Die 14. Staffel der US-Zeichentrickserie machte ProSieben in erster Linie Kummer - und scheint schlichtweg nicht stark genug zu sein, um das Abendprogramm zufriedenstellend zu bespielen.
Hat sich ProSieben da einfach zu viel Zeit gelassen? Seit 1999 wird die aus der Feder von Seth MacFarlane stammende Zeichentrickserie
«Family Guy» immerhin bereits produziert und läuft nun auch schon seit 15 Jahren im Aufgebot des Unterföhringer Senders - doch bis vor gut zwei Jahren eben nur irgendwo auf den entlegenen Programmrändern wahlweise mittags, nachmittags oder auch mal nachts. Doch mit der Ausdünnung des Angebots an frischer US-Sitcom-Ware taten sich plötzlich vermehrt Baustellen im Comedy-Segment auf, die man mit einer etablierten Marke schließen wollte. Was angesichts stets ordentlicher bis starker Werte in der Daytime nach einem durchdachten und stimmigen Schritt klang, stellt sich jedoch in der konkreten Umsetzung als überraschend schwerfällig heraus: Im Anschluss an «Die Simpsons» erreichte die 14. Staffel trotz Erstausstrahlungen zuletzt kaum einmal den Senderschnitt.
Innerhalb der ersten vier Wochen liefen zunächst sogar noch neue Folgen in Doppelausstrahlungen, was vor allem mit einem interessanten Phänomen einherging: Um 22:15 Uhr lief es stets deutlich schlechter als für die spätere Folge gegen 22:40 Uhr. So hatte sich die Staffelpremiere am 18. Juli zunächst noch mit ziemlich schwachen 8,1 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe zu begnügen, bevor sich Ausgabe zwei deutlich auf nun ordentliche 10,1 Prozent verbesserte. Das hing in erster Linie damit zusammen, dass sämtliche 0,8 Millionen junge Zuschauer, die für die erste Folge einschalteten, auch im Anschluss dran blieben. Insgesamt wurden 0,68 und 0,67 Millionen Fernsehende generiert, was selbst im besseren Falle nur mit schwachen 3,8 Prozent Marktanteil einherging.
Im Woche zwei sackten die Marktanteile deutlich auf nur noch 6,5 und 8,4 Prozent der 14- bis 49-Jährigen ab, bevor Anfang Augst dann mit 9,7 und 10,8 Prozent der größte Erfolg überhaupt erzielt wurde - und letztmals eine neue Folge die Zweistelligkeit erreichte. Alles in allem kamen die ersten Folgen in Doppel-Ausstrahlung auf eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 0,75 Millionen, was eher unbefriedigenden 3,5 Prozent des Gesamtpublikums und 9,0 Prozent der umworbenen Zielgruppe entsprach. Ab Mitte August stellten die Verantwortlichen dann die wöchentliche Programmierung auf ein Konzept um, das stets eine neue (22:15 Uhr) mit einer alten (22:40 Uhr) paarte - interessanterweise erreichten aber auch weiterhin fast immer die älteren Episoden die höheren Marktanteile.
Die Deutschlandpremieren hingegen, um die es hier vornehmlich gehen soll, liefen dagegen in den letzten August-Wochen mit nur noch 6,7 bis 7,3 Prozent Zielgruppen-Marktanteil und jeweils nur 2,8 Prozent insgesamt bei maximal 0,69 Millionen so richtig mies. Im September lief es dann mit 8,5 bis 9,7 Prozent der jüngeren Fernsehenden wieder deutlich besser, bevor die Serie hintenraus mit nur noch 7,5 bis 8,7 Prozent wieder deutlich an Zuspruch verlor. Mit der direkten Konkurrenz lassen sich die Werte kaum erklären, denn im September war das Angebot der anderen größeren Sender nicht minder attraktiv als in den vergangenen Wochen. Einzig an den wenigen Abenden, an denen die Serie gegen König Fußball anzutreten hatte, rutschten die Werte tiefer in den Keller - was auch damit zusammenhängt, dass die Serie meist in der besonders stark frequentierten Endphase der Fußballspiele an den Start ging.
Durchschnittlich kamen die 20 Folgen der 14. «Family Guy»-Staffel auf eine Zuschauerzahl von 0,77 Millionen, was einem klar zu schwachen Marktanteil von 3,3 Prozent entsprach. Selbst in Zeiten sinkender Einschaltquoten liegt ProSieben hier im Normalfall immer noch bei rund viereinhalb Prozent - diesen Wert um mehr als einen Prozentpunkt zu verfehlen, ist auf diesem niedrigen Quoten-Niveau durchaus kritisch. Zumal die Serie auch in der werberelevanten Zielgruppe nicht wirklich zu begeistern wusste, auch wenn mit 0,67 Millionen beinahe alle Zuschauer aus dieser Konsumentengruppe stammen. Mit 8,5 Prozent lag man hier dennoch ebenfalls rund einen Prozentpunkt unterhalb des Normalniveaus der Unterföhringer und selbst wenn man die Reruns noch mitzählt, stehen unterm Strich gerade einmal etwa neun Prozent zu Buche.
Gegenüber dem Vorjahr, wo man sich sogar meist gegen eine etwas härtere Konkurrenz um 21:45 Uhr zu bewähren hatte, verlor man übrigens sogar noch in allen Bereichen. Damals hatte man mit 3,8 und 9,7 Prozent bei 1,09 Millionen zwar sicherlich keine große Euphorie losgetreten, aber doch die Hoffnung geweckt, im Zuge einer stärkeren Etablierung zu einer festen Sendezeit am Abend mittelfristig auch moderate Erfolge einfahren zu können. Doch trotz dieser Enttäuschung sieht es vorerst nicht danach aus, dass sich die Fans auf eine Degradierung der Serie gefasst machen müssen - immerhin zeigt ProSieben ab kommender Woche sogar gleich zwei Wiederholungen, womit übrigens sieben der acht vor Mitternacht ausgestrahlten Serienfolgen aus altem Material besteht - von den diversen Wiederholungen in der Daytime und der Nacht einmal ganz zu schweigen.
Denn auch das gehört zur ganzen Wahrheit: ProSieben kann es sich derzeit kaum leisten, eine Marke wie «Family Guy» zu verstoßen.
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