Stark aufgestellt waren die Mainzer dank ihrer Krimis an nahezu jedem Samstag, doch die Dominanz in Masse und Klasse von zwei Formaten trat diesmal deutlicher denn je zutage. Vor allem der «Ostfriesenkiller» macht aber viel Lust auf mehr.
Die ZDF-Samstag-Checks der Vorjahre
Die ZDF-Programmgestaltung mag am Samstagabend sicherlich nicht die innovativste und abwechslungsreichste sein, aber in Sachen Einschaltquote hat man sich längst dem «Tatort»- bzw. «Polizeiruf 110»-Sonntag im Ersten angenähert. Nur noch vereinzelt versuchte man es mit Show- oder Sportübertragungen - meist waren es zumindest im Kontext der Show-Präsentationen die weniger erfolgreichen Abende -, stattdessen hat man längst ein schlagkräftiges und flexibel einsetzbares Aufgebot an kriminalistischen Marken aufbauen können, deren stärkste Vertreter sich über rekordverdächtige Produktionsumfänge haben freuen können.
Genauer gesagt wurde
«Ein starkes Team» 2017 gar mit sechs brandneuen Ausgaben bestückt, so viele wie noch nie innerhalb eines Kalenderjahres seit der TV-Geburt im Jahre 1994. Ein weiterer Evergreen,
«Wilsberg», konnte auf fünf Ausgaben verweisen und knüpfte damit an sein Rekordjahr 2015 an. Doch im Oktober näherte man sich auch dem Abschied eines weiteren Urgesteins an:
«Bella Block» war zum vorletzten Mal zu sehen und wird 2018 mit dem großen Abschlussfilm «Am Abgrund» den Weg für neue Projekte freimachen, derer es diesmal immerhin zwei gab:
«Ostfriesenkiller» und
«In Wahrheit». Aber wofür konnte sich das Publikum eigentlich am meisten begeistern? Wir werden einen Blick auf die vergangenen zwölf Monate.
Dominanz pur: «Wilsberg» und «Ein starkes Team» zeigen keine Schwäche
Anders als im Vorjahr, als «Ein starkes Team» sogar bis zu 8,18 Millionen Zuschauer erreicht hatte, blieb die Marke von acht Millionen diesmal unerreicht. Einen neuen Allzeit-Rekord gab es aber ganz spät im Jahr dennoch zu bejubeln, denn mit 7,76 Millionen Zuschauern und 23,2 Prozent Marktanteil erzielte die letzte der fünf neuen «Wilsberg»-Folgen die besten Werte seiner TV-Geschichte und vergoldete damit ein ohnehin sehr erfolgreiches Jahr, das im das im Schnitt 7,01 Millionen Fernsehende und 21,9 Prozent Marktanteil auswies. Keine einzige Folge erreichte dabei weniger als 6,42 Millionen Menschen, der einzige Marktanteil unterhalb der 20-Prozentmarke lag noch immer bei grandiosen 19,7 Prozent.
Und doch konnte Leonard Lansink «Ein starkes Team» nicht übertreffen, weder in der Spitze noch in der Breite. Die Januar-Ausgabe erreichte nämlich mit 7,89 Millionen erneut die höchste Zuschauerzahl aller Krimis dieses Jahres, im Durchschnitt kamen die sechs Folgen auf 7,12 Millionen und 22,7 Prozent. Dafür war man mit 12,1 gegenüber 12,8 Prozent aber bei den 14- bis 49-Jährigen minimal weniger überragend unterwegs als «Wilsberg» - wobei an allen elf Samstagabenden, an denen eines der beiden Formate lief, zweistellige Werte zu Buche standen. Für einen Sender, der sich sonst gerne auch mal schwer tut, in der Monatsendabrechnung überhaupt auf sechs Prozent zu kommen, ist das schlichtweg grandios.
Die Neuzugänge: «Ostfriesenkiller» fantastisch, «In Wahrheit» solide
Immerhin zwei Projekte startete das Zweite Deutsche Fernsehen auch ganz taufrisch, wobei
«Ostfriesenkiller» mit Christiane Paul Anfang April ohne jede Frage den eindrucksvolleren Start hinlegte. Durchschnittlich 7,58 Millionen Zuschauer entsprachen der dritthöchsten Reichweite in diesem Kalenderjahr, der damit verbundene Marktanteil von 25,2 Prozent war sogar der höchste Wert überhaupt. Und auch in der Konsumentengruppe der 14- bis 49-Jährigen wusste der Neustart mit 15,4 Prozent bei 1,39 Millionen zu begeistern und bezogen auf den Marktanteil sogar sämtliche «Wilsberg»- und «Ein starkes Team»-Einsätze zu übertreffen. Ob die Reihe, die auf den bekannten Romanen von Klaus-Peter Wolf basiert, diese Zahlen wird halten können, muss sich in den kommenden Jahren dann zeigen.
