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Die Kritiker: «Tatort: Borowski und das Land zwischen den Meeren»

In auslandend inszenierten Traumsequenzen steht Borowski in seinem neuen Krimi mit blutverschmierten Händen am Strand, während ihn in der Realität eine friesische Femme Fatale anzieht. Viel Fassade, wenig Inhalt.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Axel Milberg als Klaus Borowski
Christiane Paul als Famke Öjen
Thomas Kügel als Roland Schladitz
Beat Marti als Oliver Teuber
Anja Antonowicz als Dr. Kroll
Anna Schimrigk als Maren Schütz
Marc Zwinz als Iversen

Hinter der Kamera:
Produktion: Nordfilm Kiel GmbH
Drehbuch: Peter Bender, Ben Braeunlich und Sven Bohse
Regie: Sven Bohse
Kamera: Michael Schreitel
Produzentin: Kerstin Ramcke
Oliver Teuber (Beat Marti) war mal ein hohes Tier im Kieler Baudezernat. Als aufflog, dass er mehrere Hunderttausend Euro veruntreut hatte, suchte er das Weite und war nie wieder gesehen – bis jetzt, als er in einem einsamen Haus auf einer verschlafenen nordfriesischen Insel tot in der Badewanne aufgefunden wird. Seine verstörte Partnerin Famke Öjen (Christiane Paul) hat umgehend die Polizei verständigt, ist aber bei der Befragung durch die Polizisten keine große Hilfe: Sie weiß so gut wie nichts über den Mann, mit dem sie in den letzten Monaten eine so intime Beziehung geführt hatte: ein klassischer Fall von Amour fou, einer „Liebe, die keine Vergangenheit kennt und keine Zukunft hat“, konstatiert Borowskis Vorgesetzter bedeutungsschwanger.

Als Borowski seine Ermittlungen in der friesischen Provinz aufnimmt, fühlt er sich bald zu dieser Famke Öjen hingezogen. Schließlich verbringen sie eine Nacht miteinander – nach der sie sich in seinem Badezimmer die Pulsadern aufschneidet. Doch trotz des Tobens seines Vorgesetzten bleibt das für ihn eher ein organisatorisches als ein tiefgreifendes Problem: Ihn plagen seltsame Vorahnungen und Albträume, in denen er mit blutverschmierten Händen am Strand steht, wo ein Wirbelsturm aufzieht.

Diese düsteren Motive werden von den exzentrischen bis hinterwäldlerischen Dorfbewohnern gefüttert, besonders von einer älteren Frau, die ihr ganzes Dasein auf ihren religiösen Wahn auszurichten scheint. Vor Jahrhunderten sei eine Insel im Meer versunken, wegen der Rache Gottes, nachdem die Pfaffen dort den Schweinen die Sakramente verliehen hatten. Eine alte Schauerlegende, meint Borowski zuerst. Nein, alles historisch verbürgt, kontert die Alte.

„Borowski und das Land zwischen den Meeren“ will mit den Motiven des Untergangs, der Verderbtheit und des Exzesses nicht nur visuell spielen, indem neben der realen auch eine Traumwelt etabliert wird, in der Borowski und Famke Öjen noch enger zueinander finden. So ganz will das nicht gelingen – denn die auf eine Vermeidung von Komplexität getrimmte Dramaturgie, die hauptsächlich die Haltestationen eines Rätselkrimis bedienen will, verhindert leider jedwede Möglichkeit zu einer ernsthaften, wirklich ergreifenden Begegnung mit diesen Themen.

Ärger noch: Die eigentümliche Beziehung zwischen Borowski und seiner friesischen Femme Fatale wird so diffus und oberflächlich geführt, dass sie nicht nur einmal die Grenzen zur Lächerlichkeit zu überschreiten droht. „Und trotzdem lässt man Sie weiter ermitteln?“, fragt da nicht nur Dorfpolizistin Schütz (Anna Schimrigk) leicht verwundert, als sie Wind von der dubiosen Anziehung zwischen dem Kommissar und der Verdächtigen bekommt.

Man kann sich des Eindrucks nicht verwehren, dass dieser neue Borowski-Fall den Geist der (wenigen) gelungenen, tiefgreifenden «Tatort»-Experimente atmen will, die die ARD mit Hinblick auf jene Zuschauer eindämmen will, die ihre Sonntagabendkrimis nur zwischen Wasch- und Toilettengängen konsumieren. Wenn dieser Senderpolitik Filme wie „Borowski und das Land zwischen den Meeren“ zum Opfer fallen sollten, wäre das ein akzeptabler Kompromiss. Denn die augenscheinlich kunstvoll gedachten visuellen Motive und die unkonventionelle Dramaturgie, die meint, sie könnte psychologisieren, indem sie sich eine diffuse Anziehung zwischen Kommissar und Verdächtiger zurechtschreibt, wirken nur vorgeschoben. Erzählt werden vielmehr abgestandene Banalitäten, während das dramaturgische Gerüst so stoisch wie kunstlos eine im Kern variationsarme Krimi-Narrative abarbeitet: eine aufwendige Fassade für einen ziemlich trivialen Inhalt.

Das Erste zeigt «Tatort – Borowski und das Land zwischen den Meeren» am Sonntag, den 25. Februar um 20.15 Uhr.
24.02.2018 03:06 Uhr Kurz-URL: qmde.de/99264
Julian Miller

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Tags

Tatort

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
24.02.2018 09:45 Uhr 1
Das wird wahrscheinlich mit der erste "Borowski" werden, den ich mir nicht ansehen werde....beim dem Trailer dachte ich echt, was soll das werden, was bitte hat das mit einem tatort noch gemein??
Gernspieler
26.02.2018 12:26 Uhr 2
Ich schaue Axel Milberg gerne, aber dieser Tatort gestern war eine Zumutung, wie viele vorher. Meine Frau ging schlafen: "Nicht mein Ding. Tue ich mir nicht an!" Ich habe ausgeharrt, Hätte bei arte gezeigt werden könne. Musik erinnerte mich an frühere Courths-Mahler-Filme. Nein Danke!
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