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«Spider-Man: Homecoming»: Mehr Humor, weniger Actionbombast

Spider-Man schwingt sich mit Hilfe von Iron Man durch sein erstes eigenes Leinwandabenteuer, das zum 'Marvel Cinematic Universe' gehört.

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Die Sony-Komödie unter den Filmen des Marvel Cinematic Universe


«Spider-Man: Homecoming» mag keine visuell derart beeindruckende Materialschlacht wie «Guardians of the Galaxy Vol. 2» sein, noch ein Feuerwerk an aufregend inszenierten, hochoriginellen Stunts. Dafür ist der nunmehr 16. Film des Marvel Cinematic Universe nach dem "größer, dramatischer, bedeutsamer" der vergangenen Kapitel dieses «Avengers»-Franchises eine sehr willkommene, kecke Atempause, welche die Weltenbildung der Marvel-Eigenproduktionen mit dem zügig-feschen Stil diverser Sony-Komödien aus den vergangenen Jahren kombiniert.

Zahlreiche Komödien aus dem Hause Sony kommen mittlerweile ein Stückchen schneller und verrückter als ihre Genrekollegen daher, verankern ihren mit selbstironischen Meta-Witzlein bespickten Irrsinn aber durch Figuren, die unter ihren Macken auch etwas sehr Authentisches ausstrahlen. Und in einer behutsamen, aber deutlichen Dosis macht «Spider-Man: Homecoming» dies nun mit dem Marvel-Filmuniversum – es ist der am stärksten auf Komik gebürstete Teil der bisherigen Filmreihe und vom Schlusskampf abgesehen auch einer der temporeichsten. Spider-Mans energiereiches Herumstolpern durch Pubertäts- und Heldenwerdungsprobleme adressiert liebevoll einige Genreklischees und Peter Parkers Mitschüler sprechen in einem lakonisch-ironischen Tonfall über die Avengers und Co. – alternativ ließe sich «Spider-Man: Homecoming» also auch als das Superheldenpendant zu «Scream» bezeichnen, der in den 90ern zu gleichen Teilen persiflierende Hommage und jugendlich-frischer Horrorfilm war.

Die Metaspielereien hebeln nie die innere Logik der Filmreihe aus oder stehen den dramatischeren Storypassagen im Weg – sie stärken sogar die Charakterzeichnung des Schurken. Von Michael Keaton als strebsamer, einfacher Mann der Arbeiterklasse gespielt, der in die Kriminalität abgerutscht ist und nun nicht mehr so ganz weiß, wie eng er seinen Moralkodex noch nehmen soll, gehört er darstellerisch zu den interessanteren Fieslingen der Marvel-Reihe. Trotzdem greift wieder einmal das wiederkehrende Problem: Marvel gönnt den Antagonisten (meistens) zu wenig Zeit im Rampenlicht, um sich zu rundum faszinierenden Gestalten zu entfalten.

Der Vulture funktioniert aber zudem auf einer Metaebene und gewinnt so an Dimension: Er lässt sich auch als Parabel auf das vergangene (und eventuell noch immer nicht endgültig abgelegte) Wettrüsten zwischen Sony und den Marvel Studios lesen. Er karikiert durch seine Aasgeiermentalität, mit der er «Avengers»-Schutt ausschlachtet, wie Sony aus seiner kleinen Marvel-Lizenz unbedingt ein Franchise von der Größe des "Marvel Cinematic Universe" aufbauen will.

Aber selbst jene, die sich nicht an solche Interpretationsversuche wagen wollen, bekommen durch die Hintergrundgeschichte des Vulture und das Schulgeplänkel von Peter Parker eine stimmige Erweiterung des "Marvel Cinematic Universe" geboten: «Spider-Man: Homecoming» macht das, was die Netflix- und ABC-Serien aus dem Marvel-Kosmos gerne wären, und zoomt sanft in eine etwas anders geartete Ecke dieses etablierten Superheldenkosmos heran, so dass sich das Alte und Neue homogen ergänzen. Der Film lässt einen nie vergessen, dass er Teil des «Avengers»-Kosmos ist, und dennoch können auch Iron Mans Mentorenratschläge nichts daran ändern, dass es ganz klar die Geschichte eines kleinen Superheldenfisches in diesem besonderen Teich ist, und der gerne ein großer Fisch wäre.

Komponist Michael Giacchino webt passenderweise wiederholt einige der wenigen eingängigen, etablierten Marvel-Musikstücke in seinen effektiven Score ein, der mit seiner jugendlichen Leichtigkeit definitiv aus dem bisherigen «Avengers»-Gesamtwerk heraussticht – selbst wenn unter den neuen Stücken die dramatischeren und actionreicheren Kompositionen schneller beliebig werden als die komödiantischen und locker-flockigen. Während musikalisch also der "Wann kehren wir in diese Ecke des Marvel-Universums zurück?"-Faktor also noch immer ausbaufähig bleibt, machen die gut aufgelegten Nebendarsteller (darunter Teeniestar Zendaya als sarkastische Außenseiterin und Marisa Tomei als Peter Parkers quirlige Ziehtante) sehr wohl Lust auf mehr.

Fazit


So geht es also auf Schulen im «Avengers»-Kosmos zu: «Spider-Man: Homecoming» ist eine teeniemäßig-locker-schmissige Ergänzung des "Marvel Cinematic Universe", die mit Ironie, Wortwitz und Charme punktet, während die Action weniger spektakulär auffällt.

«Spider-Man: Homecoming» ist ab dem 13. Juli 2017 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 2D und mäßigem 3D.
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10.07.2017 08:41 Uhr Kurz-URL: qmde.de/94314
Sidney Schering

super
schade


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