Der zuletzt wohl innovativste Sender unter den Großen feiert Geburtstag. VOX-Chefredakteur Kai Sturm begibt sich mit uns auf eine Reise durch 25 Jahre VOX. Angefangen als Info-Sender mit exklusiven Tennis-Rechten, weitergemacht als Abspielstation von Murdoch bis hin zu den Mega-Erfolgen wie Sing meinen Song. Manches aber, sagt Sturm, habe sich eigentlich von Anfang an nicht geändert.
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VOX, der Reisesender
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Letztlich spielt das Genre Reisen auch heute noch eine Rolle bei uns. Ich glaube, dass Sendungen wie «Goodbye Deutschland» unter anderem deshalb so funktionieren, weil wir uns eine Reise-Kompetenz erarbeitet haben.
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VOX-Chefredakteur Kai Sturm
Stilprägend waren für VOX in den 90ern auch noch zwei Reisesendungen, die es inzwischen aber längst nicht mehr gibt. «Voxtours», das seinen Blick auf bisher noch unentdeckte Flecken Erde richtete und «Wolkenlos», das sich eher touristischeren Gebieten widmete. „Letztlich spielt das Genre Reisen auch heute noch eine Rolle bei uns. Ich glaube, dass Sendungen wie «Goodbye Deutschland» unter anderem deshalb so funktionieren, weil wir uns eine Reise-Kompetenz erarbeitet haben. Das trifft auch ein Stück weit auf «Kitchen Impossible» zu“, sagt Sturm. Bekanntes Gesicht der VOX-Reisesendungen war übrigens Judith Adlhoch.
Der große Boom der US-Serien beginnt
Was mit dem großen Archiv der Murdochs begann, ließ auch nach dem Ausstieg von Newscorp bei VOX im Jahr 1999 nicht nach. In Amerika begann die Zeit der High-Class-Primetime-Serien und «CSI» war eines der Formate, die ganz besonders zogen. Zu Beginn hielt in Deutschland VOX die Ausstrahlungsrechte und musste sich zunächst mit mageren Quoten abfinden. „Kaum vorstellbar, dass die Serie zwei Jahre auf den großen Durchbruch warten musste“, erinnert sich Sturm. Erst die dritte Staffel «CSI» wurde zum durchschlagenden Erfolg. Das Ende der fünften Staffel, spektakulär inszeniert von Quentin Tarantino, ist mit mehr als 5,2 Millionen Zuschauern ab drei Jahren der bis heutige größte Reichweiten-Erfolg der Kölner. „Manchmal wird eine Sendung eben erst dann zum Hit, wenn das Timing stimmt und auch etwas Geduld mitgebracht wird“, sagt Sturm.
Die erste große VOX-Show hieß «X Factor»
2010 war der Casting-Show-Boom vollends entfacht. In dieser Zeit brachte Simon Cowell mit «X Factor» ein weiteres Musik-Castingshow-Format auf den internationalen Markt, an dem die RTL-Gruppe die Rechte erworben hatte: «X Factor», das damals mit knapp 16 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen einstartete und sich vom bisherigen Casting-Geschehen deutlich abhob. Kai Sturm verantwortete die insgesamt drei Staffeln und denkt gerne an die Zeit zurück. In der Jury saß unter anderem über alle drei Staffeln Sarah Connor und in zwei Staffeln Till Brönner, der sich erst kürzlich in einem
SZ-Interview lobend an das Projekt erinnerte. „Die Sendung war damals ein großer Erfolg. Ich bereue keine Minute“, meint Kai Sturm. „Wir hätten niemals zu träumen gewagt, dass wir an ein solches Premium-Format herankommen. Natürlich mussten wir es ein bisschen an VOX anpassen. Die Show wurde bei uns ein bisschen intimer als in den USA. Aber wir hatten eine neue Ansprache – wir haben auf Augenhöhe agiert, jeden Kandidaten ernst genommen.“ So weit, so gut. „Und dann kam «The Voice»“, erinnert sich Kai Sturm. Ein Format, so der VOX-Chefredakteur, das er auch gerne gehabt hätte. Die dritte Staffel von «X Factor» lief nach der deutschen Premiere von «The Voice» und verlor damit das Alleinstellungsmerkmal, das der Show zugrunde lag. „Da haben wir uns durchaus schweren Herzens entschieden, das Geld in andere Projekte zu investieren.“ Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner ahnen, dass VOX ein Jahre später im Musikbereich einen Volltreffer landen sollte.
Die Shows der Jetzt-Zeit
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Bei VOX haben wir eine Regel: Wenn Kollegen absolut für ein Format brennen, dann wiegen die Argumente dafür erst mal schwerer als die dagegen.
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VOX-Chefredakteur Kai Sturm
Dieser Volltreffer hatte durchaus etwas mit «The Voice of Germany» gemein – nämlich die Produktionsfirma Talpa. 2014 startete VOX die erste Staffel «Sing meinen Song» – und viele, inklusive Quotenmeter – konnten sich nicht vorstellen, dass eine Sendung ohne letztlichen Gewinner und auch ohne bewertendes Element ein Erfolg werden könnte. Quoten von inzwischen teils über 20 Prozent haben das Gegenteil bewiesen. „Ich kenne alle Argumente der Zweifler. Bei VOX haben wir eine Regel: Wenn Kollegen absolut für ein Format brennen, dann wiegen die Argumente dafür erst mal schwerer als die dagegen.“ Ähnliches habe man auch bei «Club der roten Bänder», der ersten eigenproduzierten deutschen Serie des Senders, erlebt, die - entgegen aller vermeintlichen Regeln - zum Erfolg wurde.“
Nicht selten übrigens geht dem ein intensiver Prozess voraus. Immer wieder ordert Sturm auch zweite, dritte oder gar vierte Piloten einer neuen Idee. „Es gibt Formate, die lesen sich super, sind in der Umsetzung dann aber nicht optimal. Bei denen muss das ganze Potenzial dann nach und nach freigelegt werden.“
Das gelang nicht immer. Als einen der größten Fehler seiner Amtszeit bezeichnet Sturm heute ein Format, das quasi auf den Spuren des erfolgreichen und gut produzierten «Germany’s Next Topmodel» wandelte.
«Das perfekte Model» lief 2012 dienstags und erreichte nach dem Start mit knapp acht Prozent nur noch magere Werte. „Da hatten wir gedacht, wir könnten es besser machen als das Original. Aber wir haben uns getäuscht“, sagt Sturm rückblickend.
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Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
25.01.2018 13:59 Uhr 3
Bei mir ist es umgekehrt!
Von allen Kommerzsendern ist er der einzige, der auf meiner Fernbedienung verblieben ist.
Pro7 und Sat1 kommen da nur noch für The Voice drauf.
Gerade solche Sendungen wie "Sing meinen Song" und "Die Höhle der Löwen" machen den Sender ja noch sehenswert.
25.01.2018 14:02 Uhr 4
25.01.2018 14:06 Uhr 5
Aber, zumindest hat die "SVU" jedes Jahr im Herbst einen festen Seneplatz am Freitag und, seit gestern werde ich mir auch weiterhin die ganz neue Serie "GONE" , tatsächlich mal wieder am Mittwoch, rein ziehen.