Seit 2015 hat Dunja Hayali ihren eigenen Talk, in diesem Sommer läuft dieser erstmals in größerer Stückzahl. Damit aber noch nicht genug, meint zumindest Quotenmeter-Chefredakteur Manuel Weis.
Herr Himmler, Herr Bellut, um mal gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Ich – und sicher viele andere – sind es schuldig, Ihnen ein verdammt großes Lob auszusprechen. Ihnen und einem Sender, der zuletzt in der Kritik stand, weil er große Sportrechte verloren hat, weil er nicht bereit war die von der privaten Marktwirtschaft inzwischen aufgerufenen Preise mitzugehen. Weil er versucht hat in politisch aufwühlenden Zeiten Ecken, Kanten und somit Meinungen zu zeigen und den Finger in so manche Wunde zu legen. Es geht um Dunja Hayali.
Ich könnte sagen, wir von Quotenmeter.de haben es schon immer gewusst. Etwa, als wir sie Ende 2015 zu einer unserer Gewinner des Jahres gekürt haben. Wir taten das in einem Jahr, in dem Dunja Hayali auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise offen und ehrlich den direkten Dialog mit denen suchte, die zwar nicht unbedingt viel Tiefgründiges beizutragen haben, deren Stimmen aber zumindest angehört werden müssen. Sie war auf den vielen Demos der rechten Parteien dieses Landes, wurde dafür nicht selten angefeindet. Schon damals war klar, dass Sie mit der zu dieser Zeit gerade einmal 41 Jahre alten Journalistin jemanden in ihren Reihen hatten, der nicht nur genau zuhören, sondern auch gekonnt nachfragen kann.
Hayali, die schon seit 2007 im Morgenprogramm des ZDF in die Rolle der Fragenstellerin hineingewachsen war, hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst für mehr empfohlen. 2007 hatte sie mal im
Express gesagt, sie wünsche sich irgendwann ein eigenes Talkformat. Ein unaufgeregtes, in dem sie ihre Neugier komplett ausleben könne. Ob ihre eigene Sendung, die 2015 und 2016 als Illner-Sommervertretung lief und sich in diesem Jahr davon leicht emanzipierte, nun wirklich unaufgeregt ist oder nicht, sei an anderer Stelle zu beantworten. Eines ist «Dunja Hayali» aber ganz sicher: Wirklich großartig.
Es ist das richtige Format zur richtigen Zeit. Andere große Polittalker wie Frank Plasberg, Anne Will oder auch die bei Ihnen beheimatete Maybrit Illner sind alte Hasen im Geschäft. Ihre Sendungen sind seit vielen Jahren Bestandteil der politischen Diskussionskultur, aber eben auch seit vielen Jahren nicht mit allzu großen neuen Impulsen versehen worden. Man könnte also auch sagen, dass neben der Moderatorin Dunja Hayali das Konzept der Star der Sendung ist.
Drei Themen, unterschiedlich gewichtet – und somit auch Themen, denen man nicht das Tragen einer ganzen Sendung zutrauen würde. Wie etwa kürzlich, als es um die AfD und deren Aufschwung bei Russlanddeutschen ging. Welche andere Talkshow hätte sich wohl getraut einen weitgehend unbekannten AfD-Lokalpolitiker mit russischen Wurzeln einzuladen und mit ihm über dieses Thema zu sprechen? Oder als man dem YouTube-Phänomen auf die Spur ging und fragte: Was können die von den 12- bis 16-Jährigen so angehimmelten Internet-Stars überhaupt wirklich? Können sie überhaupt was? Ulla Kock am Brink, die in den 90ern ihre ganz große Zeit hatte, überprüfte das in einem Einspielfilm und später im Studio. Die nächste Debatte über US-Präsident Trump, über die Beziehung zu Putin oder klassische Wahlkampf-Themen: Das dürfen gerne andere machen.
Für die TV-Debattenkultur sind das wichtige Impulse. Bei all dem Lob mag mit Recht entgegnet werden, dass die TV-Quoten der zwei Jahre lang «ZDFdonnerstalk» und nun unter dem Namen «Dunja Hayali» laufenden Sendung nie wirklich berauschend waren. Mal auf Senderschnitt, mal drunter und deutlich unter den Werten, die Kollegin Illner Donnerstag für Donnerstag einfährt. Vermutlich braucht es Zeit und noch ein bisschen Feinjustierung, um ein Publikum zu finden. Dass «Dunja Hayali» das schaffen würde, daran gibt es quasi keinen Zweifel.
Es jetzt an Ihnen, Herr Himmler und Herr Bellut: Sie müssen die Weichen stellen. Wenn die Kollegen vom Ersten sich seit Jahren drei (oder früher sogar fünf wöchentliche Polittalks) leisteten, können sie neben Maybrit Illner und dem hier nicht vergessenen Markus Lanz auch noch ein weiteres regelmäßiges Format ins Haus holen. Etwa ab Anfang 2018, mittwochs nach dem «heute-Journal». Ab kommenden Sommer fällt die UEFA Champions League an 18 Abenden in ihrem Programm weg – diese Lücke muss geschlossen werden. Und während der KO-Phase der letzten Saison der Königsklasse in Ihrem Programm böte sich noch eine gute Möglichkeit die Sendung von Dunja Hayali bekannter zu machen: Indem diese mittwochs gegen 23 Uhr, also direkt nach der Champions League, laufen könnte. Tun Sie’s!
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
17.08.2017 13:59 Uhr 2
17.08.2017 14:11 Uhr 3
Und, Sie macht das schon von Anfang an und hat sich nicht gebessert!
17.08.2017 14:46 Uhr 4
All das was hier geschrieben wurde kann ich nur unterschreiben!
Dunja Hayali hätte eine größere Chance verdient!