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Die Kritiker: «Hit Mom - Mörderische Weihnachten»

Kurios: Das Erste zeigt heute Abend den wohl blutrünstigsten Weihnachtsfilm seit «Stirb langsam», eine schwarze Komödie über Totschlag unterm Tannenbaum. Und die ist gar nicht mal schlecht.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Anneke Kim Sarnau als Hanni
Vincent Krüger als Sascha
Jürgen Tarrach als Auftraggeber
Claudia Michelsen als Autorin Elisabeth
Thorsten Merten als Professor
Kai Ivo Baulitz als Falk
Anton Petzold als Viktor

Hinter der Kamera:
Produktion: Hessischer Rundfunk
Drehbuch: Clemens Schönborn
Regie: Sebastian Marka
Kamera: Willy Dettmeyer
Hanni (Anneke Kim Sarnau) hat es nicht gerade leicht. Sie hat zwar einen liebevollen Mann und einen netten, wenn auch ziemlich fernsehsüchtigen Sohn. Doch während ihr Partner nach dem Bankrott seines Elektrofachgeschäfts vor eineinhalb Jahren arbeitslos zuhause sitzt und das Geld für abstruse Geschäftsideen zum Fenster rauswirft, muss sie die Kohle als Putzfrau hart verdienen. Dass ihr ehemaliges Haus bald bei einer Zwangsversteigerung unter den Hammer kommen soll, macht ihr schwer zu schaffen. Doch ihre Jobsituation offenbart ihr finanziell nur eine desaströse Perspektive: Unter der Woche reinigt sie nachts im Einkaufszentrum, wo sich in der vorweihnachtlichen Zeit nun die Rentiere und Santa-Häuschen türmen, am Wochenende wischt sie bei einem exzentrischen Akademikerehepaar durch.

Aber Hannis Leben wird noch deutlich komplizierter werden: Als sie herausfindet, dass ihr Nachbar von gegenüber ein ziemlich eiskalter, wenn auch leicht zu übertölpelnder Auftragsmörder ist, vermasselt sie ihm die Tour, als der gerade eine alte Frau mit seiner Axt erschlagen will. Als er Hanni kurz darauf aus dem Weg räumen will, kann sie sich geistesgegenwärtig mit ihren Putzmitteln zur Wehr setzen und den Mann für absehbare Zeit in die Klinik befördern.

Der nächste logische Schritt: die alte Frau warnen, die ihrem Mordanschlag gerade noch so entkommen war. Doch die Warnung geht schief: Schon etwas tüddelig, versteht die prompt Hannis Warnungen falsch und denkt, sie soll von Hanni ins Jenseits befördert werden. Ehe die die Situation erklären kann, macht die betagte Frau bereits mit dem Schürhaken Jagd auf sie. Hanni setzt sich zur Wehr – und bringt die Alte dabei versehentlich um.

Bald steht in Form eines dicken, hinkenden Mannes die Kripo vor der Tür. Ruhig und bedacht setzt ihr der Beamte detailliert auseinander, dass er alles über die alte Dame und den Auftragskiller beweist. Er habe ihn schließlich beauftragt, enthüllt er, und stellt klar, dass seine Position als Polizist nur eine kluge Finte ist, um seinem hauptsächlichen Broterwerb als Mittelsmann zwischen Killer und Auftraggeber nachzugehen. Und wenn Hanni nicht im Knast landen will, muss sie nun den Job des Mannes übernehmen, den sie so unwirsch außer Gefecht gesetzt hat, und in seinem Auftrag morden. Mangels Alternativen willigt Hanni ein.

Natürlich – so viel darf an dieser Stelle preisgegeben werden – geht Hanni nie den letzten Schritt und legt eines ihrer Opfer tatsächlich um. Auch wenn viele Male nur der Zufall das Schlimmste verhindert, nachdem Hanni alles eigentlich perfekt vorbereitet hatte. Am Schluss legt die Mörderin wider Willen mit ihren gewitzten Kolleginnen den Schurken natürlich das Handwerk, kann ihre Familie und ihr Heim retten, und im vorweihnachtlichen Hessen ist alles wieder gut.

Dabei wirkt dieser Stoff glücklicherweise nicht halb so suggestiv oder zynisch, wie im letzten Absatz beschrieben. Stattdessen ist «Hit Mom» eine Komödie par excellence – und das im besten Sinne. Die Wahl dieses goldrichtigen Ansatzes lässt all das hervorragend funktionieren, woran zahlreiche Filme scheitern: die Überzeichnungen und Übertreibungen, die Klischees und Stereotypen. Denn sie sollen hier nicht unterschwellig belehren, sondern Ausgangspunkt für all die Skurrilitäten sein, die «Hit Mom» herrlich zu bedienen versteht.

Natürlich sind all diese Elemente geerdet in einer Heldenreise, die zudem warmherzig und nicht frei von tiefergehenden Konflikten erzählt wird. Doch hauptsächlich punktet dieser Film durch seine gelungene schwarzkomödiantische Tonlage – denn seit der «Die-Hard»-Reihe ist das wohl auch der blutigste Weihnachtsfilm.

Das Erste zeigt «Hit Mom – Mörderische Weihnachten» am Mittwoch, den 13. Dezember um 20.15 Uhr.
13.12.2017 09:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/97719
Julian Miller

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Die-Hard Hit Mom Hit Mom – Mörderische Weihnachten Mörderische Weihnachten

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