Seit heute ist die erste Staffel der Mystery-Serie «The Mist» beim Streaming-Anbieter Netflix verfügbar. Die Vorlage stammt aus der Feder von Bestsellerautor Stephen King.
Die Produzenten der Serie
- Guy J. Louthan
- Amanda Segel
Stephen King ist derzeit gefragter denn je. Unzählige Adaptionen von Geschichten, die aus seiner Feder stammen, sind derzeit auf der großen Leinwand, im Video-on-Demand-Segment oder im linearen Fernsehen zu sehen. Jüngst überzeugte die Serie «Der Anschlag» mit James Franco beim Streaming-Anbieter Hulu, kürzlich startete der düstere Thriller «Mr. Mercedes» beim amerikanischen Network Audience, während sich «Der dunkle Turm» mit Idris Elba und Matthew McConaughey zwar als einer der großen Sommerflops im Kino erwies, aber immerhin viel diskutiert wurde. Weitere King-Produktionen folgen in den kommenden Monaten. Mit «Es» läuft am 28. September hierzulande die Neuverfilmung eines Horrorklassikers an, auch Hulu und Netflix arbeiten derzeit an weiteren King-Adaptionen. Und für den kleinen Bildschirm wird fleißig an einer Serienfortsetzung von «Der dunkle Turm» gewerkelt.
Heute dürfen sich erst mal die Abonnenten von Netflix über eine weitere Produktion des „Masters of Horror“ freuen, denn der Streaming-Gigant bietet die komplette erste Staffel der Mystery-Serie «The Mist» zum binge-watching an. Die Produktion basiert dabei auf der populären Novelle «Der Nebel», die zuletzt 2007 mit eher mäßigem Erfolg verfilmt wurde. Ob die Serie bei den deutschen Zuschauern besser ankommt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Im Zentrum der Handlung steht die Kleinstadt-Familie Copeland, die durch ein brutales Verbrechen auseinandergerissen wird. Als sie mit den Konsequenzen zu kämpfen hat, legt sich plötzlich ein mysteriöser Nebel über die Stadt, der die Anwohner nicht nur vom Rest der Welt abschneidet, sondern sie teilweise auch von ihren Liebsten trennt. Doch der weiße Nebel bringt ungeahnte Gefahren mit sich und fordert schon bald die ersten Opfer. Nun müssen die Bewohner, trotz ihrer Streitigkeiten, an einem Strang ziehen um gegen den Nebel bestehen zu können und den moralischen Verfall aufzuhalten.
In den USA strahlte Spike erst am Donnerstag das Finale der ersten Staffel von «The Mist» aus. Die Serie, die dort seit dem 22. Juni zu sehen war, hat in ihrem Heimatland lediglich durchschnittliche Bewertungen von Experten und Zuschauern erhalten. Die Zuschauerzahlen waren jedoch ziemlich beständig, weshalb sich der Geschäftsführer von Spike kürzlich für eine zweite Staffel aussprach. Eine offizielle Verlängerung steht jedoch noch aus.
«The Mist»: Klischeebehaftete Figuren gepaart mit einer düsteren Atmosphäre
Die ersten zwei Folgen von «The Mist» sind vor allem eines: solide Durchschnittsware, deren Problem in den vorhersehbaren Handlungssträngen und Entwicklungen liegt. Erwartungsgemäß dient der Auftakt dazu, dem Zuschauer nicht nur die Grundprämisse, sondern auch die Figuren und deren alltägliche Sorgen näherzubringen. Und hier wird schon früh deutlich: In dieser Kleinstadt ist nichts so wie es scheint. Hinter jeder Tür lauern Geheimnisse, alte Rivalitäten und dysfunktionale Familien. Das Familiendrama der Copelands steht dabei ganz besonders im Fokus des Auftakts.
Denn die Produzenten nehmen sich viel Zeit, dem Zuschauer das angespannte Beziehungsverhältnis von Mutter, Vater und Tochter näher zu bringen. Das Problem daran ist jedoch, dass Serienschöpfer Christian Torpe auf altbekannte Klischees zurückgreift und es dem Dramaanteil generell an neuen, frischen Handlungen fehlt. Wie in vielen anderen Produktionen des Genres, wird dem Zuschauer eine Familie präsentiert, die sich aufgrund ihrer Konflikte immer weiter voneinander entfernt hat. Denn nicht nur in der Ehe von Eve und Kevin kriselt es, nachdem Eve als Lehrerin suspendiert wurde, sondern auch die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist angespannt. Denn Eve fällt es schwer, ihrer Tochter ihre Liebe zu zeigen und tritt oft als der strenge Elternteil auf, während Kevin somit derjenige ist, der immer zu allem Ja sagt. Ein Fakt, der letzten Endes auch die Beziehung der Beiden stark belastet und in eine Ehekrise führt.
