Das war ein Satz mit X: Ohne Steffen Henssler und mit wechselnden Profiköchen sackte die Show am Sonntagabend dramatisch ab und fiel nach einem durchwachsenen Start sogar unter den Schnitt.
Vier Jahre lang fungierte Steffen Henssler als prominentes Gesicht der sonntagabendlichen Kochshow «Grill den Henssler» und holte das aus er einstigen «Kocharena» hervorgegangene Format rasch aus dem biederen Mittelmaß heraus. Und nachdem dann vor knapp zwei Jahren auch noch der Versuch aufging, mit «Kitchen Impossible» ein weiteres kulinarisches Format zu einem echten Superhit zu entwickeln, galt der Sender gar als Vorreiter des neuen Show-Trends am hart umkämpften Sonntag - was übrigens beim «The Voice»-Franchise hervorragend funktionierte, bei allen anderen Versuchen von Sat.1 und RTL allerdings eher nach hinten losging. Und "nach hinten losgehen" ist ein treffendes Motto für den Versuch, das Format unter dem Titel
«Grill den Profi» auch nach Hensslers Abgang zu ProSieben weiter am Leben zu erhalten - denn das funktionierte in den vergangenen acht Wochen überhaupt nicht.
Schon die Auftaktfolge mit Ali Güngörmüs deutete angesichts einer Zuschauerzahl von 1,67 Millionen Fernsehenden und 6,0 Prozent Marktanteil an, dass es kein ganz leichtes Unterfangen würde, an den Henssler-Hype heranzureichen. Zwar lag man damit noch recht deutlich oberhalb des Senderschnitts von zuletzt gut fünf Prozent, erzielte aber schlechtere Zahlen als die deutliche Mehrzahl der «Grill den Henssler»-Episoden der jüngeren Staffeln. Noch weitaus kritischer sah es in der werberelevanten Zielgruppe aus, wo mit 6,8 Prozent bei 0,68 Millionen gleich mal ein unterdurchschnittlicher Wert generiert wurde - und das, obwohl hier noch nicht «The Voice» in direkter Konkurrenz ausgestrahlt wurde. Übrigens: Seit April 2014 hatte Henssler zuvor niemals weniger als sieben Prozent hinnehmen müssen.
In Woche zwei gab es eine interessante Entwicklung zu beobachten, denn während die Gesamtwerte deutlich auf 1,41 Millionen bzw. 4,9 Prozent zurückgingen, steigerte sich Roland Trettl bei den 14- bis 49-Jährigen leicht auf 7,3 Prozent bei 0,74 Millionen - womit dann auch hier die besten Werte der Staffel konkretisiert wurden. Die Sat.1-Castingshow war aber mit über 20 Prozent ebenso wie der «Tatort» meilenweit entfernt, ja auch die Sendernorm wurde selbst damit noch immer leicht unterboten. Doch während die Zahlen der ersten beiden Wochen immerhin Hoffnungen auf eine solide Bilanz machten, ging es ab Ende Oktober rapide bergab. Fortan sollten nur noch Zahlen klar unterhalb des Solls verzeichnet werden.
Am letzten Oktober-Sonntag wartete die Konkurrenz nicht nur mit Krimi und Casting hochattraktiv auf, sondern auch mit der Formel 1 und «Maze Runner», während VOX mit Alexander Kumptner am Herd punkten wollen - ein mäßig bekannter Name mit mäßigem Unterhaltungswert und mäßigen Jury-Bewertungen für seine Kochkünste. Und mit diesem Fehlgriff ging das wahre Quoten-Elend los, denn die Reichweite sackte auf 1,22 Millionen ab, womit erstmals in beiden wichtigen Konsumentengruppen klar unterdurchschnittliche 4,0 bzw. 5,4 Prozent erzielt wurden. Der einstige Koch-Rebell Ralf Zacherl rutschte Anfang November bei den Jüngeren sogar noch etwas weiter ab und kam bei den Jüngeren nur noch auf 4,9 Prozent bei insgesamt 0,51 Milionen, während insgesamt die Vorwochen-Werte mit 1,19 Millionen sowie 4,0 Prozent quasi aufrecht erhalten wurden.
Im fünften Anlauf stellte sich mit Meta Hiltebrand erstmals eine Frau der Herausforderung - und verlor gleich mal deutlich gegen ihre prominente Konkurrenz. Die Quoten allerdings orientierten sich nach dem Abwärtstrend der Vorwochen endlich wieder ein wenig nach oben, wenngleich mit 4,3 und 5,4 Prozent bei 1,29 Millionen nur minimal. Eben dieser Trend wurde auch mit Christian Lohse in Woche sechs mit 4,5 und 5,6 Prozent bestätigt, bevor die vorletzte Episode mit Nelson Müller wohl den prominentesten Starkoch aufzubieten hatte - angesichts dessen war eine weitere Mini-Steigerung auf 4,7 und 5,6 bei 1,40 Millionen schon eine kleine Enttäuschung.
Die letzte Folge tat sich mit 1,07 Millionen Zuschauern schwer. Allerdings liefen nicht nur «The Voice» in Sat.1 und der «Polizeiruf 110» im Ersten, sondern auch der RTL-Jahresrückblick mit Günther Jauch. Bei den Umworbenen fuhr man mit 4,3 Prozent das schlechteste Ergebnis der Staffel ein.
Alles in allem kamen die acht «Grill den Profi»-Ausgaben auf eine durchschnittliche Sehbeteiligung von 1,32 Millionen, was einem Marktanteil von 4,5 Prozent entsprach. Damit wurde nicht einmal mehr der VOX-Senderschnitt von zuletzt 5,2 Prozent erreicht, vor allem aber war man sämtlichen «Grill den Henssler»-Staffeln weit unterlegen, die stets zwischen 5,8 und 7,5 Prozent bei immerzu deutlich höheren Zuschauerzahlen erreicht hatten. Keine Frage, die Programmverantwortlichen dürften sich deutlich mehr erhofft haben - auch in der werberelevanten Zielgruppe, wo mit 5,7 Prozent bei 0,60 Millionen der Mittelwert um mehr als einen Prozentpunkt verfehlt wurde. Henssler erzielte hier in den vergangenen Jahren meist um die neun Prozent, selbst die vergleichsweise verhaltene erste Staffel hatte damals klar stärkere 6,9 Prozent erreicht.
Dennoch hat die VOX-Chefetage entschieden, dass das Format im kommenden Jahr fortgesetzt wird.
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