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Die Kritiker: «Der Zürich-Krimi - Borchert und die letzte Hoffnung»

Der Zürcher Rechtsanwalt Borchert grummelt sich durch seinen neuen Fall: Was ein relevanter Stoff hätte werden können, endet als Allerweltskrimi.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Christian Kohlund als Thomas Borchert
Ina Paule Klink als Dominique Kuster
Felix Kramer als Marco Furrer
Robert Hunger-Bühler als Reto Zanger
Jenny Schily als Louise Schneider
Lucie Heinze als Viola Schneider
Angela Roy als Marlene Vogt

Hinter der Kamera:
Produktion: Graf Filmproduktion GmbH
Drehbuch: Wolf Jakoby
Regie: Roland Suso Richter
Kamera: Max Knauer
Produzent: Klaus Graf
Anton Schneider (Beat Marti) ist am Ende seines Lebens angekommen, obwohl er erst 52 Jahre alt ist. Lange Zeit schon leidet er an Mulitpler Sklerose, deren Verlauf sich in den letzten Monaten so furchtbar verschlimmert hat, dass er nicht mehr leben will. In einem besonders schrecklichen Moment, als die Schmerzen jede Erträglichkeit übersteigen, hilft seine Frau Louise (Jenny Schily) ihm dabei, eine Überdosis Pentobarbital einzunehmen, damit er seinem Leben mit einem letzten Rest Würde ein Ende setzen kann.

Vor der gemeinsamen erwachsenen Tochter Viola (Lucie Heinze) hält sie dies geheim: Ihre Beihilfe zum Suizid des Vaters würde sie ihr vorwerfen. Doch da Viola den Verlust nicht akzeptieren kann, schießt sie sich zunehmend auf den behandelnden Arzt ihres Vaters ein, dem sie schwere Behandlungsfehler vorwirft. Sie engagiert Thomas Borchert (der natürlich immer noch nicht ins Zürcher Anwaltsverzeichnis eingetragen ist, mitunter weil er derzeit nur auf Bewährung in Freiheit ist; Christian Kohlund), bzw. dessen Kollegin Dominique Kuster (Ina Paule Klink), die bald mithilfe von ein paar windigen Tricks zahlreiche Ungereimtheiten im Fall feststellen: An der Leiche finden sich zahlreiche Läsionen, die in keinem Zusammenhang mit dem zugrundeliegenden Krankheitsbild stehen, und die Buchführung seines ambitionierten Arztes, der seinen Blick zielstrebig in Richtung Chefarztstatus in der Neurologie gerichtet hat, ist im mindesten konfus bis chaotisch, wenn nicht gar in der Absicht geführt, unlautere Behandlungsmethoden zu vertuschen.

Gleichzeitig – darauf kommen Borchert und Kuster natürlich nur nach und nach – brechen dubiose Typen in die Wohnungen kürzlich verstorbener Menschen ein, um dort deren Medikamente mitgehen zu lassen, und lassen Leichen aus der Pathologie verschwinden. Diese Typen stehen in Verbindung zu einem Zürcher Pharmakonzern, der zahlreiche klinische Studien am Laufen hat. Unter anderem für Medikamente zur Behandlung der Multiplen Sklerose. An der auch Anton Schneider teilnehmen wollte.

Der Kontext könnte nicht aktueller sein: Just als das Thema Sterbehilfe ob des Prozesses gegen einen Berliner Arzt wieder Gegenstand in der öffentlichen Diskussion ist, zeigt das Erste diesen Film. Leider ist er jedoch aufgrund seiner inhaltlichen Oberflächlichkeit kein sinnvoller Beitrag zu dieser Diskussion, sondern besteht in seinen besten Momenten aus einer pflichtschuldigen Durchdeklinierung der juristischen Hintergründe des Ist-Zustandes, in den schlechteren aus diffusen finsteren Gesellen, die Borchert beim Gang zur Apotheke überfahren wollen, damit er nicht hinter ihre düsteren Machenschaften kommt.

Dabei sind in der Ausarbeitung dieses Stoffes durchaus sinnige Ansätze erkennbar: Die Justiz streitet mit der liebenden Ehefrau, wer die Hoheit hat, die Regularien um das Lebensende ihres Mannes zu bestimmen, besonders: ob er überhaupt noch fähig war, über sein Ende selbstständig zu entscheiden. Mutter und Tochter streiten über die Deutungshoheit des Willens des Vaters. Und nicht zuletzt sucht Louise in ihrer Trauerarbeit auch seelischen Beistand bei einem Priester, mit der das Themenspektrum jenseits des justiziellen und humanistischen um das religiöse erweitert wird.

Doch es fehlt an einer intelligenten Diskussion dieser Standpunkte, die darüber hinausgehen müsste, als Plot-Points den Wendungen dieser Krimi-Narrative unterworfen zu sein: im «Zürich-Krimi» natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen. Nichtsdestotrotz: Diesem Stoff tut es sichtlich nicht gut, auf Gedeih und Verderb in das Korsett eines Krimis um einen grummeligen alten Mann gepresst zu werden, der keine Gelegenheit auslassen darf, gutväterlich dreinzublicken und aufbauende Allgemeinplätze von sich zu geben.

„Ich konnte mich gar nicht mehr von ihm verabschieden“, spricht Tochter Viola selbstvorwurfsvoll, bevor Mutter Louise entgegnen darf: „Es ging alles so schnell.“ Diese dutzendfach dahingesagten Sätze spiegeln auch die inszenatorische und erzählerische Qualität dieses Films wieder: oberflächlich durchdacht, lieblos in Szene gesetzt. Dead on Arrival.

Das Erste zeigt «Der Zürich-Krimi – Borchert und die letzte Hoffnung» am Donnerstag, den 8. Februar um 20.15 Uhr.
08.02.2018 10:20 Uhr Kurz-URL: qmde.de/98911
Julian Miller

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Borchert und die letzte Hoffnung Der Zürich-Krimi Zürich-Krimi

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