Die glorreichen 6 – Bemerkenswerte Regiedebüts (Teil I)
Es gibt zahlreiche denkwürdige Regiedebüts – Quotenmeter.de präsentiert einen bunten Querschnitt aus Filmen, mit denen Regisseure direkt zu Karrierebeginn eine Marke gesetzt haben. Wie John Huston mit «Die Spur des Falken».
Die Handlung
Filmfacts: «Die Spur des Falken»
Regie: John Huston
Drehbuch: John Huston; basierend auf dem gleichnamigen Roman von Dashiell Hammett
Darsteller: Humphrey Bogart, Mary Astor, Gladys George, Peter Lorre, Barton MacLane, Lee Patrick, Sydney Greenstreet
Musik: Adolph Deutsch
Kamera: Arthur Edeson
Schnitt: Thomas Richards
Veröffentlichungsjahr: 1941
Laufzeit: 101 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Der Malteserorden plante vor Jahrhunderten, einen goldenen, mit Juwelen bedeckten Falken an Karl V., den König von Spanien, zu überreichen. Doch Piraten kaperten die Galeone, auf der sich der Falke befand. Seither gilt das wertvolle Artefakt als verschollen. 1941 werden die aus San Francisco stammenden Privatdetektive Sam Spade und Miles Archer unwissend in die Suche nach dem Falken involviert:
Eine mysteriöse Frau erteilt ihnen den Auftrag, den zwielichtigen Floyd Thursby zu beschatten. Die Detektive denken, es drehe sich um einen aus romantischen Problemgründen motivierten Fall.
Doch schon bald eskalieren die Ereignisse, und Sam Spade muss erkennen, dass es nicht darum geht, einer eifersüchtigen Frau Genugtuung zu verschaffen. Und so versucht er, sich unbeschadet durch den Tumult zu bewegen, der rund um den Malteser Falken entsteht …
Der Regisseur
Auf die Gefahr hin, es mit Superlativen zu übertreiben: John Huston ist einer der einflussreichsten Regisseure Hollywoods. Er formte das Genre des Film noir zu dem, als das es in die Kinogeschichte einging, in den frühen 50er-Jahren erfanden er und Kameramann Oswald Morris wiederum den Farbfilm neu: Sie bewegten sich hinfort vom damals allgegenwärtigen "heller, bunter, strahlender", mal hin zu realistischeren Technicolor-Farbtönen, mal zu stärkerer Stilisierung – etwa im Litografie-Stil von «Moulin Rouge» oder im verwaschenen Look von «Moby Dick».
Produktionstechnisch gehörte der 15-fache für den Oscar nominierte Huston zu einem der größten Verfechter des Storyboardings im Realfilm – er plante seine Dreharbeiten akribisch vor, statt mit einem Berg an Material in den Schneideraum zu gehen und dort die Form seiner Filme zu finden. Der Autorenfilmer sollte Zeit seines Lebens zwei Academy Awards gewinnen – einen für die Regie, einen als Drehbuchautor.
Zudem traute sich John Huston selbst in der McCarthy-Ära, in seinen Filmen linksliberale Werte zu vertreten, Ende der 60er-Jahre inszenierte er wiederum mit «Spiegelbild im goldenen Auge» einen der ersten großen Hollywood-Filme, in denen empathisch das Leiden Homosexueller geschildert wurde, die sich zu dieser Zeit noch vor der gesellschaftlichen Verurteilung versteckten.
Die 6 glorreichen Aspekte von «Die Spur des Falken»
Dass Huston mit «Die Spur des Falken» eine langlebige Regiekarriere beginnen konnte, die auch Filme wie «African Queen» und «Asphalt-Dschungel» umfasst, und zudem das Film-noir-Genre mitformte, verwundert auch mit über 70 Jahren Abstand nicht: Der Regisseur und sein Kameramann Arthur Edeson («Casablanca») bauen auf eine scharfkantige Lichtsetzung, die sich von den weichen Studiobildern der damaligen Zeit absetzt und unterschwellig eine angespannte Atmosphäre erzeugt. Ergänzt wird dies durch niedrige Kamerawinkel, welche wiederholt die Decke der Schauplätze ins Bild rücken, was einerseits ein für jene Zeit recht rares Gefühl des Realismus erzeugt (und so die Fallhöhe des Geschehens vergrößert) und andererseits die klaustrophobische Wirkung der auf enge Schauplätze reduzierten Filmhandlung stärkt.
Ebenso stilbildend für den Film noir wie die Ästhetik von «Die Spur des Falken» ist die Charakterzeichnung Sam Spades: Der von Bogart gespielte Privatdetektiv ist ein Urgestein des cineastischen Anti-Helden – ein schroffer, kaltschnäuziger Rüpel, der seinen Partner hintergeht und die Regeln biegt, wie es ihm beliebt. Gleichwohl bleibt er durchweg sympathisch, da er, sobald es hart auf hart kommt, seinen Prinzipien treu bleibt und so einen redlichen Moralkompass entwickelt. Huston schien erkannt zu haben, welches Gold er da mit dem damals noch als B-Schauspieler betrachteten Bogart in der Hand hatte, stürzt sich der Regisseur doch auf Bogarts raues Charisma und rückt ihn nahezu die gesamte Filmlaufzeit über in den Fokus.
Doch auch Sydney Greenstreets Leistung als Kasper Gutman ist denkwürdig, findet Greenstreet doch durch seine Stimmfarbe Wege, den zentralen Monolog seiner Rolle nahezu hypnotisierend und unterschwellig-bedrohlich zu vermitteln, statt als plottechnisch motivierte Expositionsschlacht. Mary Astor indes wird hier zum Prototyp der US-amerikanischen Vorstellung einer femme fatale, mit sinnlicher Stimme und einer Inszenesetzung durch Huston, die durchweg Gefahr und Sünde suggeriert – was dieser Figur an Tiefsinn fehlt, macht sie durch Ikonografie mehr als wett.
«Die Spur des Falken» ist auf DVD und Blu-ray erschienen sowie via maxdome, Microsoft, videociety und Chili abrufbar.
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18.02.2018 18:30 Uhr 1