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Interview mit Gerhard Zeiler, Hans Mahr und Programmdirektor Frank Berners

Die vergangene Season brachte RTL wieder Spitzenquoten: Sowohl in der wichtigen werberelevanten Zielgruppe als auch beim Gesamtpublikum war RTL mit großem Abstand Marktführer. Insbesondere der Vorsprung gegenüber der privaten Konkurrenz konnte weiter ausgebaut werden. Und das soll sich auch in der kommenden Season nicht ändern. Im Interview anlässlich der Telemesse 2002 in Köln sprechen RTL-Geschäftsführer Gerhard Zeiler (47), Informationsdirektor Hans Mahr (53) und Programmdirektor Frank Berners (38) über die aktuellen Programmpläne und die Zukunft von RTL.



Herr Zeiler, im vergangenen Jahr haben sie trotz Rekordquoten gesagt, "Es kann fast nur noch besser werden". Wie ist Ihre Bilanz der vergangenen Season?

Gerhard Zeiler: Die Rückschau ist extrem positiv. Wir haben eingehalten, was wir versprochen haben. Unser Programm war qualitativ hochwertig und dazu noch sehr erfolgreich bei den Zuschauern. Auf diese Bilanz können alle RTL-Mitarbeiter sehr stolz sein, denn dieser Erfolg ist das Ergebnis von harter und intensiver Arbeit eines guten Teams. Es ist schon sehr überraschend, dass wir trotz Olympia und Fußball-WM in diesem Jahr in der Zuschauergunst nach sieben Monaten beim Gesamtpublikum gleichauf mit der ARD liegen.



Hans Mahr: Der RTL-Informationsbereich gewinnt immer mehr an Bedeutung. Ob 11. September, Einsatz in Afghanistan oder die Jahrhundertflut - in den vergangenen zwölf Monaten hat RTL immer wieder bewiesen, dass der Sender schnell, unbürokratisch und angemessen auf wichtige und aktuelle Ereignisse in der Welt reagiert. Unsere News-Sendungen sind inzwischen auf demselben Qualitäts-Niveau wie die Nachrichtenformate der öffentlich-rechtlichen Sender.



Frank Berners: RTL ist mit seinen Innovationen und seinen bewährten Programmmarken ein verlässlicher Partner für die Werbekunden und die erste Adresse für die Zuschauer. Das unterstreichen wir mit dem neuen Season-Claim "Willkommen zu Hause".



Was möchten Sie in Zukunft verbessern? Worauf können sich die Zuschauer denn sonst noch freuen?



Gerhard Zeiler: Wir haben viele Ideen, um unser erfolgreiches Programm weiter zu optimieren. Ein wichtiges Beispiel ist der Nachmittag, der sich in der nächsten Season deutlich verändern wird. Mit einer neuen Programmierung wollen wir in dieser Zeitschiene erfolgreicher werden. Zu der erfolgreichen Gerichtssendung "Das Jugendgericht" werden wir zwei weitere Gerichtssendungen starten. Mit "Das Strafgericht" und "Das Familiengericht" haben wir das Genre deutlich weiterentwickelt, beide unterscheiden sich inhaltlich von anderen Sendungen dieses Genres. Aber das sind natürlich nicht unsere einzigen Veränderungen im Programm.



Frank Berners: RTL ist es als einzigem Sender gelungen, eigenproduzierte Sitcoms in Deutschland erfolgreich zu etablieren. Jetzt bauen wir das Genre weiter aus. Mit "Krista" und "Schulmädchen" zeigen wir zwei vollkommen neue Sitcoms, in deren Mittelpunkt das Lebensgefühl der jungen Generation steht. Nachdem wir in der vergangenen Season mit "Mein Leben & Ich" und "Bernds Hexe" zwei neue Sitcoms sehr erfolgreich eingeführt haben, arbeiten wir natürlich an den Fortsetzungsstaffeln. Dazu entwickeln wir insgesamt 30 neue Sitcoms. Sie sehen, bei RTL wird auch in Zukunft viel gelacht werden.



Hans Mahr: Mit der gesamten politischen Berichterstattung im Vorfeld der Wahl kommen wir natürlich unserer Verantwortung nach, die wir als größter Fernsehsender Deutschlands haben. Über Jahre haben die öffentlich-rechtlichen Sender die politische Berichterstattung geprägt. Jetzt bringen wir frischen Wind in die politische Auseinandersetzung. Dafür ist der Wahlkampf die ideale Zeit. Schließlich sind 70 Prozent der Deutschen der Meinung, dass das Fernsehen das wichtigste Informations-Medium bei die Wahlentscheidung ist.



Was bietet RTL den Zuschauern im Bereich Fiction? Wie wichtig sind Movies und Serien für den Marktführer?



