Der BR gibt das «Mittagsmagazin» an den rbb ab. Ab kommender Woche kommt die Sendung daher mit neuen Moderatoren aus Berlin. Was sich ändert, verrät Sascha Hingst, der zuletzt schon fleißig für Probesendungen vor der Kamera stand.
Zur Person: Sascha Hingst
Der 46-Jährige ehemalige Jura-Student arbeitet seit fast 25 Jahren im Fernsehen, er begann einst in den 90ern beim Südwest-Rundfunk. Als Moderator kennen ihn die Zuschauer von der «Hessenschau» und der «Berliner Abendschau». 2015 erhielt er den Bremer Fernsehpreis als Bester Moderator, ab 2018 präsentiert er gemeinsam mit Jessy Wellmer das neue «MiMa» der ARD. Das «Mittagsmagazin» zieht um – von München geht es direkt nach Berlin. Wenn ich jetzt sage, dass da kein Stein auf dem anderen bleibt, dann stimmt das also auch im wahrsten Sinne des Wortes.
Der rbb übernimmt die Sendung, die über viele Jahre erfolgreich beim BR beheimatet war. Insofern haben Sie Recht, wenn Sie sagen, dass wortwörtlich kein Stein auf dem anderen bleibt. Inhaltlich ist das nicht ganz korrekt. Das «Mittagsmagazin» ist ja sehr erfolgreich, da wäre es nicht richtig, wenn wir versuchen würden, das Rad neu zu erfinden. Aber an ein paar Stellen werden wir schon anders sein. Durch unseren Standort in Berlin etwa können wir politischer werden.
Gehen wir doch ins Detail: Was soll sich denn ändern?
Wir haben unser Studio mitten in Berlin, etwa 100 Meter Luftlinie vom Reichstag entfernt. Wenn wir um 13 Uhr auf Sendung gehen, sind die wichtigen Entscheidungen im Parlament gerade getroffen worden. Wir wollen schneller als bisher darauf reagieren und auch Top-Politiker zu uns ins Studio einladen. Es ist heute so, dass man die Spitzenleute der Fraktionen nicht weiter als zwei Kilometer vom Reichstag weg bekommt. Das geht zeitlich nicht. Unser Standort ist hier also ein großer Vorteil. Zweitens wollen wir auch versuchen, Zusammenhänge verstärkt zu erklären. Wir haben eine Stunde Sendezeit. Wenn man jetzt mal die «Tagesschau» als Vergleich nimmt, haben wir vier Mal so viel Zeit, auch um Einordnungen zu präsentieren. Es wird Erklärstücke geben, wir werden Beiträge auch im Internet nochmal haben, wollen mit Grafiken arbeiten. All das aber werden wir behutsam einführen. Wir sind nicht die Berliner Hipster, die jetzt alles besser können wollen.
Wo fühlen Sie sich im Fernsehen am besten informiert?
Das kann ich pauschal schwer sagen. Ich bin News-Junkie und daher informiere ich mich nicht nur im TV. Das Fernsehen ist hier für mich der Einstieg. Wenn mich etwas interessiert, versuche ich das Wissen dann im Internet, übrigens sehr gerne auch bei Quotenmeter, oder in der Zeitung zu intensivieren. Die Redaktionen von «Tagesschau» und «heute» sind aber sicher die großen News-Flaggschiffe, die wir hier haben.
Für wen werden Sie die Sendung machen? Und bevor Sie jetzt „Für jeden“ antworten, sei angefügt, dass es ja zu bedenken gilt, dass mittags um 13 Uhr andere Zuschauerschichten zu Hause als abends beim «heute-journal»…
(lacht) Wir machen die Sendung natürlich am liebsten für jeden. Aber Sie haben Recht: Jemand, der um 13 Uhr in der Sparkasse am Schalter steht, der kann uns nicht gucken. Unsere Zuschauer sind Schichtarbeiter, Mütter, auch Rentner. Mittelfristig wollen wir uns aber so etablieren, dass auch Leute, die um 13 Uhr arbeiten, dann aber nach Feierabend mitbekommen haben, dass wir tolle Beiträge hatten, interessante Interviews oder einen Kommentar – den wird es bei uns geben! – den es so bisher noch nicht gab, entsprechende Beiträge im Internet abrufen. Wir werden bei Twitter, Facebook und Co. aktiv sein. Das ist ein großes Ziel von uns. Kurzfristig ist es daher sicherlich schon gut, wenn wir die bisherigen Zuschauer und das sind in der Regel zwei Millionen, weiter gut informieren.
„
Wir haben ein neues Set, ein neues Studio. Da kann es immer sein, dass das einem Zuschauer nicht mehr gefällt. Aber wissen Sie was? Wenn wir 20, 30 Jahre gar nichts ändern würden, dann wäre das Risiko noch größer. Dann verlieren wir in jedem Fall Zuschauer.
”
Sascha Hingst
So ein Neuanfang ist Chance und Risiko zugleich?
Klar ist das ein Risiko, vielleicht sogar ein großes. Wir haben ein neues Set, ein neues Studio. Da kann es immer sein, dass das einem Zuschauer nicht mehr gefällt. Aber wissen Sie was? Wenn wir 20, 30 Jahre gar nichts ändern würden, dann wäre das Risiko noch größer. Dann verlieren wir in jedem Fall Zuschauer. Idealerweise haben wir einfach die richtigen Entscheidungen getroffen und unsere Zuschauer sind begeistert von unserem Produkt.
Sie sind auch Sportler. Ich habe gelesen, Snowboarden und Tennisspielen zählt zu Ihren Leidenschaften.
Ja, das liebe Internet… Der Tennissport verschwindet da nicht… In der Tat ist es so, dass ich mir beim Snowboarden vor einigen Jahren einen Bandscheibenvorfall zugezogen habe und seitdem kaum noch auf Tennisplätzen zu finden bin. Auf die Piste geht es aber weiter gerne, auch das Laufen betreibe ich noch – mal einen Halbmarathon oder Marathon. Insgesamt ist der Sport seit der Geburt meiner Kinder aber etwas weniger geworden…
Sie haben Jura studiert. Laufen Sie also Gefahr, dass die eine oder andere Moderation mal zu trocken wird?
In Heidelberg, wo ich studiert habe, waren ja die Faschingspartys der Juristen immer die Besten. Vielleicht sind Jura-Studenten also doch gar nicht so trocken. Wie das bei mir ist, das sollen andere dann im Januar beurteilen. Ich kann Ihnen nur sagen: Wir produzieren ja jetzt schon jeden Tag eine Live-Sendung. Die sieht aber keiner. Aber so können alle, die an der Produktion beteiligt sind, schon mal üben. Heute zum Beispiel hatte ich zum Thema «Star Wars» ein Lichtschwert dabei. Sooo trocken kann es also nicht sein. Ich werde auch nicht nur politische Themen machen und meine Kollegin Jessy Wellmer den Sport. Wir teilen uns da gut auf. Jessy wird auch mal Politik machen und ich denke, dass ich mich auch mal in den Sport einbringen werde.
Alles Gute für den Start und besten Dank für das nette Gespräch.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
30.12.2017 19:02 Uhr 1