Die Quoten stimmen, die Resonanz auf das Format auch. Aber wie oft wurden in der neuen «Die Höhle der Löwen»-Staffel angekündigte Deals tatsächlich in die Tat umgesetzt?
Erfolgreiche Pitches, die nach der Show auch tatsächlich in Deals mündeten
- Staffel 1: 6 Stück
- Staffel 2: 14 Stück
- Staffel 3: 29 Stück
- Staffel 4: 33 Stück
Neue Staffel, neue Deals, neues Glück – und leider auch wieder neue Enttäuschungen: Für Staffel vier des VOX-Quotenrenners gilt, wie auch schon für die vorherigen Seasons, dass nicht jeder Deal, der vor den Kameras abgemacht wurde, auch tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde. So weit, so harmlos erstmal. Wie Menschen aus der Geschäftswelt wissen, ist nach einem ersten Meeting nun einmal nicht alles automatisch unter Dach und Fach. Bei den detaillierteren Verhandlungen kann es passieren, dass eine der beiden involvierten Parteien über etwas stolpert, wodurch das geplante Geschäft verhindert wird. Zumeist ist es die sogenannte Due-Diligence-Prüfung, also die Risikoprüfung, die einen Deal letztlich noch zum Kippen bringt.
Obwohl die Resonanz auf «Die Höhle der Löwen» zumeist sehr positiv ausfällt, so ist der Umgang der Showverantwortlichen mit diesen geplatzten Deals ein wiederkehrender Kritikpunkt: Wird zur VOX-Primetime noch ein geglückter Pitch zelebriert, lässt sich im Internet anschließend auf externen Seiten Gegenteiliges nachlesen. In der Show selber werden zumeist nur erfolgreiche Deals in der Nachbetrachtung gezeigt – oder Gründer, die die Höhle ohne Deal verlassen haben und die dennoch zu einem Erfolg wurden. Wenn nach dem zufriedenen Handschlag aber eine missglückte Nachverhandlung folgt, bleiben die Fernsehenden im Unwissenden, wenn sie nicht aktiv nachrecherchieren.
Und der Trend zeigt zudem wieder nach oben: In Staffel eins sind acht Deals nach der Sendung doch noch geplatzt, in Staffel zwei hingegen nur zwei. Season drei brachte fünf Show-Deals mit sich, die in der Risikoprüfung gekippt wurden, Runde vier wiederum zählt zehn solcher Deals. Der prominenteste Fall in der jüngsten Staffel betrifft alle Löwen: Die Köpfe hinter der App "Too Good To Go" bekamen nach ihrem Pitch zunächst von allen Investoren einen Korb – pokerten dann aber hoch und baten um einen Gruppendeal mit allen Löwen. Für die gute Sache hinter ihrer App, gegen die Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung. Die Löwen schlugen ein, versprachen zusammen eine Millionen Euro – und dennoch kam es zu keinem Deal.
Nicht aber, weil die Löwen nach der medienwirksamen Einwilligung doch einen Rückzieher gemacht haben, sondern weil es sich die Gründer anders überlegt haben: Einige von ihnen verließen das Unternehmen, die Verbliebenen änderten die Geschäftstaktik, so dass sie das Investment nicht mehr in dem vor den Kameras besprochenen Rahmen tätigen wollten. Schlussendlich platzte das Geschäft.
Und sonst? Der Reihe nach: Judith Williams bringt es auf zwei gescheiterte Solo-Deals: Der Deal rund um die vegane Kosmetik von Five Skincare platzte laut 'Gründerszene', weil man keine "gemeinsame Strategie" für das Produkt fand, im Falle der Männer-Intimpflege IntHim stolperte man indes über eine Vertragsklausel, die Williams zum Aufzeichnungszeitpunkt nicht bekannt war. Wie 'Gründerszene' berichtet, hat einer von Williams' Geschäftspartnern eine Exklusivitätsklausel für Herrenprodukte – und auch nach wochenlangen Verhandlungen sowie Überprüfungen fanden die Anwälte keinen Weg um dieses Hindernis herum.
Im Falle von Frank Thelen kam einmal ein anderer Investor in die Quere: Der Innovationsfonds InnovFin hatte Interesse daran, Team Wallet mehr Geld für weniger Unternehmensanteile anzubieten als Thelen es den Gründern in der Show versprach. Diesen Deal gingen die Gründer dann auch ein – laut 'Bild' in Absprache mit Thelen, der dem Team mit Know-How und Kontakttipps zur Seite stand. Thelens geplanter Deal mit Parce, einem Unternehmen für smarte Zwischenstecker, scheiterte wiederum daran, dass der Löwe nach einem Blick auf das Geschäftsmodell der Firma zurückschreckte. Laut 'Wirtschaftswoche' investierte kurz darauf Carsten Thoma von SAP Hybris, Thelen stünde den Gründern dessen ungeachtet weiterhin mit Ratschlägen zur Seite.
