►   zur Desktop-Version   ►

Der TV-Markt im Oktober: Weckruf kommt bei RTL, ProSieben und Sat.1 an

Nach ziemlich großen Enttäuschungen zum Saisonauftakt haben sich alle drei großen Privatsender im Oktober steigern können, während ARD und ZDF ein wenig kürzer traten. VOX kann indes vom neuerlichen «Löwen»-Hype kaum profitieren.

An der Spitze des Publikumsrankings dominierten einmal mehr die bekannten Namen: RTL gelangte mit dem WM-Qaulifikationsspiel zwischen Nordirland und Deutschland auf bis zu 9,87 Millionen Zuschauer, dahinter platzierten sich gleich vier «Tatort»-Folgen mit 8,92 bis 9,73 Millionen Fernsehenden sowie der Pokalkracher zwischen Leipzig und den Bayern mit 8,89 Millionen. In der jungen Zuschauergruppe sah es ähnlich aus, hier stieß allerdings mit «The Voice of Germany» ein Format von ProSiebenSat.1 in die monatlichen Top 20 vor, das auch im siebten Jahr noch immer für spektakuläre Reichweiten von bis zu 2,43 Millionen der 14- bis 49-Jährigen gut ist. Ganz vorne landete aber auch hier die deutsche Nationalelf mit maximal 3,21 Millionen Fernsehenden.

Unter den kleineren Sendern ragte «Die Höhle der Löwen» auf VOX heraus, das am 17. Oktober mit 20,9 Prozent Zielgruppen-Marktanteil einen neuen ewigen Senderrekord vorzuweisen hatte und auch sonst vorzügliche Werte generierte. Ein weiterer großer Erfolg ist auch die vierte Staffel von «Hot oder Schrott», die am Sonntagvorabend auf bis zu 2,21 Millionen Gesamt-Zuschauer kommt und damit nach «Die Höhle der Löwen» mit bis zu 3,17 Millionen das zweiterfolgreichste Format der drei kleineren Vertreter darstellt - während «Grill den Profi» bislang eine kleine bis mittelgroße Enttäuschung darstellt und bei weitem nicht an Henssler-Zeiten herankommt. Bei kabel eins kamen die höchsten Zuschauerzahlen mit alten Filmklassikern zustande, bei RTL II mit «Zuhause im Glück».


Alle Zuschauer (Oktober 2017)


ALLE ZUSCHAUER (OKTOBER)
10,9
11,2
12,4
12,9
9,4
9,0
3,1
2,9
5,2
5,1
6,8
6,4
4,7
4,5
3,6
3,5
Marktanteile in %  |  Oktober 2017 ggü. September 2017

An der Spitze bleibt es weiterhin einsam um das ZDF, das mit 12,4 Prozent einen weiteren ungefährdeten Monatssieg vor den öffentlich-rechtlichen Kollegen des Ersten Deutschen Fernsehens mit 10,9 Prozent einfuhr. So weit, so gewöhnlich. Allerdings hatten beide Sender im Vergleich zum Vormonat leichte Einbußen hinzunehmen, während zugleich der wie gewohnt stärkste private Akteur RTL von 9,0 auf 9,4 Prozent zulegen konnte. Für die Kölner ist es übrigens bereits die vierte Verbesserung in Folge, nachdem sie im Juli noch mit gerade einmal 8,5 Prozent nahe am ewigen Negativrekord lagen. Dem Vergleich mit dem Vorjahresmonat hält man allerdings bei weitem nicht stand, damals wurden nämlich noch klar zweistellige 10,4 Prozent generiert.

