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«The End of the F***ing World»: Bonnie und Clyde in Serienform

Eine Serie über zwei Jugendliche auf der Flucht vor ihren Familien. Achtung Spoiler.

Die britische Dramedy-Fernsehserie «The End of the F***ing World», welche von Netflix erst ab einem Alter von 16 Jahren empfohlen wird, basiert auf der preisgekrönten Comicreihe «The End of the Fucking World» vom US-Amerikaner Charles S. Forsman. Während die achtteilige erste Staffel der Coming-of-Age-Geschichte seit dem 24. Oktober 2017 im Vereinigten Königreich auf Channel 4 ausgestrahlt wurde, erschienen hierzulande alle acht Folgen gleichzeitig am 5. Januar 2018 bei Netflix. «The End of the F***ing World» war von Anfang an eine Co-Produktion zwischen Netflix und Channel 4. Der Regisseur Jonathan Entwistle produziert normalerweise Musikvideos und Werbeclips, zum Beispiel für Nike, Paypal oder GEOX . Die Idee zu der Serie kam ihm, als er Forsman’s Buch aus einem Mülleimer eines Londoner Comic-Ladens fischte. Die Dreharbeiten zur ersten Staffel starteten dann im April 2017 und schon im darauffolgenden Oktober konnte man die Serie im britischen TV sehen.

Die Serie dreht sich um zwei 17-jährige Jugendliche: James (Alex Lawther) und Alyssa (Jessica Barden). Er glaubt, dass er ein Psychopath ist, hat schon zahlreiche Tiere getötet und möchte nun endlich mal ein größeres Opfer - und als er sie trifft, weiß er auch schon wen. Sie hat vor niemandem Respekt und will einfach nur noch von ihrer Familie weg. Doch während er es auf sie abgesehen hat und deswegen alles macht, um ihr Vertrauen zu gewinnen, verliebt sie sich in ihn. So fliehen sie zunächst mit dem Auto von James Vater Phil (Steve Oram), mit dem Ziel Alyssas leiblichen Vater Leslie Foley (Barry Ward) zu finden. Irgendwann kommen sie an eine verlassene Villa, zu der sie sich Zugang verschaffen. Alyssa geht dann spazieren und trifft auf Topher (Alex Sawyer), den sie mit in die Villa bringt. Erst möchte sie mit ihm Sex haben, sie entschließt sich dann jedoch doch dagegen. Während Topher und Alyssa im Schlafzimmer sind, schaut sich James etwas um und findet Bilder und sogar Videos davon, wie der Hausbesitzer, Autor und Professor Dr. Clive Koch (Jonathan Aris) verschiedene Frauen misshandelt und sexuell missbraucht.

Kurz darauf, als Alyssa bereits schläft, kommt der Hausbesitzer zurück und findet Alyssa schlafend im Bett vor, während sich James unter diesem versteckt. Als Clive sich auch an der inzwischen wachen Alyssa vergehen will, trifft James eine folgenschwere Entscheidung und schneidet ihm die Kehle auf. Daraufhin reinigen sie das gesamte Haus, verbrennen einige Beweismittel und verändern ihr Aussehen. Als Clive’s Mutter Flora (Eileen Davies) ihren Sohn dann ermordet vorfindet, vernichtet sie erst einige der Vergewaltigungsbeweise, bevor sie die Polizei um die Kriminalbeamten Eunice Noon (Gema Whelan) und Teri Donoghue (Wunmi Mosaku) informiert. Dennoch findet die Polizei die Brieftasche von Topher, welche er bei seinem wütenden Abhauen wohl vergessen hatte. Topher gibt daraufhin eine genaue Beschreibung der beiden ab und erzählt, was geschah, als er im Haus war. Die Ermittler kommen den beiden immer mehr auf die Schliche, vor allem auch durch James Messer als Tatwaffe im Pool, auch reden mit den Eltern der beiden. Durch eine Intrige von Alyssa’s Vater Leslie gesteht James seine Tat der Polizei und während die Polizei Alyssa in Gewahrsam nehmen kann, versucht James weiter zu flüchten. Ob James bei dieser finalen Flucht umgebracht wird oder überlebt hat, kann man nur vermuten. Dies würde man jedoch in einer eventuellen zweiten Staffel herausfinden. Auf ihrem Roadtrip mussten sie immer wieder Verbrechen begehen und so kam nach und nach, ähnlich wie einst bei Bonnie und Clyde, eine beachtliche Liste an Verbrechen – unter anderem Mord, Diebstahl und Erpressung - zusammen.

