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Wir lieben Fernsehen: Shows, die wir uns zurückwünschen

Vier Redakteure, vier Sendungen, die das deutsche Fernsehen einst bereichert haben und die nun sträflich vermisst werden.

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Fabian Riedner wünscht sich eine oft vermisste Show zurück


Wir haben uns für diesen Artikel eigentlich die Vorgabe genommen, keine offensichtlichen Antworten wie etwa «Schlag den Raab» oder die «100.000 Mark Show» zu nehmen. Doch ich muss gegen diese Regel verstoßen, denn die Ulla-Kock-am-Brink-Show aus dem niederländischen Riesenstudio packte mich schon als Kleinkind. Unvergessen blieben die Übernachtungen mit dem Bruder und den RTL-Showabende bei der Großmutter – zu dritt fieberten wir mit, ob der richtige Code für den Tresor gewählt wurde. Die Sendung hatte alles: "The Final Countdown" trällerte es beim Eröffnungsspiel, bei dem ein Paar gleich auf der Strecke blieb. Dafür konnte das zweitplatzierte Pärchen noch einmal ein Auto gewinnen. Mit aufwändigen Spielen, dem heißen Draht und dem Wassertank baute man sich geniale Unterhaltungselemente. Für das große Finale musste man die zehn-teilige Zylinderbar reduzieren. Denn nur einer dieser Codes öffnete die Tür zu den 100.000 Mark.

Auch visuell war «Die 100.000 Mark Show» phänomenal. Das Logo bestand aus einer Deutschen Mark, die auf der einen Seite mit dem Kopf von Ulla Kock am Brink beschriftet war, auf der anderen Seite das gedruckte Logo. Mit der Neuauflage vor rund zehn Jahren wurde das gesamte Konzept mit den Füßen getreten. Das haben auch die Zuschauer gemerkt und die Sendung ignoriert.

Sidney Schering wünscht sich zurück: Das wahre Fernsehquiz der Superlative


Um die Jahrtausendwende herum waren deutsche Fernsehsender im Quizfieber – auf der Erfolgswelle von «Wer wird Millionär?» schossen Ratesendungen wie Pilze aus dem Boden. Und sie vergifteten den Boden der deutschen Fernsehlandschaft für Shows anderer Genres. Aufgrund des Quizhypes gingen Klassiker wie «Geld oder Liebe» zu Grunde. Aber es war nicht alles schlecht am Quizshow-Overkill, der uns einige TV-Juwelen kostete und diverse kurzlebige Frage-Antwort-Spielchen bescherte. Er brachte auch ein Quiz mit sich, das liebend gern im Rahmen des heutigen, neuen (und zum Glück bislang noch vergleichsweise gemäßigten) Ratebooms wiederbelebt werden darf: «Einundzwanzig»!

Wer die Sendung nie gesehen hat oder sich einfach nicht mehr erinnert: «Einundzwanzig» ließ zwei Kandidaten in einer Art Wissens-Blackjack gegeneinander antreten. Sie sitzen in schalldichten Kabinen und bekommen ein gemeinsames Themengebiet mitgeteilt. Jeder von ihnen darf nacheinander wählen, wie schwer die Frage ist, die ihm gestellt wird – gewertet wird auf einer Skala von einem Punkt bis elf Zählern. Eine korrekte Antwort bedeutet, dass entsprechend viele Punkte gutgeschrieben werden, und wer in weniger Zügen auf 21 Punkte kommt, gewinnt das Duell, erhält eine Preissumme und darf zum Wissensduell gegen einen neuen Herausforderer antreten. Theoretisch konnte man also unendlich viel Geld gewinnen.

Der Reiz an «Einundzwanzig» war, dass die Redaktion bei der Gestaltung der Fragen nicht im Geringsten zimperlich vorging – «Gefragt – gejagt» ist harmlos im Vergleich dazu, was bei «Einundzwanzig» in den höheren Wertigkeiten von den Teilnehmern verlangt hat. Dadurch ist das «Einundzwanzig»-Konzept eines, das mehr als die meisten etablierten Quizshows seinen Kandidaten nicht nur Wissen, sondern auch Taktik und das zügige Einschätzen des Kontrahenten erfordert. Egal ob davor oder danach: Nie fesselte mich ein TV-Quiz so sehr wie «Einundzwanzig».

Basierend auf der NBC-Quizsendung «twenty-one» (die zum Brennpunkt eines legendären TV-Skandals wurde, den Robert Redford im Drama «Quiz Show» genial verarbeitet hat), kam dieses Spielprinzip bereits von 1958 bis 1969 ins deutsche Fernsehen – und zwar unter dem Titel «Hätten Sie’s gewußt?». Die etwas staubige Aufmachung dieser Variante würde heute wohl kaum noch funktionieren. «Einundzwanzig» dagegen verpackte die Idee in ein Design, das ungebrochen in die heutige TV-Ästhetik passen würde. Galante Flächen der Dunkelheit, dezente Lichtsetzung. Nur Moderator Hans Meiser würde nicht mehr funktionieren – die Grundidee war aber fein: Die Show braucht einen etwas älteren Moderator, der Lebenserfahrung ausstrahlt und der dennoch eine junge Energie der Begeisterungsfähigkeit mitbringt. Meisers Folge für Folge euphorisch gen Kamera gerufener Begrüßungssatz "Das ist … Einundzwanzig!" liegt mir noch immer im Ohr. Vielleicht kann Thomas Gottschalk das genauso gut seinen Stimmbändern entlocken?
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16.08.2017 09:43 Uhr Kurz-URL: qmde.de/95141
Sidney Schering

super
schade

60 %
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Tags

100.000 Mark Show De Mol Der Maulwurf Die 100.000 Mark Show Einundzwanzig Familienduell Gefragt Gefragt - Gejagt Gefragt – gejagt Gejagt Geld oder Liebe Hätten Sie’s gewußt? Null gewinnt Pointless Quiz Show Schlag den Raab Wer wird Millionär? gejagt

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Es gibt 15 Kommentare zum Artikel
kauai
17.08.2017 12:51 Uhr 13
Also ich bin mit dem ganzen Show-Kram durch! Egal ob Spielshow, Castingshow oder Quizshow - das muß ich alles nicht mehr haben.
Sentinel2003
20.08.2017 00:52 Uhr 14
"Wetten, daß?" war genial und könnte es auch voll wieder werden!! Nur, sollte man das ZDF mal aufwecken und denen das Sagen, das Sie da einen Schatz im Verborgenen haben, den die wieder hoch holen sollten!
Anonymous
22.08.2017 20:10 Uhr 15
"Wetten dass...?" mochte ich immer sehr, aber nur mit Thomas Gottschalk. Ich konnte mir nicht helfen, aber Lanz fand ich unglaublich steif und zum Teil auch sehr peinlich, wie er versucht hat, auf Lustig zu machen...



Welche Show ich mir zurückwünschen würde? Zum einen "Geh aufs Ganze", die Zockershow mit dem Zonk :D und auch "Domino Day", falls das zählen sollte.
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