Aller offensichtlichen Parallelen zum «Duell um die Welt» zum Trotz ist RTL am Mittwochabend ein richtig starker Neustart geglückt, der vor allem mit Kurzweil und Authentizität punktet, wo der Mitbewerber eher auf Pomp und überzeichnetes Drama setzt - eine gute Grundvoraussetzung für ein langes Fernsehleben.
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Es gibt viele Momente auf der Reise, wo wir uns noch besser kennenlernen und sehen, wie reagiert jetzt der Köppen, wie reagiert der Buschi in einer extremeren Situation und wo hat wer welche Ängste? Das ist schön, uns auch mal so kennenzulernen - nicht nur im Anzug und schön gemacht, oben auf der «Ninja Warrior»-Position. Es ist nicht so, dass wir sagen, ‚jetzt, wo es emotionaler wird, mach doch mal bitte die Kamera aus‘, sondern dann ist die Kamera erst volle Pulle drauf. Bei «Buschi vs. Köppen» ist sie wirklich die ganze Zeit dabei.
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Jan Köppen bezüglich der Nähe der Zuschauer zu den Protagonisten.
Zwei Männer treten in einer Abendshow gegeneinander an, indem sie ein fernes Land bereisen und sich darin einer für das Land typischen Challenge stellen - mit diesem Grundgerüst ist ProSieben in «Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt» seit einigen Jahren sehr erfolgreich unterwegs. Ein ganz ähnliches Konzept kündigte bereits vor einigen Monaten der Mitbewerber RTL mit
«Buschi vs. Köppen» an, was dem Privatsender bereits im Vorfeld der Ausstrahlung einige Häme einbrachte, lasen sich die Pressetexte doch arg nach nach einem mit blumigen Worthülsen umschriebenen "wir machen dasselbe wie ProSieben mit zwei anderen Leuten"-Subtext. Nach Sichtung der Auftaktfolge aber muss den Verantwortlichen von Endemol Shine Germany Respekt für die Umsetzung der Idee gezollt werden, die tatsächlich in mehr als ausreichend vielen Aspekten vom Vorbild abweicht, dass die neue Sendung auch ohne rot zu werden als solche bezeichnet werden kann.
Zuallererst ist die offensichtliche Tatsache zu benennen, dass man bei RTL auf einen moderierten Studiorahmen komplett verzichtet hat und stattdessen darauf setzt, dass eine Off-Stimme sowie die Antagonisten selbst das Publikum durch die mit zwei Stunden vergleichsweise knapp bemessene Sendezeit führen. Dass damit ein wenig der große Samstagabend-Prunk verloren geht, ist insofern nicht weiter schlimm, dass die Sendung bekanntlich am deutlich weniger prestigeträchtigen, aber vor allem auch innerhalb des Genres kaum umkämpften Mittwoch läuft - einen besseren Ausstrahlungstag hätte man hierfür wohl nicht finden können, zumindest an den wenigen fußballfreien Mittwochabenden in der Hauptsaison.
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Die ganze Kultur dort mag ich sehr. Es ist auf der einen Seite sehr traditionell, sehr konservativ, leise, sehr auf Altes und auf Regeln bedacht. Auf der anderen Seite hast du aber auch genau deswegen so ein Extrem, wo alle ausbrechen, so bunt und schrill. Das fand ich schon spannend zu sehen.
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Jan Köppen über die landesspezifischen Besonderheiten Japans.
Gut tut man im Zuge dessen auch daran, neben den Wettbewerben, derer es übrigens vier gibt und die pro Ausgabe jeweils in ein und demselben Land im direkten Duell ausgetragen werden - auch diesbezüglich weicht man sinnvollerweise von «Joko gegen Klaas» ab - stärker als vielleicht erwartet auch auf die Kultur und die landestypischen Besonderheiten Japans einzugehen, sodass man sich vor allem im ersten Drittel der Sendung fast mehr an eine Reportage denn an eine Show erinnert fühlt. Anders als beim Vorbild, bei dem das bereiste Land meist mehr als bloße schmucke Kulisse für eine imposant inszenierte, gerne am Rand der Geschmacksgrenze wandelnde Grausamkeit fungiert, hat man hier das Gefühl, auch ein wenig nachempfinden zu können, wie die Menschen im jeweiligen Land ticken - ein kleiner Pluspunkt für «Buschi vs. Köppen».