Aber auch die Konkurrenz von ProSiebenSat.1 kam ein wenig in die Hufen und präsentierte sich nicht mehr ganz so fußlahm wie noch im September, wo insbesondere der Bällchensender mit 6,4 Prozent seinen historischen Tiefstwert aus dem Juli dieses Jahres reproduziert hatte. Diesmal kam man - sicherlich nicht zuletzt auch dank der Schützenhilfe von «The Voice» - dagegen auf deutlich freundlichere 6,8 Prozent während Schwestersender ProSieben nach seiner bereits im Vormonat vonstatten gegangenen Wiederbelebung nach grausigen 4,0 Prozent im August ein weiteres schüchternes Plus auf 4,7 Prozent hinlegte. All das kann jedoch nicht über die generell weiterhin klar rückläufige Entwicklung der werbefinanzierten Großsender hinwegtäuschen, immerhin hatten die beiden hier besprochenen im Oktober 2016 noch 7,4 bzw. 5,4 Prozent hingelegt.

Nach wie vor zufriedenstellend läuft es für VOX, das jedoch trotz eines weiteren ewigen Senderrekords und einer generell sehr starken «DHDL»-Staffel mit 5,2 Prozent nicht besser unterwegs war als zuletzt - seit April hatte man übrigens zuvor in fünf von sechs Fällen 5,1 Prozent erzielt, der August-Wert betrug 5,0 Prozent. Mehr Konstanz geht kaum. Ganz hinten erholte sich RTL II von seinem (übrigens auch mal wieder in seiner Schlechtigkeit historischen) Sturz unter die Drei-Prozentmarke und verbesserte sich schüchtern auf 3,1 Prozent, womit man aber dennoch weit von kabel eins entfernt ist. Die kamen auf unspektakuläre 3,6 Prozent.

Sollten Sie beim Lesen die quasi schon zur Obligatorik gewordenen privaten Hiobsbotschaften bislang vermisst haben, seien Sie beruhigt: Die blieben in diesem Monat in der Tat ausnahmsweise einmal aus. Und da zugleich auch ARD und ZDF nur leicht an Boden verloren, konnten die acht großen Sender des Landes insgesamt doch relativ deutlich auf 56,1 Prozent aller Fernsehenden ab drei Jahren zulegen, womit sie nun schon recht deutlich oberhalb des Juli-Tiefs von 54,7 Prozent lagen. Für die Fortführung der schrittweisen Fragmentierung des Marktes spricht jedoch der Vergleichswert aus dem Oktober vergangenen Jahres, immerhin hatten hier noch weitaus bessere 59,0 Prozent zu Buche gestanden.


14- bis 49-Jährige (Oktober 2017)


14- BIS 49-JÄHRIGE (OKTOBER)
6,4
6,8
5,6
6,2
12,3
11,8
5,2
5,1
7,2
7,3
8,7
7,7
9,8
9,4
4,7
4,6
Marktanteile in %  |  Oktober 2017 ggü. September 2017

Bei den Jungen brutal gutaussehend - das war in der jüngsten Vergangenheit sicherlich nicht mehr das Motto von RTL und ProSieben, die im Sommer zeitweise nicht einmal mehr zwölf bzw. neun Prozent der 14- bis 49-Jährigen erreicht hatten. Im Oktober nun sah es immerhin wieder deutlich besser aus als zuletzt, denn RTL kam mit 12,3 Prozent auf sein bestes Ergebnis seit dem ersten Quartal 2017 und ProSieben näherte sich mit 9,8 Prozent sogar erstmals seit April wieder der Zweistelligkeit an - was insbesondere hier ein drastischer Kontrast gegenüber den historisch schlechten 8,3 Prozent aus dem August war. Schwestersender Sat.1 verlagerte dagegen die Tiefschlafphase seines Schlummermodus' in den September und legte damit einen besonders gruseligen Saisonstart hin. Doch je schlechter der Vormonat, desto eindrucksvoller lesen sich im direkten Anschluss halt auch Werte wie 8,7 Prozent. Übrigens: Im Vergleich zum Vorjahresmonat verlor das Spitzentrio dennoch: RTL kam im Oktober 2016 auf 12,9 Prozent, ProSieben auf 10,8 Prozent und Sat.1 immerhin noch auf 8,8 Prozent.