Frank Berners: Die Bedeutung von Fiction für das Fernsehen hat weiter zugenommen. Diesen Wunsch der Zuschauer wollen wir natürlich erfüllen. Zu unseren Serienhits wie "Balko" , "Alarm für Cobra 11" oder "Im Namen des Gesetzes", die alle nach wie vor extrem beliebt sind, starten wir gleich mehrere neue Serien: Mit "Abschnitt 40" kommt im September eine sehr authentische und spannende Polizeiserie ins Programm. Schon der Pilotfilm hat Zuschauer und Kritiker gleichermaßen begeistert. Das gilt auch für "Die Sitte", die ihre behutsamen und feinfühligen Ermittlungen jetzt in Serie aufnimmt. Mit "Wilde Engel" haben wir ein neues Action-Serien-Highlight. Und wir setzen natürlich weiter auf eigenproduzierte Filme in Spielfilmlänge. In Essen haben wir gerade die Action-Komödie "Crazy Race" mit Ottfried Fischer und Sissy Perlinger gedreht. Dazu haben wir viele hochwertige Movies im Programm: "Fahr zur Hölle, Schwester" mit Iris Berben und Hannelore Elsner, das Event-Movie "Todesengel" oder "Betty, schön wie der Tod" mit Udo Kier. Es gibt natürlich neue Folgen von "Doppelter Einsatz", einer der besten Krimireihen im deutschen TV. Zudem ist RTL auch internationaler Koproduzent: Mit dem Event-Film "Dinotopia" haben wir im Herbst einen Fernseh-Dreiteiler im Programm, der viele Kinoproduktionen an Qualität und Faszination übertrifft.



RTL hat in den vergangenen Monaten viele internationale Filme eingekauft. Den neuen Bond, "Harry Potter", "Der Herr der Ringe" , "Matrix" .... Wollen Sie RTL jetzt als Spielfilmsender positionieren?



Gerhard Zeiler: Das brauchen und wollen wir nicht. RTL hat schon immer den Anspruch, in jedem Programmsegment seinen Zuschauern das Beste zu bieten. Dazu gehören auch die Kino-Highlights aus Hollywood. Das ist uns in den vergangenen Jahren mit "Titanic" und "Armageddon", jeweils den erfolgreichsten Spielfilmen des Jahres, gut gelungen. Und auch in der kommenden Season zeigen wir mit "Die Braut, die sich nicht traut", "Erin Brokovich", "Matrix" und nicht zuletzt mit "Gladiator", der alleine fünf Oscars gewann, absolute Spitzenfilme. Durch den Vertrag mit Warner hat sich RTL langfristig herausragende Kino-Highlights gesichert. "Harry Potter" und "Der Herr der Ringe", die absoluten Top-Filme der letzten Monate, laufen demnächst bei RTL.



Was wird aus dem Fußball bei RTL? Die UEFA 2003 will den Spielmodus umstellen...



Hans Mahr: Die Champions League hat durch ihren aufgeblähten Spielmodus viel an Attraktivität verloren. Daher begrüßen wir den Entschluss der UEFA, früher mit den k.o.-Spielen zu starten. Leider passiert das erst in der Saison 2003 / 2004. Und auch dann wird die Champions League erst wieder wirklich interessant für uns, wenn der Preis für die Rechte dramatisch reduziert wird. Im Skispringen feiert RTL mit seinen Übertragungen Rekordquoten. Warum holt RTL mit denselben Sportarten regelmäßig mehr Zuschauer als die Konkurrenz?



Hans Mahr: Dafür gibt es viele Gründe: Mit großen und kompetenten Teams machen wir aus den Fernsehübertragungen echte Events. Zudem bieten wir sehr detaillierte und verständliche Informationen. Viele Zuschauer haben erst durch die Analysen von Günther Jauch und Dieter Thoma die Feinheiten des Skispringens verstanden. In diesem Winter unterstützte natürlich eine ganz besondere Dramatik die Quoten: Schließlich hat Sven Hannawald als erster nach 50 Jahren alle vier Springen der Vierschanzentournee gewonnen.



Acht Folgen von "Im Kreuzfeuer", die erste politische Dokumentationsreihe "Kanzler, Krisen, Koalitionen", Wahlanalysen mit Friedrich Nowottny und am 25. August das TV Duell: So ausführlich hat RTL noch nie über den Bundestagswahlkampf berichtet. Welche Zuschauergruppen wollen Sie damit erreichen?



Hans Mahr: Nach wie vor schauen wir dabei besonders auf die Jüngeren. Denn für die 14 bis 49-Jährigen ist RTL die wichtigste Informationsquelle. Unsere Zuschauer wollen weder vorgefertigte Meinungen noch tendenziöse Berichte. Daher haben sich unsere Redakteure in einem "Kodex" zur Bundestagswahl verpflichtet, politisch ausgewogen zu berichten. Wir liefern also lediglich die Grundinformationen, auf deren Basis sich dann jeder Einzelne selbst ein Urteil über die Stimmabgabe bilden kann.



Ein Höhepunkt des Wahlkampfs ist zweifellos das TV-Duell Schröder gegen Stoiber, das am 25. August bei RTL und SAT.1 live ausgestrahlt wird. Überschätzen die Parteien nicht die Wirkung dieses Duells auf die Wähler?

