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«This Is Us»: Ganz schön was verpasst!

Die traurigen Quoten offenbaren: Viele in Deutschland haben «This Is Us» verpasst. Eine Woche vor dem Staffelfinale bei ProSieben sagt Nicole Schmidt, wieso die Serie eigentlich so sehenswert gewesen wäre.

«This Is Us» war in den USA in der TV-Season 2016 / 2017 der Überraschungshit für NBC und versorgte das Network wöchentlich mit Traumquoten. In Deutschland hoffte ProSieben an diesen Erfolg anzuknüpfen, ging jedoch mit der Ausstrahlung der Dramedy baden. Die Quoten wollten von Anfang nicht stimmen, verzeichneten zwar kurzzeitig mit «Grey‘s Anatomy» als Lead-In etwas Aufwind, aber dieser hielt nur kurz an. Deshalb entschied der Sender erst kürzlich die Ausstrahlung der Serie zu beschleunigen. Anstatt einer Folge pro Woche, erwarteten die Zuschauer zuletzt nun Doppelfolgen, zum Finaltag nächsten Mittwoch sogar drei am Stück. Es scheint so, als wollten die Verantwortlichen die Ausstrahlung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Trostpflaster für die Fans ist dabei lediglich, dass die Staffel überhaupt komplett ausgestrahlt wird. Auch hier darf munter spekuliert werden, wieso die Dramaserie beim deutschen Publikum floppte, denn qualitativ macht diese alles richtig.

Worum geht es in «This Is Us»?


Im Zentrum der Produktion stehen die Ängste, Sorgen, Probleme und Glücksmomente der Familie Pearson, bestehend aus dem Ehepaar Jack und Rebecca und ihren drei Kindern Kate, Kevin und Randall. Alle drei Kinder vereint dabei eine Gemeinsamkeite Sie haben am selben Tag Geburtstag. Abseits davon hat jeder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen: Kate versucht verzweifelt abzunehmen, während Kevin unzufrieden mit seinem Job ist und Randall endlich seinen biologischen Vater kennenlernen möchte.

«This Is Us»: Geschichten aus dem echten Leben


Die Stärke von «This Is Us» und der Grund, wieso ich die Serie vorbehaltlos jedem empfehle, ist, dass die Geschichten, die erzählt werden, realistisch sind. Klingt simpel. Ist es auch. Sie alle könnten uns so oder so ähnlich auch passieren und vieles von dem ,was die Figuren durchmachen, kommt dem Zuschauer bekannt vor. Nehmen wir zum Beispiel Kate, die mit ihrem Übergewicht zu kämpfen hat, eine Diät nach der anderen ausprobiert, aber nichts funktioniert. Sicherlich gibt es viele Frauen, die Tag für Tag den gleichen Kampf ausfechten und sich oftmals genauso verzweifelt und unsicher fühlen. Doch auch Kevin ist Sinnbild für viele Zuschauer, die sich in ihrem Job nicht mehr wohlfühlen und diesen am liebsten aufgeben möchten, während Randall auf der Suche nach seinen Wurzeln ist, um sich endlich selbst zu finden und hierbei sicherlich ebenfalls einigen aus der Seele spricht. Im Mittelpunkt stehen aber auch all die Probleme, die es mit sich bringt, gleich drei Kinder großzuziehen. Nicht immer ist dies ein leichtes Unterfangen, denn auch als Elternteil steht man vor einer vollkommen neuen Herausforderung, die einen am Anfang überfordern kann (und darf). Da kann ein entspannter Ausflug ins Schwimmbad schon mal zur Geduldsprobe werden, wenn ein Kind verloren geht. Desweiteren ist es für Jack und Rebecca nicht immer leicht, den Bedürfnissen und Wünschen aller drei Kinder zu gleichen Teilen gerecht zu werden, die alle mit ihren eigenen Unsicherheiten und Ängsten zu kämpfen haben.

Auch die Rivalitäten der Geschwister sind ein großer Teil der Serie. Spätestens hier dürften viele Zuschauer ähnliches erlebt haben, vorausgesetzt man ist kein Einzelkind. Es sind somit echte Figuren, mit echten Problemen, die für mich den Reiz von «This Is Us» ausmachen und aufgrund derer sich die Zuschauer mit den Charakteren identifizieren können.

Die Handlung besteht dabei aus Vergangenheit und Gegenwart, die fließend ineinander übergehen. Es ist auch diese Erzähltechnik und die Leichtigkeit mit der die Produzenten beide Erzählstränge zueinander führen, die mich maßlos beeindruckt hat. Nie hat man als Zuschauer das Gefühl, dass man aus der Handlung gerissen wird, sondern beide Zeitstränge ergänzen sich wunderbar, in dem sie aufeinander Bezug nehmen. Gerade durch die Erlebnisse in der Vergangenheit erklärt sich so manches Verhalten der Figuren, aber auch ihre ganz eigenen Traditionen und Bräuche beispielsweise zum Super Bowl, Thanksgiving oder Weihnachten. Wir sehen Kate, Kevin und Randall groß werden, erleben aber auch, wie ihre Kindheit sie geprägt hat, woher ihre Ängste kommen und wie diese sich im Erwachsenenalter äußern. Dabei sind es vor allem die Eigenheiten der Familie, die die Serie so besonders macht. Wir alle haben eigene Rituale, so auch die Familie Pearson. Ihre Bräuche bringen mich jedes Mal auf‘s Neue zum Schmunzeln, haben sie doch ihren ganz eigenen Charme. In jeder Folge wird einem bewusst, wie durchdacht die Handlung ist. Logiklöcher sucht der Zuschauer zum Glück vergeblich.