Der Holzplatz war einmal mehr ein Fall für VOX, das mit 7,2 Prozent innerhalb der 7,2 bis 7,4 Prozent lag, die der Sender zwischen Juni und September zuletzt durchweg erzielt hatte. Doch auch dieser Wert lässt sich mit Blick auf jenen von vor zwölf Monaten durchaus problematisieren, denn damals reichte der «Löwen»-Hype noch aus, um richtig tolle 7,9 Prozent in der Monatsendabrechnung zu erzielen. Wieder auf Normalniveau angekommen ist Das Erste, das mit 6,8 Prozent zuletzt noch einen überzeugenden Saisonstart hinlegte, nun aber auf 6,4 Prozent zurückfiel. Schwerer wiegt allerdings der Rückschlag für die Mainzer Kollegen, die mit 5,6 Prozent so schlecht abschnitten wie seit fast einem Jahr nicht mehr und erst zum zweiten Mal im Kalenderjahr 2017 die Sechs-Prozenthürde nicht packten. Ganz hinten lagen jedoch abermals RTL II und kabel eins, bei letzterem Kanal rückt gar die Fünf-Prozentmarke immer konsistenter in weite Ferne.

Vor allem die Wiedererweckung der großen Privatsender sorgte allerdings dafür, dass der kumulierte Marktanteil aller acht großen Sender mit 59,9 Prozent erstmals seit Juni wieder an der 60-Prozentmarke kratzte. Miesepeter könnten einschränkend erwähnen, dass man noch vor einem Jahr regelmäßig bei 62 bis 64 Prozent des jungen Publikums lag, selbstwertdienlichere Überlegungen richten allerdings das Augenmerk auf den Juli und die dort erzielten 58,1 Prozent. Denen war man immerhin nun doch einmal recht klar überlegen.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,1
11,3
12,7
12,7
9,2
9,7
3,0
3,3
5,2
5,3
6,6
7,1
4,6
4,9
3,6
3,6
Marktanteile in %  |  Sep. 2017 – Okt. 2017 ggü. Sep. 2016 – Mai 2017

Was möchte uns diese Grafik nun sagen? Nun, zunächst einmal, dass ARD und ZDF nach aktuellem Stand ihr Niveau aus der Vorsaison weitgehend aufrecht erhalten könnten, was allen oktoberbezogenen Hoffnungsschimmer am grauen Quotenhimmel für die Privaten zum Trotz einer weiteren Vergrößerung des Abstands entspräche, immerhin sinkt RTL nach aktuellem Stand von 9,7 auf 9,2 Prozent ab, Sat.1 von 7,1 auf 6,6 Prozent und auch ProSieben immerhin noch von 4,9 auf 4,6 Prozent. Das alles sind aber noch arg konjunktivintensive Prognosen, da gerade einmal zwei von neun Saison-Monaten hinter uns liegen und die großen Privaten ja durchaus gestärkt aus den vergangenen 31 Tagen hervorgehen. Thema Fragmentierung: Die setzt sich wohl auch im achten Jahr in Folge ungebremst fort, nach 57,9 Prozent in der Vorsaison kommt man nach derzeitigem Stand nur noch auf 55,8 Prozent aller TV-Zuschauer ab drei Jahren.


14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,6
6,5
5,9
5,9
12,1
12,8
5,2
5,5
7,3
7,4
8,2
8,7
9,6
10,0
4,7
4,9
Marktanteile in %  |  Sep. 2017 – Okt. 2017 ggü. Sep. 2016 – Mai 2017

Ins Zeug legen müssen sich die werbefinanzierten Sender natürlich auch in ihrer Kernkompetenz werberelevante Zielgruppe, wo RTL weiterhin konsequent einem Szenario entgegensteuert, das schon in absehbarer Zukunft in Richtung eines Marktes ohne zweistellige Einzelakteure steuert. Mit 12,1 statt 12,8 Prozent fiele der Absturz nach momentanem Stand diesmal sogar etwas saftiger aus als in den beiden vorherigen Saisons, wo man "nur" 0,4 bzw. 0,2 Prozentpunkte abzugeben hatte. Bei ProSieben dürfte man sich in diesen Wochen und Monaten bereits intensiv auf die Vermarktung eines Senders einstellen, das nicht einmal mehr ein Zehntel des Publikums mobilisieren kann - ein absehbares Szenario, immerhin klatschte man zuletzt von 10,9 auf 10,0 Prozent und erreichte im September und Oktober nunmehr 9,6 Prozent.

Für Sat.1 klingen solche Probleme längst nach Wehleidigkeiten aus dem Elfenbeinturm, blickt man hier doch schon seit geraumer Zeit bestenfalls noch in visionären Träumereien gen zehn Prozent. Die Realität sieht hingegen eher so aus, dass man nach dem erstmaligen Abrutschen unter die Neun-Prozentmarke 2016/17 nun darniedersinkt auf 8,2 Prozent. VOX dagegen hatte in der Vorsaison mit 7,4 Prozent seinen besten Wert seit vier Jahren erreicht und muss aktuell nur den Status quo manifestieren, um die Anderen näher kommen zu lassen - was nach derzeitigem Stand auch gelingt. Weniger gut gelingt Selbiges Ziel RTL II und kabel eins, wo hingegen Das Erste sogar ein wenig zulegt. Insgesamt könnten die "Big Eight" allerdings erstmals überhaupt unter die 60 Prozent rutschen, derzeit gelangt man auf 59,4 Prozent statt der 61,7 Prozent aus der Vorsaison.
01.11.2017 10:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/96816
Manuel Nunez Sanchez

super
schade

82 %
18 %

Artikel teilen


Tags

DHDL Die Höhle der Löwen Grill den Profi Hot oder Schrott Löwen Tatort The Voice The Voice of Germany Zuhause im Glück

◄   zurück zur Startseite   ◄
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
01.11.2017 20:31 Uhr 1
Durch das viele Serien Sehen auf Amazon und Netflix, und Filme nur noch auf ARD und ZDF sehe ich die Privaten fast garnicht mehr.
eis-fuchsi
02.11.2017 11:53 Uhr 2
da ich Serien auf Amazon und Netflix konsequent meide, und mir die Filme/Serien in der ARD überhaupt nicht ansprechen, schau ich eigentlich nur die Privaten ^^ :wink:
HalbTV
02.11.2017 18:31 Uhr 3
Was mich schon seit einiger Zeit an den Monatsquoten fasziniert sind die Quoten von RTL. Die (noch) hohen Quoten, in Relation zu P7S1, werden ja mit einem finanziell hohen Aufwand mit Fußball und Formel 1 geholt, jedenfalls zum Teil. Aus kaufmännischer Sicht dürften sich diese Programme kaum lohnen, wenn man überhaupt Gewinn mit den Sendeplätzen macht.



Vom Konzept her holt man sich als Sender doch nur so teure Rechte, die man wahrscheinlich nur mit Verlust verwerten kann, wenn man neu am Markt ist und mehr Leute dazu bringen will den eigenen Sender in deren Wahrnehmung zu bekommen. Nur RTL ist doch schon lange etabliert. Die Quoten zu steigern war eigentlich nicht notwendig. Und wenn man sich mit dem Kauf der Qualifikationsspiele erhofft hat den Quotenverfall zu stoppen, so kann man dieses Unterfangen als gescheitert an sehen.
Alle Kommentare im Forum lesen
Werbung

Qtalk-Forum » zur Desktop-Version

Impressum  |  Datenschutz und Nutzungshinweis  |  Cookie-Einstellungen  |  Newsletter