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«Hit and Run»: Die funk-Thrillerserie

Suspense-Miniserie für das funk-Publikum: Eine Gruppe Jugendlicher erlebt ein turbulentes Wochenende.

Hinter den Kulissen

  • Regie: Lea Becker
  • Buch: Timo Baer, Anja Scharf, Lea Becker
  • Serienkonzept: Lea Becker, Timo Baer, Anja Scharf, Florian Schneider, Henning Pulß
  • Darsteller: Sophia Schober, Philipp Rosenthal, Ben Felipe, Soony Loops, Leon Winter, Cem Lukas Yeginer, Louis Nitsche, Kim Nala, Katja Brenner
  • Kamera: Dino Osmanovic
  • Musik: Marti Fischer
  • Schnitt: Aaron Arens
  • Formatkonzeption funk: Max Fraenkel
  • Redaktion: Milena Seyberth
2017 erhielt Regisseurin Lea Becker für ihr Projekt «Jenny» eine Nominierung für den Deutschen Kurzfilmpreis. An diese Produktion angelehnt entstand nun für funk eine Webserie, die in fünf Teilen die Geschichte eines Sommerferienunglücks einer Gruppe Jugendlicher erzählt. Ein Writer's Room entwickelte den horizontalen Stoff, der mit YouTubern und Nachwuchsschauspielern gedreht wurde. Während des Drehs wurde jedoch, mit der Absicht, so eine höhere Authentizität zu generieren, häufig improvisiert. Obwohl die Macher der Meta-Comedyserie «Lerchenberg» und der Mockumentary «Twin Fruit» dieses funk-Projekt verwirklicht haben, ist die Webserie nicht im Komödienfach zu verorten, sondern eine Kreuzung aus Suspense und Coming-of-Age-Geschichte.

Eine Partynacht kurz vor Ende der Sommerferien entgleist: Zoë und ihre Freunde wollen unbedingt den letzten Tropfen Euphorie und Spontaneität aus den schulfreien Tagen quetschen – und als ein Zug ausfällt, beschließen sie, halt mit dem Auto von Zoës Eltern zum ersehnten Partyziel zu fahren. Dabei hat die Teenagerin noch gar keinen Führerschein. Merkt schon keiner … Dann aber steht plötzlich ein Reh auf der Fahrbahn. Zoë reagiert nicht schnell genug, es kommt zum Auffahrunfall, der Wagen landet im Graben und ist blutbeschmiert.

Nun gilt es für Zoë, innerhalb von zwei Tagen den Wagen aus dem Graben zu holen, zu säubern und nach Hause zurückzubringen, bevor ihre Eltern aus dem Urlaub zurückkommen und ihr Vergehen somit auffliegen lassen. In Zoës Freundeskreis herrschen andere Prioritäten vor: Schorschi denkt wieder Mal nur an Party, ihr bester Freund Ben umsorgt seine verschreckte Freundin Alina. Zoës Ex-Freund Basti wiederum schmiedet einen Racheplan und will die Misere noch weiter verschlimmern. Nur Tarik denkt über Lösungsvorschläge nach …

«Hit and Run» eröffnet mit dem zähsten der fünf Teile: Im Found-Footage-Stil wird der die Handlung auslösende Unfall gezeigt, dann drehen die Serienschaffenden die Uhr zurück und blicken auf die Stunden zuvor. Die Hauptfiguren hängen zusammen ab, blödeln herum, keifen sich an – und sie alle verschwimmen zu einem Chaos-Teenie-Einerlei. Es ist zwar eine glaubwürdige, aber undifferenzierte und daher narrativ keinerlei Widerhaken bietende Figureneinführung, die in der Kernzielgruppe der 14-Jährigen wohl auch besser funktionieren dürfte als bei etwas älterem Publikum.

Ab Episode zwei findet «Hit and Run» seine Erzählhaltung und zeigt Protagonistin Zoë dabei, wie sie sich immer mehr abrackern muss, irgendwie Herrin der Situation zu werden, während um sie herum alles immer weiter eskaliert. Durch eine ambivalente Tonalität und den groben, ungefilterten Digitalkameralook wird eine raue Spannung erzeugt – die Serie entwickelt Psychothrillerelemente (Ist Zoë traumatisiert? Verschwören sich alle gegen sie?), gibt den Figuren aber auch trotz der kurzen Episodendauer Raum, sich in Dialogen zu entfalten, so dass die dramatische Dimension der Lage zum Tragen kommt.

Die Animositäten innerhalb der Figurenkonstellation sowie die Motivationen der sich antagonistisch verhaltenden Figuren bleiben dennoch eher stereotyp. Und selbst wenn die Nachwuchsdarstellertruppe deutlich flüssiger agiert als alles, was es im linearen Nachmittagsprogramm so an Laienschauspielern zu sehen gibt, bleiben die teilsimprovisierten Dialoge über weite Strecken spröde. Als rund einstündiger Minithriller in fünf Teilen ist «Hit and Run» zweifelsohne ein reizvolles Experiment des funk-Angebots, für ähnlich angelegte Serien gibt es trotzdem noch immer Raum für Optimierung.

«Hit and Run» ist wird am Freitag, dem 2. Februar 2018, ab 20 Uhr bei funk veröffentlicht.
02.02.2018 11:58 Uhr Kurz-URL: qmde.de/98789
Sidney Schering

super
schade


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Hit and Run Jenny Lerchenberg Twin Fruit

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