Die Aussagen des ProSiebenSat.1-CEO sind gefundenes Fressen für Kritiker. Unter anderem Oliver Kalkofe und Tele5-Chef Blasberg haben sich geäußert.
Auch wenn ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzender Thomas Ebeling seine Aussagen als „aus dem Zusammenhang gerissen“ und „zugespitzt“ inzwischen klar relativiert hat; aus der Welt zu bekommen ist das, was er in einem Analysten-Call über sein Kern-Publikum gesagt hat, freilich nicht mehr. „Es gibt Menschen, ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen. Das ist eine Kernzielgruppe, die sich nicht ändert“, erklärte der oberste TV-Manager des Münchner Unternehmens.
Für Kritiker ist das freilich gefundenes Fressen. So äußerte sich Tele5-Chef Kai Blasberg in einer langen Kolumne bei den Kollegen von
w&v und schrieb dort unter anderem: „Als Kind des Privatfernsehens sehe ich seit Jahren den Niedergang der Sender aus Unterföhring mit Zorn im Gemüt. Ist es doch dieser Verachtung eines gekränkten älteren Mannes geschuldete unnötige Selbstaufgabe von Freude an der Phantasie, die leb- und seelenlose Fernsehverwaltung hat entstehen lassen, die meiner Branche so sehr schadet.“ Ebeling würde die Liebe zum Fernsehen fehlen, stellt der Senderchef in dem Text fest. „Wahrscheinlich will Thomas Ebeling, der mit dem Satz "Ich hasse Fernsehen" zitierbar sein soll, eh nur vom schweren Joch seiner Aufgabe befreit werden. Bei vollem Lohnausgleich selbstverständlich“, so Blasberg.
In die gleiche Kerbe haut auch Moderator Oliver Kalkofe, Deutschlands bekanntester TV-Kritiker, der regelmäßig auch Sendungen für Tele5 moderiert. In einem Interview mit dem Boulevard-Blatt
Bild sagte dieser: „Die Privatsender um RTL und Sat.1 herum haben viele Jahre alles getan, mit billigen und oft unterirdisch schlechten Programmen die Messlatte immer tiefer zu legen. Wer ein paar Wochen nur Scripted Reality schaut, kann sich irgendwann gar nicht mehr auf komplexer erzählte Serien oder Filme einlassen. So wurde das Publikum langfristig verblödet. Und wer nicht darauf angewiesen ist, kehrt dem Fernsehen den Rücken und geht zu anderen Anbietern. Wenn die TV-Macher ihre Zuschauer derart verachten wie offensichtlich Herr Ebeling das seine, wird sich das Fernsehen auf Dauer selbst abschaffen.“
Tele5 selbst positioniert sich seit geraumer Zeit als Sender für Fernsehen abseits des klassischen Mainstreams und will auch typische Zielgruppen-Definierungen wie die Zielgruppe 14 bis 49 nicht mitgehen.
Es gibt 11 Kommentare zum Artikel
16.11.2017 20:42 Uhr 9
16.11.2017 21:21 Uhr 10
16.11.2017 23:48 Uhr 11
Wes Brot ich es, des Lied ich sing. Ich mag Kalkofe auch, aber auch für ihn wird es eng. Bei Tele5 kann er halt noch agieren, er muss ja immer etwas abseits des Mainstream stehen, wenn er diesen parodiert.
Für ihn wird es aber auch immer schwieriger. Was soll er denn parodieren, was bereits offensichtlich so schlecht ist. Sein Konzept kann er nicht auf Scripted Reality anwenden.
Ein ähnliches Problem haben die politischen Kabarett in der heutigen Zeit. Manches ist zu provokant oder spielt unliebsamen Randgruppen in die Hände, satirische Kritik an Trump oder der AFD ist aber oft nicht möglich, weil diese sich selbst besser parodieren bis in die Unfassbarkeit.
Auf Tele5 gibt es aber eine tolle Antwort in gewohnter Kalkofe Manier