Kaum ein Nachrichtensender berichtet kritischer über Trump als MSNBC, dabei hat der NBC-Konzern ihm selbst zum Aufstieg verholfen und erntet mit neuen Rekorden die Früchte seiner Präsidentschaft.
Kein Tag ohne neue Schlagzeile über Donald Trump. Ob es um Nordkorea geht, dem der US-Präsident mit einem Atomkrieg droht, um Venezuela, wo Trump ebenfalls militärische Interventionen erwägt oder um das rechtsextremistische Attentat in Charlottesville. US-Journalisten haben und werden während Trumps Amtszeit noch viel zu tun haben. Abgesehen vom konservativen Fox News lassen News-Kanäle in den USA kein gutes Haar am Präsidenten, weshalb Trump die Sender freilich boykottiert. Eine Berichterstattung über seine Person kann Trump dadurch aber nicht verhindern, deshalb sind die Nachrichtensendungen voll von kritischen Kommentaren über den Immobilienmogul, beispielsweise bei MSNBC, dem zum NBC Universal-Konzern gehörenden Nachrichtensender, der zwar seine Überparteilichkeit betont, aber eher dem linken Spektrum zugeordnet und in der Nähe der Demokraten verordnet wird.
Ein verführerischer Deal: Mit «The Apprentice» ebnete NBC Trumps weg mit
Natürlich will MSNBC mit diesen kritischen Beiträgen auch seine öffentliche Aufgabe unterstreichen, als ‚vierte Gewalt‘ die Ausschweifungen des hochumstrittenen Präsidenten anzuprangern. Vor dem Hintergrund von Trumps Aufstieg erscheint die Verteufelung Trumps durch MSNBC aber ein Stück weit scheinheilig. Donald Trump ist schon seit Jahrzehnten eine echte Marke in den USA mit seiner Show «The Apprentice» verschaffte NBC Trump aber ab dem Jahr 2004 eine große Bühne, die die Bekanntheit des heutigen Präsidenten in neue Sphären hob. 14 Staffeln lang buhlten darin Kandidaten durch Aufgaben wie dem Verkauf von Produkten oder der Organisation gemeinnütziger Charity-Aktionen um die Gunst von Host Donald Trump, der in der Show später auch mit Ivanka Trump, Donald Trump Jr. oder Eric Trump Gesellschaft seiner Familie bekam.
Erst mit Trumps Ankündigung, er wolle für das Amt des US-Präsidenten kandidieren, endete dessen Engagement bei der Show und Arnold Schwarzenegger übernahm. Bis dahin war Donald Trump bereits unzählige Male durch hochkontroverse und umstrittene Äußerungen aufgefallen, etwa dass Barack Obama nicht in den USA geboren worden sei. NBC hielt aber an ihm fest. Trump war schließlich ein ‚guter Deal‘ für den Sender. So hatte Trump jahrelang die Möglichkeit sich auf einem der beliebtesten US-Sender vor einem Millionenpublikum zu inszenieren. Auch Trumps Catchphrase „you’re fired“ entstammt dem Format, das auch „Kapitalismus: Die Show“ hätte heißen können und Zuschauer schon früh auf Trumps Kurs in wirtschaftspolitischen Fragen einstimmte.
Rekorde Dank des „Monsters Trump“
Cable News in den USA
Der Begriff "Cable News" bezieht sich auf Fernsehsender, die ausschließlich News-Beiträge senden und in den USA mit der Einführung des Kabelfernsehens in den 1980er Jahren aufkamen. Bis in die 2000er hinein wuchsen Sender wie CNN, MSNBC oder der Fox News Channel, weitere News-Sender mit besonderem inhaltlichen Fokus sind beispielsweise Bloomberg Television, das Fox Business Network und ESPN News. Aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Ratings und breiten Verfügbarkeit, werden Fox News, CNN und MSNBC als die 'großen 3' bezeichnet.Auch NBC hat also das „Monster Trump“ geschaffen, das Schwestersender MSNBC mit Star-Moderatorin Rachel Maddow nun so häufig hinterfragt. Doch will MSNBC wirklich, dass Trump als Präsident abgesetzt wird. Die Kritik an der Trump-Administration mag zwar aufrichtig sein, angesichts der Zahlen die MSNBC jüngst vermeldete, steckt der News-Kanal bezüglich Donald Trump jedoch mindestens in einem Dilemma. Erst seit acht Monaten regiert Trump die USA und schon jetzt wirkt sich seine Präsidentschaft massiv auf die Zahlen einiger Fernsehformate aus. Politische Late Night- und Satire-Formate wie «The Late Show with Stephen Colbert» oder «The Daily Show with Trevor Noah» weisen Rekordergebnisse vor, Kult-Format «Saturday Night Live» verweist, auch Dank Parodien auf Trump oder dessen ehemaligen Pressesprechers Sean Spicer, auf die höchsten Reichweiten seit über 20 Jahren.
