Trotz einer durchwachsenen ersten Staffel und einer noch enttäuschenderen zweiten entschied sich FOX für eine Fortsetzung von «Lucifer». Was steckt dahinter und welche Gefahren gehen damit einher?
Die meistgesehenen Serien beim Network Fox (umworbene Zielgruppe, TV-Saison 2016/17)
- «Empire»
- «Die Simpsons»
- «Lethal Weapon»
- «24: Legacy»
- «Star»
- «Family Guy»
- «Son of Zorn»
- «Gotham»
- «The Mick»
- «Lucifer»
Keines der großen US-Networks machte in den vergangenen Jahren eine größere Leidenszeit durch als FOX. Flop reihte sich an Flop, bis sich der Sender schließlich sowohl in Sachen Gesamtpublikum als auch in der Zielgruppe, in der FOX einst so stark dastand, auf Rang vier von fünf wiederfand, nur vor dem kleinen The CW. Insbesondere die Drama-Sparte des Senders krankt dieser Tage. Zwar schuf FOX mit «Empire» im vergangenen Jahr den größten Überraschungshit der Saison, sonst sucht man im Line-Up des Senders aber vergebens nach zuschauerstarken Formaten. Daher gibt sich das Network dieser Tage auch mit weniger guten Zahlen zufrieden. Beispielsweise im Falle von «Lucifer».
Im vergangenen Jahr startete das Format in seine erste, 13 Episoden umfassende Staffel, die bereits viele Wünsche offenließ – vor 7,16 Millionen Zuschauern gestartet, endete die erste Season des Formats um den gelangweilten Teufel, der auf der Suche nach etwas Ablenkung Los Angeles aufmischt, lediglich vor 3,89 Millionen Zuschauern. Damit belegte die Serie in der Zielgruppe gerade einmal Platz 62 aller Formate in der Saison 2015/2016. Dennoch entschied sich FOX für eine Verlängerung, immerhin hatte das auf einem DC Comic basierende Format innerhalb seiner ersten Staffel eine treue Anhängerschaft aufgebaut. Auch außerhalb der USA kam das Format an, etwa durch Deals mit Amazon, das die Serie kurz nach der US-Ausstrahlung auf seinem Streaming-Dienst zum Abruf bereitstellte.
Ende des schwachen DC-Montags, Anfang neuer Krisen?
Nicht nur die internationale Reichweite erhöhte der Deal mit Amazon, sondern auch die Einnahmen des Formats durch Syndikationsrechte – ein Argument, das auch das schwache «Gotham» noch für eine weitere Staffel am Leben hielt. Zusammen bestritten die beiden Formate in der vergangenen Saison den Montagabend und hatten dort von 20 bis 22 Uhr keine Chance gegen Konkurrenzformate wie «The Big Bang Theory» oder «The Voice». Sogar das von CBS zu The CW abgewanderte «Supergirl» kam «Gotham» ab 20 Uhr in der jungen Zielgruppe zeitweise gefährlich nah.
Zwar verlängerte FOX sowohl «Gotham» als auch «Lucifer» im Mai, unangetastet konnte das Network den aus Quotensicht restlos enttäuschenden Montagabend jedoch nicht lassen, weshalb sich FOX dazu entschied, das Krisen-Duo im Zuge der kommenden Saison aufzubrechen und es bei beiden Formaten mit einem neuen Sendeplatz zu versuchen. Die neuen Slots der DC-Formate, deren Platzierung nebeneinander am Montag zumindest inhaltlich durchaus Sinn machte, sorgte jedoch bei vielen Beobachtern schon früh für Stirnrunzeln. Kommende Saison werden «Gotham» und «Lucifer» dann nämlich als Lead-In für die neuen Serien «The Gifted» am Montag und «The Orville» am Donnerstag fungieren. Angesichts der schwachen Zahlen, die beide Formate dann vermutlich vorlegen werden, scheint die Flop-Gefahr der Programm-Newcomer umso höher.
Teuflich schwach: So lief «Lucifer» in der vergangenen Saison
Insbesondere «Lucifer» wird es schwer haben, das in der kommenden Saison am Montag von 21 Uhr auf 20 Uhr vorrücken wird. Dort wird es die Drama-Serie nicht nur wie bereits zuvor mit «The Voice» zu tun bekommen, sondern zeitweise auch mit «The Big Bang Theory», später mit anderen starken CBS-Comedies. Dabei leistete «Lucifer» bereits im wesentlich weniger kompetitiven 21 Uhr-Slot schon viel zu wenig. Mit 4,36 Millionen Interessenten startete «Lucifer» am 19. September 2016 in seine nun 18 Episoden umfassende zweite Staffel, nachdem schon die mit 13 Ausgaben deutlich kürzere erste Season schnell an Atem verlor. Der einzige Umstand, der FOX nach diesem schwachen Start daraufhin noch tröstete, war die Konstanz, die «Lucifer» auf einem niedrigen Niveau an den Tag legte.