Diesen zu verbuchen, ist aber auch mehr als nötig, denn die Duelle selbst kommen in ihrer Bildgewalt bei weitem nicht an das ProSieben-Pendant heran: Karaoke, Sumoringen sowie zwei charmante, aber letztlich doch relativ harmlose Spiele wirken im direkten Vergleich doch eher wie Kindergeburtstag und setzen keinerlei neue Fernsehmaßstäbe. Dessen ist man sich aber auch offensichtlich bewusst und inszeniert die Spiele weit weniger überzogen und langatmig - wozu wohl auch die kompakte Laufzeit von zwei Stunden ihr Übriges tut. Und so sieht man erwachsenen Männern schlichtweg dabei zu, wie sie wehleiden, meckern und frenetisch jubeln, während sie mit Schneebällen aufeinander werfen oder im Super-Mario-Kostüm zu "Hyper, Hyper" performen.
Ein cleverer Schachzug ist überdies die Idee, Buschi mit Mario Basler einen inzwischen etwas betagteren Ex-Fußballer an die Seite zu stellen, der ähnlich wie er selbst das Herz auf der Zunge trägt und bei jeder neuen Herausforderung fast reflexartig in die Nörgelkiste greift, während auf der anderen Seite Köppen mit Julius Brink einen ihm ebenfalls durchaus ähnlichen Partner auswählt. So ist die Sendung nicht nur der Zweikampf zwischen Buschi und Köppen, sondern auch eine Art Generationenduell zwischen Jung und Alt oder ein Mentalitäten-Duell zwischen den locker-flockigen Spaßvögeln und den miesepetrig-wehleidigen Griesgramen - und das alles, ohne allzu forciert zu wirken.
Welche der beiden Shows man nun für sich selbst präferiert, ist zu einem nicht geringen Teil auch eine Geschmacksfrage: Das große, besondere Fernseherlebnis wartet eher beim «Duell um die Welt» auf einen, während «Buschi vs. Köppen» für den kurzen, vielleicht auch etwas vergänglicheren Spaß sorgt. Andererseits muss man hier aber nicht die gerne sehr inszeniert und forciert daherkommenden Drama-Elemente über sich ergehen lassen, die oftmals mehr den Touch eines stark und kreativ erzählten kleinen Spielfims haben, denen man aber in ihrem permanenten Drang nach groß aufgeblasenen Extrema als langjähriger Fernsehzuschauer schlichtweg ihre Authentizität und Aufrichtigkeit nicht mehr abnehmen kann.
Wie hat euch der Auftakt von «Buschi vs. Köppen» gefallen?
Stattdessen bekommt man einfach eine charmante, gewitzte und insbesondere dank der Herrschaften Buschmann und Basler auch gerne mal etwas derbere Highlight-Zusammenstellung aus fünf Tagen Abenteuer-Urlaub in Japan geboten, bei der man ein wenig über das Land und dessen Besonderheiten erfährt, ohne sich ständig die Frage stellen zu müssen, wo die Produzenten nun wieder Hand angelegt haben, um das Gezeigte noch größer, noch höher und noch schneller erscheinen zu lassen. Ein ziemlich anderer Ansatz als beim Konkurrenten, aber nicht unbedingt ein schlechterer - zumal am Mittwochabend, wo es die Mehrheit der Bevölkerung zwischen zwei Arbeitstagen gerne etwas ruhiger und entspannter angehen lässt. Demnächst dann übrigens in Brasilien, wie man unmittelbar nach dem Finalspiel beiläufig erwähnt.
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