Erst war er Mister ProSieben, dann lange Zeit Mister Premiere. Georg Kofler, eine der letzten schillernden TV-Manager-Persönlichkeiten. Jetzt ist er zurück, diesmal als Investor im VOX-Format «Die Höhle der Löwen». Wir haben mit ihm über die irrwitzigen Summen im Weltfußball, den Sky-Erfolg, seine Taktik als Investor und den Aufstieg von VOX gesprochen.
Zur Person: Georg Kofler
Georg Kofler war in den 90ern Geschäftsführer und später Vorstandsvorsitzender des damals jungen Privatsenders ProSieben. Nach einer kurzen Station beim Shopping-Sender HOT wechselte er 2002 zu Premiere, brachte den Pay-Sender an die Börse. 2005 verlor Kofler mit Premiere die Bundesligarechte, 2007 holte er sie über einen Sublizenz-Deal zurück. Kurz danach verließ er Premiere. 2008 gründete er Kofler Energies AG und wandte der Medienbranche somit den Rücken zu. Bei «Die Höhle der Löwen» wird Kofler in diesem Jahr in zwei Episoden die damals bei den Produktionsarbeiten krankheitsbedingt verhinderte Judith Williams vertreten. Herr Kofler, Sie sind Investor, aber Sie sind auch nachwievor einer der Namen, die man mit dem Stichwort „visionärer Programmchef/Fernsehmacher“ verbindet. Hätten Sie bei «Shark Tank» bzw. «Die Höhle der Löwen» auch zugegriffen und warum?
Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht. Zu meinen ProSieben- Zeiten waren solche Formate noch gar nicht bekannt. Und es gab ja einige Sender vor VOX, die dieses Format abgelehnt hatten. Nachdem jetzt der Erfolg da ist, kann jeder leicht sagen, er hätte es auch genommen. Ich kann den Verantwortlichen bei VOX jedenfalls nur gratulieren, dass sie das Gespür und den Mut hatten, auf dieses Format zu setzen. Und übrigens auch auf die Produktionsfirma, die es großartig in Szene setzt.
Sie sind nun in einigen Episoden zu sehen, weil sie als Krankheitsvertretung einspringen konnten. Mussten Sie lange überlegen als die Anfrage kam, schließlich hatten Sie sich vor einigen Jahren ja eher aus dem Mediengeschäft zurückgezogen…
Ich habe für meine Entscheidung nur wenige Minuten gebraucht: ich kannte die Sendung schon und war begeistert. Nicht nur wegen des Programmes an sich, sondern auch deswegen, weil damit das Unternehmertum, die unternehmerische Geisteshaltung in Deutschland populär gemacht wird. Und das ist mir besonders wichtig: dass die Leute selbst was unternehmen und riskieren und sich nicht nur auf die trügerische Sicherheit durch den Staat verlassen.
Wie sind Sie als „Löwe“ aufgetreten? Wo war Ihre Rolle in dieser Gruppe von 5 „Löwen“?
Ich habe mir da weder eine besondere Rolle vorgenommen noch wurde die mir nahegelegt. Ich war einfach ganz unverstellt der Löwe Kofler und hoffe, dass ich damit für das Publikum auch interessant bin.
Haben Sie sich für Ihre "Löwen"-Einsätze ein Investment-Limit für die Start-ups gesetzt?
Nein. Ich will je nach Angebot flexibel sein.
In der «Höhle der Löwen» fällt wiederholt die Aussage: "Ich investiere nicht in Ideen, sondern in Menschen" – aber, mal ganz ehrlich: Ist das nicht eher eine höfliche Floskel als eine echte Wirtschaftsweisheit?
Ein Firma mit ungeeigneten Personen wird nicht erfolgreich sein. Insofern kann ich diese Aussage nur unterstreichen. Aber natürlich schaue ich ebenso genau auf die Produkte und Geschäftsmodelle.
Gab es Geschäftsfelder, auf die Sie sich in der «Höhle der Löwen» spezialisieren wollten – und wenn ja: Tätigten Sie dann doch Ausgaben abseits dieses Tellerrandes?
Ich investiere natürlich eher in Geschäftsmodelle, die ich besser verstehe und mit meinen bereits existierenden Unternehmen unterstützen kann. Also eher in Firmen, die mit Kommunikation, Marketing und Ecommerce zu tun haben.
Sie sind Pay-TV-Pionier. Sie waren über viele Jahre „Mister Premiere“. Nach Ihrem Abschied hat sich der Pay-Markt gewandelt. Anders gesagt: Die Vision, die Sie als Premiere-Chef immer hatten, trat erst in den vergangenen Jahren ein. Fühlen Sie sich bestätigt, fühlen Sie ein bisschen Enttäuschung, dass der Durchbruch erst kürzlich gelang…
Ich habe Sky immer ehrlich viel Erfolg gewünscht und bin sehr froh, dass der nun eingetreten ist. Es wurde ja auch viel investiert und dieser unternehmerische Mut soll auch belohnt werden.
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Solange diese Summen in einem freien Markt zustande kommen, ist dagegen nichts einzuwenden. Und wenn einer der Spieler damit Geld verliert, dann ist das eben auch eine Seite der Medaille, die unternehmerisches Risiko heißt.
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"Löwe" Georg Kofler über die immer weiter steigende Rechtekosten im Sportbereich
Die Welt spricht natürlich auch über die enormen Summen, die da momentan kursieren. Die DFL erhält aus den TV-Töpfen über eine Milliarde Euro. Wird Ihnen da schwummrig bei diesen Summen oder erachten Sie diese auch als wirklich refinanzierbar?
Solange diese Summen in einem freien Markt zustande kommen, ist dagegen nichts einzuwenden. Und wenn einer der Spieler damit Geld verliert, dann ist das eben auch eine Seite der Medaille, die unternehmerisches Risiko heißt.
Es heißt ja manchmal, dass echte Typen auch in den Führungsetagen der Sender immer seltener vorkommen. Das Fernsehen ist vielleicht ein Stück weit vorsichtiger geworden. Wäre denn heute noch Platz für einen Georg Kofler auf dem Chefsessel?
Ach wissen Sie: mit solchen theoretischen Gedankenspielen sollten wir die Aufmerksamkeit unserer Leser nicht beanspruchen!
Sie waren ja beruflich vor Premiere auch für die heutige ProSiebenSat.1-Gruppe tätig; also quasi ein Mitbewerber von RTL und VOX. Nicht wenige bezeichnen VOX dieser Tage als DEN Gewinner unter den Sendern in den vergangenen Jahren. Wie bewerten Sie die Entwicklung und wo sehen Sie VOX in einiger Zeit?
Da kann ich nur zustimmen: VOX hat sich hervorragend entwickelt, und dafür gibt es vor allem einen Grund: mutige und gekonnte Programmentscheidungen. Und die trifft eben eine kompetente und mutige Geschäftsführung.
Und zum Abschluss, Herr Kofler: Nachdem Sie in die "Höhle der Löwen" reinschnuppern konnten: Müssen sich die "Stammlöwen" vorsehen, weil Sie nächstes Jahr gern länger dabei wären?
Da muss sich niemand vorsehen, und im übrigen muss ich ja erstmal gerufen werden....
Danke für das Gespräch und alles Gute für Ihren ersten Auftritt als „Löwe“ am 26. September.
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