Weniger beeindruckend debütierte dagegen
«In Wahrheit» mit Christina Hecke und Robin Sondermann Mitte November, das mit 6,37 Millionen und 20,6 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum (für ZDF-Samstagabend-Verhältnisse) ähnlich durchwachsen performte wie in der jüngeren Zuschauergruppe, wo 10,2 Prozent bei 1,01 Millionen auf dem Papier standen. Allerdings fand im November zwar das ZDF-Debüt, nicht aber das Fernsehdebüt dieses Krimis statt, denn auf Arte lief er schon mehr als fünf Monate zuvor in der ersten Juni-Hälfte an.
«Bella Block»: Gut sechs Millionen sehen vorletzten Krimi
Zuschauerschwund beim «Tatort»
Während die ZDF-Krimis weiterhin florieren, muss
die deutsche Krimi-Marke schlechthin zum zweiten Mal in Folge ein leicht gesunkenes Interesse hinnehmen: Mit durchschnittlich 8,92 Millionen Zuschauern war der «Tatort» zwar noch immer besser unterwegs als jeder ZDF-Samstagskrimi, verbuchte aber seinen schwächsten Mittelwert seit sechs Jahren (
mehr dazu hier).
Ende Oktober lief mit
«Bella Block» ein großer Klassiker, der 2018 nur noch einen finalen Einsatz spendiert bekommen wird. Die vorletzte Folge sahen 6,15 Millionen, mit dieser Reichweite und 20,4 Prozent Marktanteil verlief die Annäherung an die TV-Rente allerdings unspektakulärer, als es sich viele Progreammverantwortliche wohl gewünscht hätten. Vor allem aber beim jungen Publikum hatte Hannelore Hoger einfach nicht mehr die Durchschlagskraft ihrer meist jüngeren Kollegen und musste sich mit guten, aber auf diesem Slot dann doch eher ernüchternden 8,3 Prozent bei 0,76 Millionen begnügen.
Weitere kleine Enttäuschungen:
«Kommissarin Lucas» erreichte mit zwei neuen Folgen nur 4,62 und 5,87 Millionen Zuschauer, womit im Durchschnitt nur etwas mehr als 18 Prozent aller bzw. gut acht Prozent der jungen Konsumenten zu Buche standen. Das mehrfach preisgekrönte
«Unter Verdacht!» mit Senta Berger wartete Mitte Juni mit seiner ersten (und ebenfalls zuvor schon auf Arte präsentierten) Doppelfolge auf, die allerdings nur auf rund viereinhalb Millionen Zuschauer gelangte und noch etwas schwächere Durchschnittswerte einfuhr als Lucas. Und
«Helen Dorn» mit Anna Loos und Matthias Matschke begeisterte zwar im Januar mit 6,71 Millionen und 20,6 Prozent, womit Folge sieben die zweitbesten Werte der Formatsgeschichte einfuhr, eine weitere neue Folge im April fiel dann aber auf durchwachsene 5,67 Millionen und 18,4 Prozent zurück. Zudem ist die Reihe trotz relativ "jugendaffiner" Darsteller mit rund neun Prozent für beide Episoden nicht der ganz große Mega-Hit.
Was ist dein Liebling am Samstagabend?
Insgesamt zeigten die Mainzer übrigens nur an 16 Samstagabenden des Jahres keine Krimis, die dann auch bis auf zwei Reruns von «Ein starkes Team» und «Der Kommissar und das Meer» im Sommer auch ausnahmslos die hintersten Plätze unter sich ausmachten. Bitter lief es insbesondere für die «Goldene Kamera», Nenas Jubiläumssause, «Wir lieben Fernsehen!» und die Jubiläumsshow von «1, 2 oder 3», womit Steven Gätjen auch weiterhin ein relativ verlässlicher Prädiktor für einen Quoten-Flop bleibt - drei der erfolglosesten Formate präsentierte nämlich er. Immerhin: Während «1, 2 oder 3» mit nur 2,27 Millionen und 9,9 Prozent beim Gesamtpublikum ein Totalausfall war, begeisterte die Show mit tollen 11,2 Prozent bei 0,72 Millionen. Und die beste Samstagabend-Show? Die ging an Johannes B. Kerner, der Ende April mit einer weiteren Ausgabe des «Quiz-Champions» immerhin auf 4,57 Millionen und 16,2 Prozent aller bzw. 11,0 Prozent der jüngeren Zuschauer gelangte. Mit anderen Worten: Die stärkste Samstagabend-Show des Senders entsprach einem eher schwachen Krimi-Abschneiden.
Korrektur: In einer früheren Version des Artikels war zu lesen, dass sich «Bella Block» schon jetzt von ihrem Publikum verabschiedet habe. Tatsächlich aber gibt es 2018 noch eine letzte Folge der beliebten Reihe zu sehen.
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