Für «Bad Cop»-Darsteller Daniel Rodic hat das deutsche Fernsehen zwar fesselnde Geschichten zu bieten, aber die Umsetzung könnte in seinen Augen oft besser sein.
Zur Person
- 1991 in Mainz geboren
- Hat serbische Vorfahren
- Lernte Schauspiel im Deutschen Zentrum für Schauspiel und Film in Hürth bei Köln
- Sein TV-Debüt hatte er in einer Episodenrolle in «Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei»
- Weitere Rollen absolvierte er unter anderem in «Sommer in Rom», «Der Lehrer», «Was kostet die Liebe? – Ein Großstadtmärchen», der «Lindenstraße» und «Call The Boys»
Ihre Figur Luis ist quasi der Sidekick der von David Rott gespielten Hauptfigur. Wie sind Sie an die Rolle herangegangen; hatten Sie Angst, in den stereotypischen Part des lustigen Partners zu steigen?
Glücklicherweise zeichnete sich schon beim Casting ab, dass die Serienmacher nicht in diese Richtung gehen wollen. Die Rolle war ausgeschrieben als "griechisch, schlaksig, dünn, groß und der komplette Nerd". Und dann kam ich daher … Als das komplette Gegenteil! (schmunzelt) Doch irgendwie hat die Chemie gestimmt, und so wurde die Figur für mich umgeschrieben. Sie wurde zu einem Portugiesen, der nicht diesen Humor hat, den man von typischen Sidekicks kennt. Die Comedy bei Luis entsteht aus den leisen Missverständnissen, die sich mit dem Protagonisten ergeben. Der ist eigentlich ein Krimineller, der sich aber als sein Zwillingsbruder ausgibt, der bei der Polizei arbeitet. Aber "Jan" trägt noch immer diesen Hang zu überstürzten Bauchentscheidungen in sich, was meiner Rolle total gegen den Strich geht, da Luis als Kommissaranwärter noch recht vorsichtig ist und daher keinen Bock auf Ärger darauf hat. Aber sie gehen dennoch kooperativ miteinander um.
Wie kann ich mir dieses Vorsprechen vorstellen, wenn es ja offenbar trotz der nicht zu Ihnen passenden Rollenbeschreibung so gut lief?
Ich bin auf gut Glück zum Casting gefahren, obwohl das Rollenprofil nicht auf mich zutraf. Als ich da war, bin ich aber vorsichtshalber zur Producerin gegangen, hab mich vorgestellt und meinte: "Sie wissen schon, dass ich dem Rollenprofil nicht entspreche?" Das fand sie zum Schreien komisch. Und danach lief auch das Vorsprechen richtig gut, weshalb man zu mir sagte: "Vielleicht werfen wir die Rolle komplett um, wir brauchen wen mit deiner Energie." Ein echter Glücksfall.
Wieso wurde dann aus dem Griechen ein Portugiese? Sie haben serbische Wurzeln, hätte man dann die Rolle nicht noch stärker auf Sie zuschreiben können?
Da die Serienmacher nochmal neu an die Rolle herangegangen sind, haben sie ihre ursprünglichen Vorstellungen hinterfragt. Die Serie spielt in Hamburg, und da ist der griechische Anteil der Bevölkerung eher gering. Also haben sie sich zusammengesetzt und überlegt, was eher dem Hamburger Stadtbild entsprechen könnte.
Gab es Bedenken, dass es zu Gegenwind kommen könnte, dass mit Ihnen ein deutschserbischer Schauspieler eine portugiesische Rolle erhält?
Nein, solche Sorgen haben wir uns nicht gemacht. Ich finde es gut, dass es in einer deutschen Primetimeserie nun auch mal eine prominente, portugiesische Figur gibt. Das ist schon ein Fortschritt und ich denke nicht, dass es negative Reaktionen geben könnte, nur weil ich im wahren Leben kein Portugiese bin.
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Ich hatte bei den Dialogen viel Mitspracherecht - solange ich den handlungsrelevanten Szeneninhalt transportiere, durfte ich bei «Bad Cop» meinen Text so umformen, wie ich ihn für passend hielt. Das Tolle war außerdem, dass die Drehbücher so geschrieben waren, dass sie einem eine klare Vorstellung von der Figur geben, aber einen Raum zur Interpretation durch uns Schauspieler lassen, um die Rolle weiterzuentwickeln.