An und für sich ist es natürlich immer schön, wenn eine Serie weitergeht. Doch bei «The End of the F***ing World» scheiden sich die Geister: Einige sind der Meinung, dass die Geschichte bereits zu Ende erzählt ist und andere finden, dass eine weitere Staffel nötig ist. Besser wäre es wohl, keine neuen Geschichten mehr zu erfinden, sondern – wie auch in den Comics – nach der ersten Staffel Schluss zu machen. Doch nachdem die Serie weltweit sehr erfolgreich ist, könnte es sein, dass die Dreharbeiten für die zweite Staffel schon bald starten, wodurch Ende 2018 oder aber Anfang 2019 schon eine zweite Staffel vorhanden sein könnte. Sollte es eine zweite Staffel geben, so muss man davon ausgehen, dass der finale Schuss auf James nicht tödlich war und somit sowohl Alyssa als auch James in Staffel zwei zu sehen sind. Auch das Ermittler-Duo Noon und Donoghue wäre wohl wieder vertreten, genauso wie die drei verbliebenen Eltern der beiden. Alyssas leiblichen Vater Leslie dagegen wird man wohl nicht mehr sehen, immerhin ist die Geschichte der beiden scheinbar zu Ende erzählt. Aber wie genau geht es weiter? Da gibt es wohl mehrere Möglichkeiten: Entweder die beiden landen im Gefängnis und leben so getrennte Leben oder aber sie schaffen es erneut zu flüchten und so geht der Roadtrip der beiden weiter. Doch die Möglichkeit, dass ihre Flucht weitergeht, kann man eigentlich schon ausschließen, nachdem Alyssa am Ende der ersten Staffel bereits bei den Polizisten ist. Es könnte natürlich auch sein, dass nur James ins Gefängnis muss und Alyssa eine neue Chance bekommt oder aber, dass James in die Psychiatrie muss. Doch darüber lässt sich nur spekulieren.

Die Serie ist zwar eine Comic-Adaption, hat jedoch auch zahlreiche Unterschiede zu Forsman’s Comics, wobei sich die Serie in der zweiten Staffel wohl nahezu gänzlich von den Comics lösen müsste: In den Comics stirbt James am Ende einen mehr oder weniger rühmlichen Tod. So spielt die Serie - statt in den USA - in England, worauf Alyssa bereits in der zweiten Folge aufmerksam macht: „Wenn das hier ein Film wäre, wären wir wahrscheinlich Amerikaner“. Zudem hat James‘ Hand ihr Aussehen in der Ursprungsform nicht etwa wegen schweren Verrbrennungen an einer Fritteuse, sondern wegen eines Unfalls mit einem Küchenabfall-Zerkleinerer. Und auch das Ende, welches man in der Serie nicht wirklich sieht, ist in den Comics gänzlich anders: James wird ins Bein geschossen und die Polizistin zeigt ihr wahres Gesicht als Satanistin, als sie James zwei Finger abschneidet. Zudem ritzt sich Alyssa mit einem Nagel in den Comics den Namen „James“ in den Arm – genau diese Szene könnten sich die Macher aber auch für eine potentielle zweite Staffel aufgehoben haben.

Zunächst sind die beiden Protagonisten von außen betrachtet nicht sonderlich sympathisch. Doch schnell erkennt man, dass das eigentlich nur Fassade ist und sie gar nicht so „hart“ sind, wie sie immer tun und oftmals das Gegenteil von ihrer tatsächlichen Meinung sagen. Doch der Zuschauer kann, vor allem durch die Methode, dass der Zuschauer hört, was die beiden denken, relativ schnell verstehen was in ihnen vorgeht und sich so besser in die beiden hineinversetzen. Und dennoch überrascht, vor allem anfangs, die erbarmungslose Direktheit, mit der sie ihr trauriges Leben betrachten.

Da eine Folge nur etwa 18 bis 22 Minuten dauert und die Serie insgesamt also in weniger als drei Stunden schaubar ist, ging der Serienspaß jedoch schnell wieder vorbei. Grundsätzlich ist das Projekt wohl ohnehin mehr Film als Serie. Dieses Filmgefühl bekommt man vor allem auch durch den Soundtrack „Walking All Day“ von Graham Coxon. Dennoch verliebt man sich schnell in die zwar düstere, aber dennoch irgendwie komische Atmosphäre der Serie, wozu sicherlich auch die hervorragend gewählte Musik und die großartige Darbietung der Schauspieler beiträgt. Die beiden Protagonisten spielen zwar Charaktere im Alter von 17 und 18 Jahren, doch in Wirklichkeit ist Jessica Barden bereits 25 Jahre alt und Alex Lawther 22 Jahre – kein Einzelfall bei seriellen Produktionen. Beide Schauspieler dürften bereits bekannt sein: Jessica Barden tanzte in «The Lobster» mit Colin Farell, während Alex Lawther in «The Imitation Game» und «Black Mirror» mitspielte. Und auch die Schauspielerin, welche die Rolle der DC Eunice Noon spielt (Gema Whelan) müsste einigen aus «Game of Thrones» bekannt sein, genauso wie Jonathan Aris, welcher hier den Professor Dr. Clive Koch spielt und bereits bei der BBC-Serie «Sherlock» am Set war.
28.01.2018 14:13 Uhr Kurz-URL: qmde.de/98541
Anne-Sophie Hartmann

super
schade

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Tags

Black Mirror Game of Thrones Sherlock The End of the F***ing World The End of the Fucking World The Imitation Game The Loboster The Lobster

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