Die Löwen-Deals
- Dümmel: 16 Deals*, 2 geplatzt**
- Wöhrl: 7 Deals, 2 geplazt
- Maschmeyer: 7 Deals, 2 geplatzt
- Williams: 4 Deals, 4 geplatzt
- Kofler: 1 Deal, 1 geplatzt
- Thelen: 4 Deals, 4 geplatzt
* erfolgreiche Deals, ** geplatzte Deals sind nicht bei 'erfolgreichen Deals' enthalten,
Der 500.000 Euro schwere, in der Show abgemachte Deal zwischen Thelen, Carsten Maschmeyer und den Köpfen hinter dem veganen Käse Happy Cheeze kam ebenfalls nie zustande. Grund sei, dass die Produktion nicht so schnell skaliert werden konnte, wie man es sich vorgestellt hatte. Und noch ein Thelen-Partnerdeal scheiterte: Zusammen mit Judith Williams wollte er in die App "Chef.One" investieren. Laut 'NGIN Food' kam es zu Uneinigkeiten über die Marktausrichtung der App, weshalb man beschloss, "im Guten" auseinanderzugehen.
Die Macher der Alkohol-Verkostungsproben von Tastillery derweil entschieden sich nach dem Pitch, in dem Dagmar Wöhrl einem Investment zusagte, und einigen Gesprächen mit Vertretern aus Wöhrls Familienunternehmen, das Geschäft vorerst doch alleine zu schmeißen. Laut 'Gründerszene' seien die Gründer aber "freundschaftlich" mit den Wöhrls verbunden und würden auch Ratschläge erhalten.
Auch Georg Kofler und Ralf Dümmel haben geplatzte Solo-Deals auf dem Papier: Zwei Monate nach der Pitch-Aufzeichnung ließ die Kajnok-Gründerin Kofler ziehen. Grund sei eine "unterschiedliche Unternehmenskultur" zwischen Sonja Zuber, der Erfinderin der kalorienarmen Nudel, und Kofler sowie seiner Geschäftspartnerin Judith Williams, welche große Stücke auf Influencer-Marketing setzen. Dümmel und Fluxbag unterdessen entschieden sich nach einem Pitch für eine Kooperation – die in der Show besprochene Beteiligung kam derweil aus nicht näher bekannten Gründen nicht zustande.
Bei einem anderen Ralf-Dümmel-Deal sah es anders aus: Er wollte 500.000 Euro in den ungiftigen Schneckenbekämpfer Schnexagon investieren – im Gegenzug für 30 Prozent der Unternehmensanteile. Doch was im Pitch nicht zur Sprache kam: Die Gründer hatten einen noch bestehenden Exklusivvertrag mit einem Vertriebspartner. Das ließ Dümmel vom Deal zurückschrecken – allerdings griff Dümmel den Schnexagon-Machern dennoch unter die Arme und brachte mit seinem Unternehmen DS Produkte das Schnexagon-Verpackungsdesign auf Vordermann, zudem hilft er beim Onlienvertrieb. An weiteren Verhandlungen zeigen sich beide Parteien interessiert – dieser Deal ist also eigentlich eher in der Warteschleife, statt bereits auf dem Friedhof.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
22.11.2017 09:26 Uhr 1
Was mir an der Show fehlt ist eine Bissigkeit untereinander. Im Sharktank bieten die Regelmäßiger richtig Gegeneinander, und auch gerne mal ganz andere Finanzierungen. In beiden Shows gibts aber auch Deals, die einfach schwachsinn sind, und man mekrt dass es um die Story und ne gute PR geht.
Mit Dümmel finde ich es extrem geworden in einzele Produkte als Aktionsware zu investieren. Hart an der Grenze zur Dauerwerbesendung. Aber das ist bei den Sharks auch nicht selten so. Dadurch das DMAX in der synchro doch einiges Hinterherhängt kann man den Realtitätscheck machen. Da kommen schon die Rückblenden, wie toll der Artikel angelaufen ist, dass man x Leute eingestellt hat (und die nur immer Kartons packen) und wenn man im Netz googelt, sieht man dass das Produkt nicht mehr richtig vermarktet wird, und/oder bei Amazon miese Bewertungen hat. Gab da so nen paar Iphone Zubehörteile wo es auffiel.