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Die Kritiker: «Unter Verdacht – Die Guten und die Bösen»

Der jüngste «Unter Verdacht»-Fall ist topaktuell, doch das allein macht noch keine große Fernsehkost.

Cast und Crew

  • Regie: Johannes Grieser
  • Drehbuch: Michael Gantenberg
  • Darsteller: Senta Berger, Rudolf Krause, Gerd Anthoff, Bortey Wendler, Rainer Haustein, Bibiana Beglau, Andreas Guenther, Tan Ipekkaya, Rafael Koussouris
  • Schnitt: Michael Reysz
  • Kamera: Volker Tittel
  • Musik: Sebastian Pille
Zwischenzeitlich war ein Ende der Krimireihe «Unter Verdacht» im Gespräch. Angesichts dessen, wie gut die Neunzigminüter mit Senta Berger in der Hauptrolle zuletzt ausfielen, ist eine Fortführung des Formats durchaus erfreulich. Nur können offensichtlich nicht alle Folgen so gut sein wie das im Sommer 2017 ausgestrahlte "Beinahefinale" «Verlorene Sicherheit».

«Die Guten und die Bösen», Fall Nummer 27 der Krimireihe, orientiert sich zwar, wie viele seiner Vorläufer, an schlagzeilenträchtigen Themen. Doch dieses Mal mangelt es der Eikon-Media-Produktion an Differenziertheit sowie an Fingerspitzengefühl in der Verquickung von genrebedingten Erzählkonventionen einerseits und der Behandlung aktueller, gesellschaftsrelevanter Missstände andererseits.

Ein jugendlicher Flüchtling, der aus einem Heim davongelaufen ist, wird von der Polizei zurückgebracht – und dabei von ihr ruppig behandelt. Als sich die Heimleiterin darüber beschwert, versucht der Junge, sich erneut aus dem Staub zu machen – doch beim Sprung vom Dach verletzt sich der 13-Jährige tödlich. André Langner (Rudolf Krause) und Eva Maria Prohacek (Senta Berger) untersuchen die Beamten, über die sich beschwert wurde, und geraten dabei mit ihrem Chef Dr. Claus Reiter (Gerd Anthoff) aneinander.

Die Ermittlungsarbeiten erweisen sich zu allem Überfluss auch ohne den stressenden Vorgesetzten als knifflig: Zwei Zeugen, Chandu (Bortey Wendler) und Djamal (Tan Julius Ipekkaya), sind auffällig gesprächsunwillig. Nach und nach enthüllt sich, dass ein Netz aus skrupellosen Ausbeutern Flüchtlinge als Sklaven feilbietet. Währenddessen bekommen es die Notleidenden und die an ihrem Schicksal interessierten Beamten mit einer Flut an Rassismus zu tun ...

Die Intentionen des neuen «Unter Verdacht»-Films sind redlich: Er spricht Themen wie Polizeigewalt und internalisierten Rassismus an und hat mit einem ultrarechten, Fakten verzerrenden "Gelehrten" quasi einen Repräsentanten des Großteils der AfD-Mitgliedschaft als widerliche Nebenfigur zu bieten. Da sollen die hasserfüllten Populisten noch einmal behaupten, sie würden nicht oft genug im Fernsehen repräsentiert! In der Umsetzung scheitert «Die Guten und die Bösen» jedoch daran, diese Themen so souverän in eine differenzierte Krimihandlung einzuarbeiten, die sich in so komplexer Gesellschaftskritik übt, wie von «Unter Verdacht» gewohnt.

Stattdessen bleiben sämtliche Schurken übertrieben offensichtliche Widerlinge, die unentwegt rassistischen Unsinn von sich geben – und klar, davon gibt es einige. Doch längst nicht alle Rassisten geben sich so schnell als solche zu erkennen. Und angesichts der sonst so genau beobachtenden Herangehensweise dieser Reihe und dem generell gediegen-dramatischen Tonfall dieses Films, hätte der Verzicht auf die Brechstange in der Charakterzeichnung der Antagonisten diesem routiniert inszenierten Neunzigminüter gut getan.

Ebenso sind die erklärenden Monologe, in denen Figuren ihre Haltung erläutern, recht hölzern und belehrend in das Dialogskript eingewoben, so dass das Ensemble gelegentlich mit den unrealistisch entworfenen Gesprächssituationen zu kämpfen hat. Dies alles drückt den Gesamteindruck, selbst wenn Berger gewohnt souverän zwischen taff und einfühlsam changiert und die Szenen, die sich mit den Opfern befassen, auf Empathie pochen, ohne schmalzig zu werden.

«Unter Verdacht – Die Guten und die Bösen» ist am 24. Februar 2018 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
22.02.2018 18:02 Uhr Kurz-URL: qmde.de/99206
Sidney Schering

super
schade

39 %
61 %

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Tags

Die Guten und die Bösen Unter Verdacht Verlorene Sicherheit

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