Bis Mitte 2017 galt Netflix als Streaming-Anbieter bei dem die Abonnenten sich sicher sein konnten, anders als dies im amerikanischen Network-Fernsehen der Fall ist, dass ihre Lieblingsserie auch beendet werden würde. Denn während die TV-Sender ihre Entscheidungen nur aufgrund des Quotenaspektes treffen und nicht davor zurück schrecken viele Formate nach nur einer Staffel zu beenden, spielt die Reichweite für Netflix eine untergeordnete Rolle. Wirtschaftlich relevant sind hier die Zugriffsahlen, doch im Gegensatz zu den TV-Sendern ist es dem VoD-Anbieter möglich Serien mit einem abgeschlossenen Finale zu beenden. Das die Nutzer auf diesen Aspekt auch Wert legen wurde bei der Ankündigung der Absetzung von «Sense8» im Juni 2017 deutlich, denn die gingen auf die Barrikaden und rechneten mit dem Anbieter via Twitter und Facebook erbost ab.
Dabei war «Sense8» nicht das erste Format, welches ohne abgeschlossenes Serienfinale beendet wurde, zuvor fielen schon «Marco Polo» und «The Get Down» dem neuen Absetzungstrend von Netflix zum Opfer. Hinzu kamen im Verlauf des vergangenen Jahres noch «Bloodline», «Girlboss» und «Gypsy». Doch gerade die Absetzung von «Sense8» löste bei einigen Abonnenten Unmut aus, sodass Netflix via Twitter und Facebook einen regelrechten Shitstorm auslöste. Die Fans organisierten daraufhin sogar eine groß angelegte Werbekampagne unter dem Hashtag #RenewSense8 inklusive Petition die fast 500.000 Unterschriften zählte und eigener Website (renewsens8.com) mit einer ausführlichen Anleitung, wie Fans Netflix von einer dritten Staffel überzeugen können. Einige Nutzer kündigten sogar erbost ihr Abonnement und machten die Unternehmensleitung auf deren Facebookseite per Screenshot darauf aufmerksam.
Doch wieso setzten sich so viele User überhaupt für die Serie ein? Zum einen um Netflix zu zeigen, dass Serien ein abgeschlossenes Ende brauchen, zum anderen aber auch deshalb weil der Cast von «Sense8» über ethnische Diversität verfügte und die Show lange Zeit als Prestigeobjekt des Senders galt. Denn die Produktion sprach Abonnenten aus aller Welt an, da es sich um ein länderübergreifendes Projekt handelte. Im Mittelpunkt standen acht Menschen aus acht unterschiedlichen Ländern mit unterschiedlichem Kulturen und unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, die alle auf mentale und emotionale Weise miteinander verbunden waren.
Eine dritte Staffel gab es zwar trotzdem nicht. Aber der Fanaufstand hat gezeigt welche Macht die Abonnenten von Netflix besitzen, denn einige Wochen später ließ das Unternehmen verlauten einen zweistündigen Abschlussfilm zu drehen, der die losen Fäden zusammenführen soll. Somit erhalten die Zuschauer zumindest ein abgeschlossenes Ende, welches bisher noch ohne konkreten Starttermin ist. Der Grund für die Absetzung lag laut Experten vor allem am finanziellen Aspekt, denn laut unterschiedlichen Quellen kostete die Produktion von «Sense8» über 100 Millionen Dollar. Ein Budget, an das nicht mal die erste Staffel «Game of Thrones» herankommt. Diese kostete nur knapp die Hälfte. Am Ende haben die Zugriffszahlen, welche von Netflix nicht veröffentlicht werden, diese Summe wohl nicht gerechtfertigt. Es bleibt abzuwarten wie Netflix 2018 mit Serienabsetzungen umgeht und welche Eigenproduktionen als nächstes dem neuen Trend zum Opfer fallen.
Und morgen? Da erinnern wir an das Aus von «Circus HalliGalli».
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
21.12.2017 17:09 Uhr 2
Herzlichen Glückwunsch Netflix fürs nicht standhaft bleiben... Aber im Gegensatz zum TV haben bei Netflix die Abonnenten,mehr oder weniger, das sagen...
23.12.2017 15:18 Uhr 3
Schön sich zu sehen das Netflix und co logischerweise wesentlich näher an den Kunden sind als das abgehobene lineare Fernsehen.
25.12.2017 13:27 Uhr 4
Aber: wo ist das lineare TV abgehoben?? Verstehe da nicht so ganz, was du meinst?