Die VOX-Musikshow «One Night Song» funktioniert nur im Zusammenspiel mit «Sing meinen Song». Das ist die Erkenntnis aus der ersten Staffel, die katastrophal begann und sich erst in neuem Umfeld fing.
Von Vollkatastrophe bis Freudentaumel: quotentechnisch war für VOX‘
«One Night Song» in diesem Jahr schon alles dabei. Im Musikformat verbringt Daniel Wirtz eine Nacht mit einem ihm unbekannten Gast – die Aufgabe: einen Hit neu interpretieren und am nächsten Morgen vor Fans aufführen. VOX testete das Format bereits recht erfolgreich Ende Mai 2016 – damals standen in der werberelevanten Zielgruppe tolle 9,2 Prozent Marktanteil auf dem Papier. Keine Überraschung also, dass der Sender sich für eine komplette Staffel entschied, die im April dienstags zwischen 22 und 23 Uhr laufen sollte.
Umso überraschender dürfte für alle Beteiligten gewesen sein, wie katastrophal die Quoten der ersten Show am 11. April ausfielen. 2,6 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen, 1,8 Prozent beim Gesamtpublikum – in beiden Fällen ein Drittel des Senderschnitts. Gerade einmal 380.000 Zuschauer waren mit von der Partie, 200.000 waren zwischen 14 und 49 Jahre alt. Es zeigte sich drastisch, dass die Pilotfolge «One Night Song» im vergangenen Jahr massiv vom «Sing meinen Song»-Vorlauf profitierte. Dieses Umfeld war Anfang April nicht gegeben: VOX zeigte um 20.15 Uhr das durchwachsene «Story of My Life» und das ebenso schwache «Meylensteine». «One Night Song» fehlte letztlich also der starke musikalische Vorlauf in Form des Tauschkonzerts, das Ende Mai 2016 noch im Vorfeld der damaligen Pilotfolge gezeigt wurde.
VOX reagierte prompt und schmiss sowohl «Meylensteine» als auch «One Night Song» vorerst aus dem Programm. Beim Sender traf man die einzig richtige Entscheidung und packte beide Shows wieder ins Gesamtpaket mit «Sing meinen Song», allerdings erst ab Ende Juni. Und wie von Zauberhand stellten sich bessere Quoten ein. 8,1 Prozent verbuchte «One Night Song» am 27. Juni mit Max Mutzke. Die Reichweite stieg deutlich auf 0,68 Millionen ab drei und verdoppelte sich beim jungen Publikum sogar auf 0,45 Millionen. Auch der Gesamtmarktanteil zog ordentlich auf 4,2 Prozent an. Die Lehre: mit dem richtigen Umfeld funktioniert «One Night Song» wunderbar.
Allerdings sind gute Quoten nicht zwangsläufig mit dem starken «Sing meinen Song»-Vorlauf verknüpft. Denn obwohl das Tauschkonzert und die anschließende «BossHoss-Story» das Niveau der Vorwoche bestätigten, fiel der Marktanteil von «One Night Song» am 4. Juli auf 6,8 Prozent – für VOX-Verhältnisse nur unterdurchschnittlich. Die Show lebt natürlich von ihren Gästen, sodass man vermuten kann, dass die Zuschauer vielleicht nicht allzu großen Gefallen an der Ausgabe mit Wolfgang Niedecken fanden. Im Vergleich zur Vorwoche fiel die Reichweite jedenfalls auf 0,53 Millionen beim Gesamtpublikum sowie 0,33 Millionen bei den Umworbenen. Der einzige Trost: insgesamt konnte «One Night Song» trotz des Zuschauerverlusts mit 4,1 Prozent das Niveau der Vorwoche beim Gesamtpublikum halten.
Die Vollkatstrophe musste die Show mit Daniel Wirtz zu Staffelbeginn verkraften, am 11. Juli folgte dann der Freudentaumel. «One Night Song» durfte an diesem Abend direkt im Anschluss an «Sing meinen Song» über den Äther gehen, was den Quoten einen richtigen Schub verlieh. Im Vergleich zur Vorwoche verdoppelte sich die Reichweite auf 1,01 Millionen Zuschauer, was starke 5,9 Prozent Marktanteil mit sich brachte. In der werberelevanten Zielgruppe schoss die Quote auf hervorragende 10,8 Prozent, da 0,65 Millionen 14- bis 49-Jährige einschalteten. Das Finale der vierten Staffel «Sing meinen Song» beförderte «One Night Song» auf Allzeit-Rekorde.
Am letzten Ausstrahlungstag offenbarte sich jedoch eine weitere Erkenntnis: das Gesamtpaket mit «Sing meinen Song» ist nur erfolgreich, wenn es sich um neue Folgen des Tauschkonzerts handelt. Der Zusammenschnitt alter Auftritte konnte nicht an die Erfolge der Vorwochen anknüpfen, was auch Daniel Wirtz zu spüren bekam. Die beiden letzten Folgen der Staffel «One Night Song» wurden am 18. Juli gesendet und fielen wieder auf ein enttäuschendes Niveau zurück. Die erste Episode mit Glasperlenspiel verbuchte noch 6,5 Prozent bei den Umworbenen (0,38 Mio.) und 3,4 Prozent bei allen (0,61 Mio.). Im Anschluss halbierte sich Reichweite in beiden Gruppen und die Marktanteile fielen auf enttäuschende 2,7 (3+) und 4,7 Prozent (14-49).
Nun steht natürlich die Frage im Raum, ob VOX «One Night Song» angesichts dieser gemischten Bilanz verlängern sollte. In der Endabrechnung erreichte die erste vollständige Staffel 0,58 Millionen Zuschauer ab drei sowie 0,37 Millionen zwischen 14 und 49 Jahren. Beim Gesamtpublikum erzielte die Musikshow durchschnittlich 3,7 Prozent, womit sie klar unter dem VOX-Senderschnitt von zuletzt 5,1 Prozent lag. Auch in der werberelevanten Zielgruppe rangierte Daniel Wirtz am Ende mit 6,6 Prozent unter der Sendernorm in Höhe von 7,2 Prozent. Diese Zahlen alleine rechtfertigen nicht unbedingt eine Fortsetzung – nur als Anschlussprogramm an neue «Sing meinen Song»-Folgen funktioniert «One Night Song» richtig gut.
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