Doch auch bei den weiteren Figuren setzt man auf archetypische Charaktere, die sich in jeder Serie finden lassen. Da hätten wir zum einen den Football-Star Jay Heisel, der natürlich aufgrund seines Talents und guten Aussehens von allen angehimmelt wird und deshalb in der Stadt grundsätzlich davonkommt. Privat stärkt ihm sein Vater den Rücken, der natürlich bei der hiesigen Polizeibehörde das Sagen hat und ihn so scheinbar auch vor einer Anklage wegen sexuellen Missbrauchs schützen kann. Die Polizeistation selbst besteht augenscheinlich nur aus genervten, brutalen und skrupellosen Polizisten, die den Ernst der Lage natürlich nicht erkennen und auch sonst relativ blass bleiben. Zum anderen lässt sich mit Adrian dann noch eine bisexuelle Figur finden, die bevorzugt Make-Up trägt und deshalb vom eigenen Vater ignoriert wird. Dazu gesellen sich noch die drogenabhängige Mia Lambert, die Verschwörungstheoretikerin Nathalie und der Soldat Bryan Hunt, welcher ohne Erinnerungen mitten im Wald erwacht. Sicherlich dürfte der eine oder andere schon an dieser Stelle der Rezension genervt die Augen verdrehen, denn das alles ist Massenware, die anschließend in eine nicht sonderlich überraschende und uninspirierte Handlung mündet.
Etwas mehr Kreativität hätte der Serie nicht geschadet, denn so erweist sich auch die Handlung als zu vorhersehbar, sodass schon vorab klar ist, was im Verlauf der Episode noch auf den Zuschauer zukommt. Nach überaschenden Wendungen darf bisher leider vergeblich gesucht werden. Die angerissenen Probleme, die nur oberflächlich betrachtet werden, schaffen es zudem nicht, den Zuschauer mitzureißen, geschweige denn, wie im Falle der Vergewaltigung, wirklich die Schwere des Verbrechens zu unterstreichen. Auch sonst bleibt der große Knall zwischen den Figuren bisher aus. Verstärkt wird diese Problematik dadurch, dass sich in den ersten zwei Folgen noch kein Charakter als Sympathieträger empfiehlt, womit die Schicksale der Protagonisten beliebig werden. Schauspielerisch hakt es ebenfalls an der einen oder anderen Stelle. In vielen Szenen fehlt es einfach an Glaubwürdigkeit und Ausdrucksstärke. Komplett von sich überzeugen konnten mich bisher nur Gus Birney, Danica Curcic und Okezie Morror. Bei den restlichen Darstellern ist noch Luft nach oben.
Zumindest atmosphärisch weiß die Mysteryserie aber zu überzeugen, weshalb hier ganz klar die Stärke der Produktion liegt. Denn die Szenen im Nebel sind die spannendsten Augenblicke der ersten zwei Folgen. Optisch bildgewaltig, angereichert mit eindrucksvollen Effekten und blutigen Momenten, machen sie Lust auf mehr. Auch die zaghafte Ankündigung des Grauens in Form flüchtender Insekten und Kleintiere trägt zur angespannten Stimmung bei. Zudem ist es natürlich das Mysterium rund um den Nebel, welches das Interesse der Zuschauer langfristig halten dürfte. Nicht überraschend haben die ersten Folgen noch keine Antwort parat, was es mit der Bedrohung auf sich hat und welche Gefahren sich im Nebel verbergen. Es darf also munter spekuliert werden, ob es sich dabei um die Natur handelt, die endlich zurückschlägt oder es ein perfider Anschlag ist. Auf die Erklärung dürfen die Zuschauer ohne Vorkenntnisse schon jetzt gespannt sein, bleibt nur zu hoffen, dass diese logischer und innovativer als bei «Under the Dome» präsentiert wird. Gelungen ist ebenfalls die deutsche Synchronisation, der es hier und da zwar etwas an Emotion fehlt, aber die Stimmen der Sprecher sind dafür nah dran an denen der Originaldarsteller. Gerade letzteres ist bei vielen Produktionen ein großes Problem, das manche Serienfans in Rage bringt.
Mit «Der Nebel» gibt es nun also eine weitere Stephen-King-Verfilmung, die leider nicht ihr volles Potenzial ausschöpft. Optisch macht die Spike-Produktion zwar einiges her und sorgt für eine düstere, atmosphärische Grundstimmung, dafür weisen Handlung und Figurenzeichnung große Schwächen auf und verfallen allzu oft in Klischees und Altbekanntes. Schade, denn gerade hier wäre sicherlich mehr Kreativität möglich gewesen.
«Der Nebel» ist ab sofort bei Netflix abrufbar.
Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
26.08.2017 02:05 Uhr 3
26.08.2017 06:08 Uhr 4
Bitte was ????? Wie kannst du nur....
Trailer zur Serie ist wirklich mies aber der Film ist grandios und eine der besten King Verfilmungen inkl. Grandiosem Ende
26.08.2017 09:48 Uhr 5
Nun war ich auf die Serie sehr gespannt und wurde schnell auf dem Boden der Tatsachen zurück geholt. Was das große Problem an der Serie ist, sie hat leider nicht den Nebel und den daraus folgenden Problemen als Grundstory. Sondern vielmehr ein schreckliches Ereignis was in der Kleinstadt passierte. Bei den ganzen, fast auch schon sehr langweiligen und unpassenden Dialogszenen, tritt der Nebel und sein Geheimnis in den Hintergrund. Einige Folgen sind dermaßen wie Kausgummie und es gibt mal nur eine Szene die sich um den Nebel dreht. Zwar hat es ein paar wenige, dafür herbe blutige Momente, aber wenn man es so sieht, bietet die erste Staffel nicht wirklich Abwechslung, auch die Spannung bleibt weg. Wer hier denkt, eine Serie, ähnlich wie den Film zu bekommen, wird Enttäuscht. Wenn in der zweiten Staffel nicht viel mehr Tempo kommt, es mehr um den Nebel und seine Gefahren geht, wird sich die nicht lange im US-TV halten. Die Absetzunggefahr ist sehr groß. Schade.