Hans Mahr: Das TV-Duell können wir gar nicht hoch genug einschätzen. Derzeit sind mehr als ein Drittel der Wähler noch unentschlossen. Da bietet das TV-Duell für alle eine hevorragende Gelegenheit, sich von den Kontrahenten ein Bild zu machen. Gerhard Schröder ist mit Sicherheit der erfahrenere Medienmann, aber ich warne davor, Edmund Stoiber zu unterschätzen.



Noch immer dominieren in der öffentlichen Wahrnehmung die öffentlich-rechtlichen Sender das Nachrichtengeschäft. Besonders die "Tagesschau" scheint wie ein Fels in der Brandung.



Hans Mahr: Dieser Fels ist schon gewaltig unterspült, um bei dem Bild zu bleiben. Wir konnten in den letzten Jahren stark aufholen. Unsere Hauptnachrichten "RTL Aktuell" sind mittlerweile das führende Nachrichtenformat bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren. Auch beim Gesamtpublikum liegen wir beim Vergleich der Marktanteile auf Augenhöhe mit der "Tagesschau".



Gute Newssendungen kosten viel Geld. Warum leistet sich RTL eine solch ausführliche Newsschiene?



Gerhard Zeiler: Die großen Erfolge im Informationsbereich unterscheiden uns von allen privaten Konkurrenten. Die News sind für die Marke RTL genauso wichtig wie Fiction und Unterhaltung. Wir haben den Anspruch, den Zuschauern alles zu bieten. Die Zuschauer wissen: Wenn sie RTL einschalten, dann werden sie gut unterhalten und kompetent informiert. Und sie haben das beruhigende Gefühl: Wann immer in der Welt etwas wichtiges passiert, bei RTL ist es im Programm.



Neben der Fiction sind Shows ein klassisches Standbein eines erfolgreichen Fernsehprogramms. Ist es schwieriger geworden, gute Shows zu erfinden?

Frank Berners: Das glaube ich nicht. Man brauchte bei Shows schon immer ein äußerst gutes Gespür. RTL hat in der vergangenen Season gleich mehrere neue Shows erfolgreich starten können: Mit "Der große IQ-Test" und der "Grips-Show" hatten wir herausragende Event-Shows mit großartigen Quoten. Die erfolgreiche Showreihe "Deutschlands klügste..." wird im Herbst mit Spielrunden von Bürgermeistern und Geistlichen & Priestern fortgesetzt. Außerdem haben wir ein neues Genre etabliert: Timetainment. "Die 80er Show" hat alle Erwartungen übertroffen. Wir werden in diesem Genre weitermachen.



RTL schafft es als einziger Sender, regelmäßig mit erfolgreichen Show-Innovationen zu kommen. Wo liegt das Geheimnis?



Frank Berners: Das ist eine schwierige Frage. Es kommen sehr viele Faktoren zusammen. Wichtige Voraussetzung ist ein gutes Timing. Dazu braucht man die Intuition der Programm-Macher und eine intensive Forschungsarbeit. Man muss genau wissen, was die Zuschauer von ihrem Sender erwarten. Aber auch die hohe Präzision bei der Umsetzung von guten Ideen ist sehr wichtig. Das beginnt schon bei der Auswahl der Produktionsfirma. Insgesamt zeichnet RTL eine exzellente Teamarbeit aus - anders sind so große Erfolge auf Dauer nicht zu schaffen.



Im Herbst starten Sie mit "Deutschland sucht den Superstar", der Adaption des britischen "Pop Idol", ein internationales Erfolgsformat. Wird es die Zukunft sein, dass große Formate wie auch "Wer wird Millionär?" weltweit im Fernsehen laufen?

Frank Berners: Da gibt es keine festen Regeln. Natürlich muss man immer beobachten, was bei ausländischen Sendern läuft und ob solche Programme für uns Erfolgsaussichten haben. "Pop Idol" ist ein Beispiel für ein internationales Erfolgsformat. Aber die Gegebenheiten sind in jedem Markt unterschiedlich. Sie werden stark von der jeweiligen Konkurrenzsituation, dem Zeitpunkt der Ausstrahlung und der Ausführung beeinflusst. Die "80er Show" ist eine sehr erfolgreiche Entwicklung von RTL mit der Produktionsfirma "i+u". Für den Zuschauer ist das aber egal: Für ihn zählt nur der Unterhaltungswert des Programms - nicht die Herkunft.



Shows, Fiction, Sport oder News, was wird in Zukunft die wichtigste Säule im RTL-Programm sein?



Gerhard Zeiler: Die Stärke von RTL liegt darin, dass wir dem Zuschauer eine spannende Mischung anbieten können: Wir haben exzellente, etablierte Programmmarken wie zum Beispiel "GZSZ", "Hinter Gittern" oder "explosiv". Darüber hinaus haben wir den Mut, unsere Zuschauer immer wieder mit Innovationen zu überraschen. Ob News oder Magazine, ob Serien oder Shows, ob Filme oder Sport - nur RTL hat für die Zuschauer in jedem Segment ein Spitzenangebot.
20.08.2002 11:28 Uhr Kurz-URL: qmde.de/948

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