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Daniel Rodic über «Bad Cop»
Wie ging es weiter, nachdem die Figur Ihnen entsprechend angepasst wurde? Wie frei konnten Sie die Figur am Set von «Bad Cop» weitergestalten?
Das war purer Luxus! Ich hatte bei den Dialogen viel Mitspracherecht - solange ich den handlungsrelevanten Szeneninhalt transportiere, durfte ich bei «Bad Cop» meinen Text so umformen, wie ich ihn für passend hielt. Das Tolle war außerdem, dass die Drehbücher so geschrieben waren, dass sie einem eine klare Vorstellung von der Figur geben, aber einen Raum zur Interpretation durch uns Schauspieler lassen, um die Rolle weiterzuentwickeln. Zur Orientierung haben wir vor Drehbeginn ein Rollenprofil mit der Hintergrundgeschichte und dem Staffelhandlungsbogen unserer Figuren bekommen. Das fand ich stark.
Es gibt ja auch Serien, bei denen man sich einfach nur berieseln lässt und es egal ist, wenn man mal eine Folge verpasst. Ich finde es cool von RTL, dass sie jetzt den Sprung wagen, mehrere horizontal erzählte Serien zu machen, darunter unsere, die einen packt und bei der man das Gefühl hat: Ich darf keinen Moment verpassen. Und es wird höchste Zeit, dass auch andere Sender nachziehen. Wenn ich in meinem Bekanntenkreis frage, haben fast alle das lineare Fernsehen aufgegeben und schauen mittlerweile lieber Amazon Prime oder Netflix.
Ich spiele nun den Advokat des Teufels und sage: Daher sollten die Sender bei Nebenherprogramm bleiben. Denn wer horizontale Erzählungen haben will, holt sich die woanders.
Eben dieses Denken müssen die Sender durchbrechen. Und das können sie nur, indem sie starke Stoffe liefern, die die Leute in dem Moment sehen wollen, wenn sie im Fernsehen ihre Premiere feiern. Weil sie so sehr von der Serie gepackt sind, dass sie sich nicht länger gedulden können. Und viele denken, das sei eine Frage der Storys. Stimmt so nicht ganz! Es werden auch im deutschen Fernsehen einige fesselnde Geschichten erzählt, aber die Inszenierung ist oft das Problem. Das muss sich ändern. Und man muss den Mut haben die Rollen auch mal mit neuen Gesichtern zu besetzen.
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Mir ist wichtig, dass ich das Gefühl habe, meine Arbeit gut zu machen, und dass ich viele Chancen erhalte, mein Können unter Beweis zu stellen. Und momentan habe ich dieses Glück, ich arbeite nonstop. Mein Name ist vielen Leuten vielleicht kein Begriff, trotzdem bin ich seit Jahren dauernd beschäftigt und drehe fast durchgängig
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Daniel Rodic
Obwohl Sie seit mittlerweile sieben Jahren als Schauspieler auftreten, werden Sie in Pressematerialien als "Newcomer" geführt. Fühlen Sie sich mit diesem Label überhaupt angesprochen oder denken Sie sich da: "Hey, Leute, mich gibt es aber schon länger …"?
Für mich ist ein Newcomer jemand, der gerade durchstartet und einen Preis abgeräumt hat. Daher würde ich mich nicht als Newcomer bezeichnen, auch wenn es mich nicht stört, wenn ich diese Bezeichnung mit mir im Zusammenhang höre oder lese. Mir ist wichtig, dass ich das Gefühl habe, meine Arbeit gut zu machen, und dass ich viele Chancen erhalte, mein Können unter Beweis zu stellen. Und momentan habe ich dieses Glück, ich arbeite nonstop. Mein Name ist vielen Leuten vielleicht kein Begriff, trotzdem bin ich seit Jahren dauernd beschäftigt und drehe fast durchgängig. Das ist mir wichtiger als die Frage, ob ich ein Newcomer bin oder in zwei, drei Jahren oder vielleicht auch niemals sein werde …. (lacht)
Da Sie davon sprechen, viel beschäftigt zu sein: Wie sieht es mit «Call The Boys» aus?
Es gab bei «Call The Boys» einen langen Vorlauf, und ich bin selber sehr gespannt, wie es sich weiterentwickelt.
Der Drehbuchautor Manuel Meimberg hat uns schon angedeutet, wo die Reise für unsere Figuren hingeht, aber es ist noch zu früh, mehr dazu zu sagen. Ich hoffe aber, dass ich seine Ideen bald zu lesen bekomme.
Vielen Dank für das Gespräch.
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