, zwischen streng und elegant chargierenden Inszenierung ganz in ihren Dienst.

«Red Sparrow» ist ab dem 1. März 2018 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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27.02.2018 18:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/99302
Sidney Schering

super
schade

91 %
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Tags

A Cure for Wellness Die Tribute von Panem Lone Ranger Red Sparrow

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Es gibt 32 Kommentare zum Artikel
Neo
05.03.2018 18:50 Uhr 30
Na, es fällt jetzt auch schon stark unter trollen hier. Hat wenig Sinn mit Leuten zu diskutieren, die nichts konkretisieren können, auf Google und irgendwelche Verschwörungstheorien verweisen.

Letztendlich geht es doch nur darum, irgendwie recht zu behalten, obwohl wirklich alles (außer eben die ganzen Deppenseiten - man kanns nicht anders sagen) dagegensprechen. Ich unterstelle jetzt einfach mal, dass auch dir das bewusst ist und du dich darauf eingeschossen hast, trotzdem darauf zu beruhen, obwohl dein Post im Bezug auf die Aussage eine Makulatur sondergleichen darstellt.



Wäre ja auch zu einfach das Interview zu schauen und eben anhand dessen zu argumentieren. So fehlt halt wirklich jede ernstzunehmende Grundlage. Und es regt mich nicht wegen der Person auf. Mich nerven einfach solcherlei Unterstellungen, die eine Person zu diffamieren versuchen und das ist eben Populisten-Style, wie ihn gewisse Anhänger von Gruppierungen nutzen. In dem Fall sind darauf insbesondere Trump-Anhänger angesprungen.
anna.groß
05.03.2018 19:11 Uhr 31


Hatte auch nie vor zu diskutieren. Habe nur meine Meinung gesagt. Wenn du darauf nicht klar kommst, ist das nicht mein Problem. Ich lasse dir deine Meinung auch und versuche hier niemanden vom Gegenteil zu überzeugen. Punkt.
Waterboy
05.03.2018 19:35 Uhr 32
Ah ja

Na dann Punkt
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