Quotentechnisch profitieren jedoch die Nachrichtensendungen am Kabelfernsehen am meisten, darunter MSNBC. Zwar nehmen die Zuschauerzahlen grundsätzlich in Jahren zu, in denen gerade ein neuer US-Präsident an die Macht kam, das Jahr 2017 übertrifft die Erwartungen aber noch einmal enorm. Das Feld der News-Sender im Kabelfernsehen wird im Wesentlichen von Fox News, CNN und MSNBC dominiert, wobei MSNBC lange Zeit die wenigsten Zuschauer der drei Kanäle erreichte. Trumps Haus- und Hof-Sender Fox News belegt Rang eins unter den News-Kanälen im Kabel-Fernsehen und erreichte im zweiten Quartal durchschnittlich 2,4 Millionen Personen – ein Gewinn von 400.000 Interessenten gegenüber dem Vorjahr. Auch CNN freut sich über einen stattlichen Zuschauerzuwachs und zählt nun im Schnitt 1,1 Millionen Interessenten gegenüber 0,98 vor einem Jahr.
MSNBC: Auf dem Weg zum ‚King of Cable News‘?
Den mit Abstand größten Gewinn verbuchte jedoch MSNBC, das sich innerhalb eines Jahres von 0,90 Millionen Zuschauern auf 1,7 Millionen steigerte und damit seine Reichweite was verdoppelte. Die tollen Zahlen werden höchstwahrscheinlich auch mit der Tatsache zu tun haben, dass MSNBC klarer als andere News-Sender Stellung gegen Trump bezieht. Im Juli belegte MSNBC Rang eins unter den für Nachrichtensendungen besonders wichtigen Zuschauern zwischen 25 und 54 Jahren und in der klassischen Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen. Insgesamt trennten MSNBC und CNN noch nie mehr Zuschauer als vergangenen Monat und seit September 2000 kam MSNBC Fox News beim Publikum ab Zwei nicht mehr so nahe.
Und damit nicht genug: MSNBC führte werktags in der Woche zwischen dem 17. und 23. Juli nicht nur die News-Kanäle im Kabelfernsehen an, sondern das US-Kabelfernsehen überhaupt. Erstmals in seiner 21-jährigen Geschichte. Obendrein sahen Mitte Mai erstmals überhaupt mehr 25- bis 54-Jährige und mehr Gesamtzuschauer MSNBC vor Fox News und CNN und das zweite Quartal 2017 kennzeichnete MSNBC erstmalige Eroberung von Platz eins der Nachrichtensender unter 18- bis 49-Jährigen. Im ersten Quartal zog MSNBC davor erstmals beim Gesamtpublikum an CNN vorbei. Nachrichtensender profitieren also von Trump, allen voran das eher liberale MSNBC. Soll die Präsidentschaft Trumps aus Sicht der Senderverantwortlichen also wirklich bald enden? Vorerst gilt jedenfalls weiter: Böser Trump, gute Quoten.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
19.08.2017 12:01 Uhr 1
Das Programm des Network-Senders FOX läßt einen ja auch kaum glauben, daß der zum gleichen Konzern wie FOX News zählt - bei NBC und MSNBC ist der Unterschied zwar nicht so extrem, aber trotzdem vorhanden. Außerdem galt MSNBC ja schon lange vor Trumps Präsidentschaftswahlkampf als (weniger krasses) linkes Pendant zum rechten FOX News (mit CNN irgendwo dazwischen), man kann also auch keine inhaltliche Kehrtwende wg. Trump konstatieren und somit sicher keine "Scheinheiligkeit".
19.08.2017 17:14 Uhr 2
Könnte man jetzt auch sich fragen .