Zwischen dem 10. Oktober und dem 21. November schwankten die Reichweiten beim Gesamtpublikum lediglich zwischen 3,67 und 3,87 Millionen Zuschauern, im Wechsel generierte «Lucifer» innerhalb dieser ersten neun Folgen je drei oder vier Prozent beim jungen Publikum. In der letzten Ausgabe vor der Winterpause hievte sich die Tom Kapinos-Serie schließlich mit 4,09 Millionen Zuschauern über die Vier-Millionen-Marke, was «Lucifer» auch nach dem Jahreswechsel in zwei der ersten drei Ausgaben des Jahres gelang. Ohnehin erlebte «Lucifer» um den Jahreswechsel ein kleines Hoch und verzeichnete zwischen dem 28. November 2016 und dem 30. Januar 2017 durchwegs Quoten von vier Prozent in der Zielgruppe.
Hängepartie gewonnen, doch tut sich FOX mit «Lucifer» noch einen Gefallen?
Aus unserer Kritik zur Serie
Eigentlich könnte die Mythologie um einen Teufel auf der Erde kaum großspuriger sein. Zwar deutet die Premiere an, dass auch diese Story mal erzählt werden könnte, US-Reviews lassen jedoch wenig Hoffnung. Großartig dagegen die Soundtrack-Kulisse – wohl bewusst ohne das sonst obligatorische „Sympathy for the Devil“.
Mehr lesen in "Teufel in spe" von Jan SchlüterMit einer knapp dreimonatigen Pause verlor «Lucifer» jedoch wieder stark an Momentum – ausgerechnet kurz vor der Programmpräsentation für die kommende Saison, als FOX vermutlich schon über die Zukunft seiner meisten Formate entschieden hatte. Am 1. Mai 2017 blieben «Lucifer» nur noch 3,41 Millionen Zuschauer – ein neuer Negativ-Rekord, der in den darauffolgenden drei Wochen immer weiter unterboten wurde. Von 3,25 Millionen Zuschauern am 8. Mai ging es eine Woche später auf 3,05 Millionen herab, ehe die vorletzte Ausgabe der Staffel auf ganz schwache 3,03 Millionen kam. Auch durchgängig drei Prozent Marktanteil waren nun längst die Regel. Von einem versöhnlichen Staffelfinale konnte man letztlich angesichts von 3,31 Millionen Zuschauern am 29. Mai ebenfalls nicht sprechen.
Hätte ein Beobachter vor FOX‘ Programmpräsentation Mitte Mai das sichere Ende von «Lucifer» prognostiziert, hätten ihm wohl nur wenige widersprochen. Dem Format kommt zugute, dass es Zeit seines kurzen Bestehens eine zwar kleine, aber dafür treue Fanbase aufgebaut hat und in Sachen Syndikation passabel funktioniert. Dass FOX in den vergangenen Jahren Probleme hatte, Drama-Serien zu etablieren, die bereits diese Mindestanforderungen erfüllen, wird «Lucifer» letztlich am Leben gelassen haben. Dabei musste die Warner Bros.-Produktion nach der bereits durchwachsenen ersten Staffel in Staffel zwei auf deutliche Verluste verweisen.
In der wichtigen Altersgruppe der 18- bis 49-Jährigen verlor «Lucifer» fast ein Drittel seines Publikums, insgesamt knapp 20 Prozent der Zuschauer gegenüber Staffel eins. In der kommenden dritten Staffel werden sich diese Zahlen angesichts des Quotentrends und des anspruchsvolleren Sendeplatzes wohl kaum bessern – womit «Lucifer» auch eine große Gefahr für den darauffolgenden Newcomer «The Gifted» darstellt. Ob sich FOX damit einen Gefallen getan hat?
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
13.06.2017 19:24 Uhr 1
FOX hat generell ein Prolem mit Serien. In der gerade endenden Season 2016/2017 hatte FOX 24 Serien, von denen 13 bereits etablierte waren. Von diesen hat nur eine überhaupt Serie zulegen konnte, nämlich «The Simpsons». Alle anderen Serien fuhren massive Verluste ein, wie z.B. «Empire» mit über 30% Verlust in beiden Kategorien. Allerdings liegen auch 5 neue Serien vor «Lucifer» in der Zielgruppe, wo von zwei direkt wieder abgesetzt wurden. Den selben Trend wird man bei diesen Serien in der nächsten Season ebenfalls beobachten können.
FOX ist über jede Serie froh, die sich nicht komplett zum Flop entwickelt, wie «Prison Break» oder «24:Legacy», weshalb ich es nachvollziehen kann, dass man einigermaßen laufende Serien fortführt.
13.06.2017 22:47 Uhr 2
17.06.2017 11:08 Uhr 3
Tja, manche Kritiken von QM finde auch ich etwas zweifelhaft...aber, jeder hat natürlich seinen eigenen Geschmack.... :roll: