Das Kultquiz mit Günther Jauch wird erstmals in seiner Geschichte mit einer Herbstpause zwangsbeglückt - und steht aktuell aus Quotensicht so schwach da wie nie zuvor.
In 18 Jahren kann gerade auf dem schnelllebigen Fernsehmarkt so Manches passieren, doch den einen oder anderen Evergreen hat die Zeit noch nicht verblasst bekommen. Noch immer lebendig, allerdings längst nicht mehr so vital wie zu besten Zeiten ist etwa die RTL-Quizshow
«Wer wird Millionär?», die seit einiger Zeit schon quasi ausschließlich am Montagabend auf Sendung geht und nur noch in Ausnahmefällen freitags. Und nun droht auch noch an dieser Regelmäßigkeit gerüttelt, denn im Zuge der neuen «Bauer sucht Frau»-Staffel muss das Team um Günther Jauch sieben Wochen lang pausieren, um die Kuppelshow im Gegenzug jeweils gleich zweistündig auf Zuschauerjagd zu schicken. Das ist rational nachvollziehbar, stimmt mit Blick auf die Zukunft aber ebenso pessimistisch wie die aktuellen Einschaltquoten.
Die erste Enttäuschung setzte es bereits am 21. August, als ein zweistündiges Zocker-Special anlässlich des Staffelstarts mit 3,69 Millionen den miesesten Start nach einer Sommerpause überhaupt markierte, denn nie zuvor waren nach der Auszeit weniger als vier Millionen Menschen dabei. Der damit verbundene Gesamt-Marktanteil lag mit 12,5 Prozent zwar klar oberhalb des Senderschnitts, aber eben auch klar unterhalb der rund 15 Prozent, auf die das Format zuletzt meist im Schnitt kam. Und in der werberelevanten Zielgruppe sah es mit nur 10,3 Prozent bei 0,93 Millionen eben reichlich trist aus, hier wurde nicht einmal mehr Mittelmaß erreicht.
Viel besser wurde es auch in der zweiten Woche nicht, wenngleich eine normale Folge sich immerhin bei den Werberelevanten leicht auf 11,2 Prozent zu verbessern wusste, während insgesamt nahezu unveränderte 12,6 Prozent bei 3,60 Millionen auf dem Papier standen. Enttäuschend waren diese Zahlen vor allem auch deshalb, weil man sich aufgrund einer neuen «Team Wallraff»-Folge im Anschluss eigentlich gut aufgestellt sah - doch stattdessen fiel diese dann auf historisch schwache 9,5 und 13,5 Prozent bei nur 2,56 Millionen Zuschauern. Und dann wurde Anfang September das Ausstrahlungskonzept der neuen «Bauer sucht Frau»-Staffel bekanntgegeben, das «WWM?» in eine Zwangspause schicken wird.
Nun also bedurfte es einer Kehrtwende und eines deutlichen Lebenszeichens, doch es gab... ewige Tiefstwerte, als am 9. September nur noch 3,36 Millionen Menschen zusahen und damit so wenige wie noch nie in der langen Geschichte der Sendung. Damit verbunden waren ebenfalls historisch schwache 10,9 Prozent, nachdem schon die 12,5 und 12,6 Prozent zuvor am untersten Ende der Quotenskala gekratzt hatten. Und beim jungen Publikum setzte es mit nur noch 8,6 Prozent bei 0,84 Millionen eine noch saftigere Ohrfeige, hatte man doch zuvor einzig und alleine mit einem missratenen «Winnetou-Special» schon einmal die Zehn-Prozentmarke verfehlt - wenngleich mit 9,9 Prozent deutlich knapper als diesmal.
Für Rettung sorgte das anlässlich seines 18-jährigen Geburtstags ins Programm integrierte Special-Doppel am 18. und 25. September, in dem nur gerade volljährig gewordene Menschen als Kandidaten antraten. Und obgleich beide Sendungen nur eine Stunde lang gingen und generell eher wenig Jubiläumsatmosphäre zu vernehmen war, lief es vor allem für den ersten Teil angesichts von 4,65 Millionen und 14,7 Prozent ziemlich zufriedenstellend - insbesondere im Vergleich zu dem verpatzten Saisonauftakt. Auch beim jungen Publikum lief es mit 13,3 Prozent bei 1,44 Millionen ungleich besser als zuvor, hier konnte das zweite Special dann aber mit 13,4 Prozent sogar noch minimalst zulegen. Insgesamt dagegen ging es am letzten September-Montag auf 4,29 Millionen und 13,4 Prozent hinab.
Ganz gut lief auch der Oktober-Start mit immerhin 4,18 Millionen Fernsehenden und erneut 13,4 Prozent, während die Zielgruppen-Reichweite doch relativ klar auf 1,15 Millionen zurückfiel - aber immerhin noch ordentlichen 12,3 Prozent aller 14- bis 49-Jährigen entsprach, die zwischen 20:15 Uhr und 21:15 Uhr fernsahen. Allzu gut harmonierte das Quiz mit der neuen Show «This Time Next Year» allerdings nicht, das zum Ende hin auf bis zu miesen 9,1 Prozent zurückfiel, nachdem zum Staffelauftakt noch «Wer wird Millionär?» eher wie ein Bremsklotz gewirkt hatte. Immerhin hatte Jauch hier mit 8,6 Prozent ja sein historisches Tief hinzunehmen gehabt, während sich Jan Hahn anschließend auf 11,2 Prozent steigerte.
Die siebte und letzte Folge vor der Auszeit wurde schließlich erneut gemeinsam mit «Team Wallraff» sowie einem weiteren Wallraff-Special ausgestrahlt, was zunächst einmal gut zu funktionieren schien: 4,34 Millionen sahen nämlich um 20:15 Uhr zu, hiervon waren 1,31 Millionen Menschen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren. Mit Marktanteilen von 13,8 bzw. 13,0 Prozent lief es klar überdurchschnittlich. Doch anders als in früheren Jahren wusste Wallraff davon trotzdem nicht so recht zu profitieren und enttäuschte danach erneut mit nur 2,66 Millionen Zuschauern und 9,1 Prozent Gesamt- bzw. 11,7 Prozent Zielgruppen-Marktanteil.
Insgesamt musste sich «Wer wird Millionär?» seit Ende August mit gerade einmal noch durchschnittlich 4,01 Millionen Zuschauern begnügen, die der Quizshow einen Marktanteil von 13,0 Prozent bescherten. Im Vergleich mit dem Senderschnitt, der nun schon seit einigen Monaten durchweg unterhalb der Zehn-Prozentmarke liegt, muss man sich hier noch keine Gedanken machen, gleichwohl hatte bislang noch keine Staffel weniger als 4,70 Millionen Zuschauer hinnehmen müssen. Und da wird man im reichweitenstarken Dezember nun schon ordentlich reinhauen müssen, um diesem Wert sowie den 14,9 Prozent aus den vergangenen beiden Staffeln zumindest noch nahe zu kommen.
Beim werberelevanten Publikum brennt indes sogar so langsam der Baum, denn mit 1,15 Millionen und 11,7 Prozent platziert man sich nur noch auf Höhe des aktuell sehr schwachen Senderschnitts von RTL und verfehlt sogar die historisch schwachen 12,7 Prozent aus der vergangenen Herbststaffel noch deutlich. Das junge Publikum aber machte «Wer wird Millionär?» bereits in den vergangenen Jahren diverse Male leichte Schwierigkeiten, weshalb Mittelmaß hier wohl kein allzu großes Drama mehr auslösen dürfte. Allzu viele Totalausfälle wie Anfang September sollte man sich allerdings nicht mehr leisten, wenn man sein 20-jähriges Bestehen im Jahr 2019 noch feiern möchte. Es scheint, als sei die Sendung ihrem Ende in Deutschland nie näher gewesen als in diesen Wochen. Ein deutlicher Hoffnungsschimmer war aber die Entwicklung der jüngsten vier Folgen, die sich dann doch wieder klar nach oben orientiert hatten.
Weiter geht es übrigens für «Wer wird Millionär?» Ende November - und dann soll gleich ein großes Promi-Special laufen.
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