Natürlich gibt es abseits der Rahmenhandlung noch typische Elemente einer Dramaserie, wie Lügen innerhalb der Familie, aber auch Liebesbeziehungen. Hierbei haben die Produzenten jedoch auf die typischen Klischees (wie nervige Liebesdreiecke) verzichtet. Und auch wenn hier manches bekannt vorkommt, wie die Suche von Randall nach seinem biologischen Vater, so sind es doch die kleinen Details in jeder Storyline, die diese Serie besonders machen. Den Produzenten gelingt es dabei spielerisch leicht Emotionen bei den Zuschauern zu schüren und kräftig auf die Tränendrüse zu drücken. Bei dieser Serie bleibt kein Auge trocken, was den unterschiedlichen Schicksalen der einzelnen Figuren geschuldet ist, aber auch deren Chemie untereinander. Doch keine Angst, nicht nur die Tränendrüse wird in Beschlag genommen, sondern auch die Lachmuskeln, denn emotionale und lustige Momente wechseln sich kontinuierlich ab.

Sicherlich profitiert «This Is Us» auch von seinem brillanten, hochkarätigen Cast, der aus Namen wie Mandy Moore, Milo Ventimiglia oder Sterling K. Brown besteht, aber auch die Newcomer Justin Hartley und Chrissy Metz machen ihren Job verdammt gut. Vor allem für Moore ist die Serie ein voller Erfolg, war sie zuvor eher in unpopulären Formaten, wie «Red Band Society», welches nach einer Staffel aufgrund mäßiger Quoten eingestellt wurde, vertreten, oder lieh Figuren in Animationsserien ihre Stimme. Mit «This Is Us» ist sie zurück auf den heimischen Bildschirmen und wird für ihre Leistung von den Kritikern gefeiert. Bei den Gastdarstellern ist es vor allem Gerald McRaney, der mir bei jedem seiner Auftritte ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich glaube, alle Zuschauer wünschen sich einen Arzt wie Dr. Nathan Katowski, der immer einen lustigen und inspirierenden Spruch auf Lager hat, der jede Krisensituation gleich halb so schlimm macht.

Spannend für den Zuschauer dürfte im Verlauf der Serie auch die Wandlung von Chrissy Metz‘ Figur Kate werden. Die Darstellerin hat sich vertraglich verpflichtet, für die Serie abzunehmen, womit die Handlung rund um ihren Gewichtsverlust noch realistischer wird. Die Produzenten können so nicht nur zeigen, welche positiven Auswirkungen dies auf die Psyche und das Leben von Kate hat, sondern auch welche Veränderungen optisch damit einhergehen. Für Chrissy Metz bringt das natürlich einiges an Druck mit, denn sollte sie nicht erfolgreich sein, so würde sie Vertragsbruch begehen, der sie teuer zu stehen käme.

Am 23. August 2017 werden die letzten drei Folgen am Stück von ProSieben ausgestrahlt, während «This Is Us» in Amerika am 26. September auf die Bildschirme zurückkehrt. Dort wurde die Dramedy schon im Vorfeld der Ausstrahlung um eine dritte Staffel verlängert, denn anders als in Deutschland sind sich die Verantwortlichen bei NBC sicher, dass die Serie eine lange Laufzeit haben wird. Für die anstehende, zweite Staffel, wurden einige Kinderdarsteller in den Hauptcast der Serie befördert. Fans dürfen sich also auf weitere Flashbacks freuen. Einen Gastauftritt wird es übrigens von Sylvester Stallone geben. Dieser wird in der Serie den Co-Star von Kevin bei einem neuen Filmprojekt spielen.

Wer nun Lust dazu bekommen hat «This Is Us» noch einmal von Anfang an anzuschauen, der kann alle Folge auf Maxdome nachholen, wo sie im Paket inbegriffen ist. Doch auch Amazon Prime bietet die erste Staffel als Staffelpass an. Ich kann an dieser Stelle nur wiederholen, was ich schon in der Überschrift formuliert habe: Schaltet ein, denn sonst verpasst Ihr eine emotionale, realistische und lustige Dramedy, mit einem talentierten Cast.
17.08.2017 08:32 Uhr Kurz-URL: qmde.de/95101
Nicole Schmidt

super
schade

86 %
14 %

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Tags

Grey‘s Anatomy Red Band Society This Is Us

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Es gibt 14 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
17.08.2017 14:38 Uhr 12
Ich bin nach Folge 8 oder so raus....war mir viel zu langweilig und langatmig! Wurde einfach damit nicht warm! Klar, das ganze Ensemble ist Klasse, aber, was nützt das mir, wenn ich bei jeder verdammten Folge fast Einschlafe??







@Familie Tschiep: nun, welche Serie oder welcher Film sind denn realistisch??
Familie Tschiep
17.08.2017 16:54 Uhr 13


Es wurde hier als positiver Punkt genannt, für mich ist es das Dasein eines (gescheiterten) Sitcomstar und eines hochbegabten Hedgefondmanagers nicht alltäglich und nicht realistisch, die Serie spielt in einer ziemlich kitschigen Traumwelt.



Es gibt Serienwelten, die ich für realistischer halte, das können die Briten und Skandinavier ganz gut.
Vittel
17.08.2017 22:24 Uhr 14
Verpasst?



Also ich habe nichts verpasst, sondern mir durchaus "This is Us" auf der "to-watch-list" notiert. Sobald das dann mal irgendwo on demand verfügbar ist für einen guten Preis, werde ich mir das auch ansehen.



Verpasst habe ich also maximal die Werbungunterbrechungen
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