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Die Kritiker: «Das Nebelhaus»

Der Eric-Berg-Roman im Fernsehen: Doro Kagel will mehr über eine Blutnacht in einem mysteriösen Haus herausfinden. Empfiehlt sich die Figur für weitere Auftritte?

Cast & Crew

  • Darsteller: Felicitas Woll, Jasmin Schwiers, Nadeshda Brennicke, Lucas Prisor, Matthias Weidenhöfer und Hyun Wanner.
  • Produktion: Wiedemann & Berg Television
  • Produzenten: Kerstin Nommsen, Quirin Berg und Max Wiedemann
  • Regie: Claudia Garde
  • Buch: Sven Poser und Britta Stöckle
  • Kamera: Cristian Pirjol
Kennen Sie den? Den einen Kollegen, der morgens immer schon fünf Minuten vor allen anderen am Arbeitsplatz steht oder sitzt. Der immer einwandfreie und absolut ordentliche Arbeit macht? Kurzum: Den einen, der eigentlich immer richtig liegt, aber dennoch nie in den Betriebsrat kommt oder zum Mitarbeiter des Monats gewählt wird. Im übertragenenen Sinne ist der neue Sat.1-Thriller «Das Nebelhaus» genau so ein Vertreter seines Genres. Erstmals seit Dezember 2016 wagt sich der Münchner Privatsender überhaupt wieder an einen 90-Minuten-Krimi mit Thriller-Elementen am Dienstagabend – und das, obwohl Anfang 2017 die Serie «Einstein» am Dienstag absolut ordentlich performte und ARD wie auch ZDF mit Krimireihen Quoten einfahren, von denen Sat.1 nur träumen kann.

Nicht umsonst liest man im Staff des Films auch einige Namen, die sich bestens mit ZDF-Ware auskennen. Sven Poser etwa schrieb das Buch – zuvor arbeitete er für ZDF-Serien/Reihen wie «Die Chefin», «SOKO», «Letzte Spur Berlin» oder «Morgen hör ich auf». Er hat zudem an zwei «Wolfsland»-Filmen gearbeitet und vor drei Jahren einen Stuttgarter «Tatort» verfasst. Seine Kollegin Britta Stöckle hat ebenfalls «Tatort»-Erfahrung. Sie haben nach toller Buchvorlage von Eric Berg einen guten Krimi geschrieben, der neben Spannung und überraschenden Wendungen auch durch sympathische und glaubhafte Figuren überzeugt.

Im Mittelpunkt steht eine von Felicitas Woll gespielte Journalistin, die eines Tages einen Anruf bekommt. Sie soll einer ehemaligen Schulkollegin aus der Klemme helfen. Diese liegt seit geraumer Zeit im Koma, wurde aber schon als Mörderin (auch öffentlich) verurteilt. Zwei Jahre ist es her, dass ein Ausflug einer Gruppe in einem großen Anwesen für drei Teilnehmer tödlich endete. Geschossen haben soll Leonie, die früher schon ziemlich gestört war. Doro beginnt zu ermitteln – und findet schnell zu den Leuten, die das Blutbad überlebt haben. Doch die reagieren abweisend, teils sogar warnend.

Größtes Plus des Films sind zweifelsfrei die parallelen Zeitebenen. Der Zuschauer ermittelt im Hier und Heute gemeinsam mit Doro, sieht aber immer wieder auch Rückblenden, die in der Zeitachse aber meist etwas versetzt sind. Nur einmal – im stärksten Moment des Films – rutschen beide Achsen quasi übereinander. Journalistin Doro bleibt von ihrer Figur her blass und ist relativ typisch gezeichnet. Sie ist die starke Frauenfigur, die Sat.1 gerne zeigen und auch ansprechen möchte. Heimliche Heldin des Films ist aber eigentlich wer anders. Auch wenn deutlich weniger präsent, spielt Lina Wendel die verzweifelte, aber nie aufgebende Mutter äußerst eindrucksvoll. Eine andere Frau darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: Die inszenatorische Arbeit von Claudia Garde geht weit über ein Mittelmaß hinaus. Sie versteht es, mit Farben, Stimmungen und den Dialogen zu spielen und Spannung zu erzeugen. Spannung ist bis auf eine Viertelstunde im Mittelsektor des Films quasi immer vorhanden und gipfelt gar in einem atemberaubenden Showdown in den letzten Minuten.

Die gewählten Locations sind nicht minder spektekulär – das Nebelhaus etwa (das in etwas zu viel Nebel gehüllt ist) hat eine moderne Fassade auf der einen Seite und eine historische auf der anderen. Dieser Umstand macht das Anwesen gleich noch etwas ungewöhnlicher, wenn nicht sogar unheimlicher. Nichts desto trotz schafft es der Krimi nicht, sich bis ins Letzte ins Gedächtnis einzubrennen.

Vom Sender war es sicherlich ein kluger Schachzug, die Dauer-Befeuerung durch romantische Comedy-Streifen am Dienstag zu unterbrechen. Die Zeichen der Zeit sagen, dass man mit Krimireihen hier durchaus punkten kann. Und es gäbe durchaus schlechtere Alternativen, als wenn Doro als muntere Reporterin auch in den kommenden Jahren auf mörderische Jagd geht. Potential besitzt die Reihe nämlich durchaus; fraglich aber, ob man dieses dann ausschöpfen könnte. Romanvorlagen zu weiteren Fällen gibt es bis dato nämlich nicht.

Sat.1 zeigt «Das Nebelhaus» am Dienstag, 28. November um 20.15 Uhr.
27.11.2017 15:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/97307
Manuel Weis

super
schade

52 %
48 %

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Tags

Das Nebelhaus Die Chefin Einstein Letzte Spur Berlin Morgen hör ich auf SOKO Tatort Wolfsland

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