Rund zweieinhalb Jahre nach dem Ende von «Wetten, dass..?» haben wir mit ZDF-Unterhaltungschef Dr. Oliver Heidemann gesprochen. Wie steht es um die Show-Formate der Mainzer? Eine Analyse...
RTL hat seine Bohlen-Shows und «Let’s Dance». ProSieben seine «Topmodels» und «The Voice». Im Ersten sind es Kai Pflaume («Wer weiß denn sowas?», «Klein gegen Groß») und Guido Cantz («Verstehen Sie Spaß?»), die im Show-Bereich Erfolge feiern. Und im ZDF? Da machte einst «Wetten, dass…?» mit regelmäßig zweistelligen Reichweiten von sich reden. Doch was hat sich seit dem vielzitierten Ende der Kultsendung vor zweieinhalb Jahren bei den Mainzern im Showbereich getan?
Keine Frage: Es gab seitdem immer wieder Versuche, neue Show-Ideen zu etablieren. Zum Beispiel
«Das Spiel beginnt» (Bild rechts), das seit März 2015 läuft. Ende des letzten Jahres kam das ZDF mit einer Ausstrahlung der Show sogar auf ein gutes Ergebnis von mehr als vier Millionen Zuschauern. Schon eine zweite Folge fiel im März dieses Jahres dann aber leicht unter den Senderschnitt. Ähnlich verhielt es sich bei anderen Sendungen - zum Beispiel der «Versteckten Kamera», die sich im Februar des letzten Jahres nur mit Mühe auf zwölf Prozent Marktanteil vorkämpfte. Kaum vorstellbar, dass das ZDF mit der bisherigen Bilanz zufrieden ist. Grundsätzlich gilt, dass die Mainzer mit ihren überaus beliebten Krimis deutlich erfolgreicher als mit ihren Shows fahren.
Oliver Heidemann und die Suche nach neuen Show-Hits
Auf der Suche nach einem neuen potentiellen Hit wird das Zweite in den nächsten Wochen einige Testballons starten. Eine dieser neuen Formats-Ideen ist die Show
«Da kommst Du nie drauf», die bereits am letzten Donnerstag gestartet ist. Mit etwas mehr als 3,5 Millionen Zuschauern und 14 Prozent ist ihr zumindest ein Start oberhalb des Senderschnitts gelungen. Die zwei weiteren Folgen im Juli dürften zeigen, ob die Sendung die soliden Auftaktwerte halten oder eventuell noch ausbauen kann.
Noch spannender dürfte sein, wie sich das
«Bares für Rares»-Primetime-Special am Donnerstag schlagen wird. „Die Fans werden ihr Lieblingsformat wiedererkennen, das verspreche ich“, sagte Dr. Oliver Heidemann bereits am Wochenende bei Quotenmeter.de (mehr dazu
hier).
Seit Februar 2015 ist Heidemann (Bild links) im ZDF für den Show-Bereich verantwortlich. Sein Vorgänger, Oliver Fuchs, war damals über die Primetime-Show «Deutschland Beste» gestolpert, in der Personen-Rankings nach Belieben vergeben wurden. Heidemann ist promovierter Musikwissenschaftler und war seit 2013 kurzzeitig Redaktionsleiter von «Wetten, dass..?». Wie bequem sitzt es sich im Chefsessel, Herr Heidemann? „Es kommt da auf die richtige Haltung an, wenn man die gefunden hat, sitzt man in jedem Sessel gut“, sagt er.
Einen persönlichen Favoriten hat Heidemann bei den neuen Shows, die diesen Sommer anlaufen, nicht: „Ich freue mich auf jede neue Produktion, weil hinter allen viel Leidenschaft und Kreativität der Kolleginnen und Kollegen stecken. Allerdings sind die Formate sehr unterschiedlich und das wird spannend sein zu sehen, welche Idee beim Publikum wie ankommt.“
,Gätjen ist eines unserer Show-Gesichter‘
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Steven Gätjen ist schon eines unserer Show-Gesichter. Nun geht es darum, weiter mit ihm kreativ zusammen zu arbeiten und seine starken Talente in den richtigen Formaten zur Geltung zu bringen.
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Oliver Heidemann
Interessant ist bei alledem die Rolle von Steven Gätjen. Er wird unter anderem bei der Primetime-Ausgabe von „Bares für Rares“ an der Seite von Horst Lichter auftreten. Bislang waren Gätjens Primetime-Einsätze im ZDF von wenig Quotenglück geprägt. Als er im November des letzten Jahres
«4 geben alles» moderierte, sahen nur etwas mehr als 2,6 Millionen Menschen zu - mit der Folge, dass die Quote einstellig blieb. Nicht viel besser schlug sich
«Deutschland Superhirn», das im September zweimal lief und jeweils bei weniger als drei Millionen Zuschauern verharrte.
Trotzdem scheint das ZDF an Gätjen zu glauben. Im Spätsommer wird er die ZDF-Reihe
«Wir lieben Fernsehen» präsentieren. Auf die Frage, ob Heidemann Gätjen zum ZDF-Showgesicht machen wolle, antwortet dieser, dass Gätjen bereits eines der Showgesichter ist. „Nun geht es darum, weiter mit ihm kreativ zusammen zu arbeiten und seine starken Talente in den richtigen Formaten zur Geltung zu bringen“, so der ZDF-Showchef.
Aber ist das wirklich die ganze Wahrheit? Besteht die ZDF-Unterhaltung im Jahr 2017 nur aus mäßig bis durchschnittlich beliebten Show-Formaten?
,Die Musikfarbe weiter in der Primetime verstärken‘
Nicht ganz. Einer der wenigen großen Show-Hits im Zweiten ist
«Die Helene Fischer-Show». Schon seit Jahren feiern die Mainzer mit dem Schlagerstar kurz vor dem Jahreswechsel große Erfolge. Die am 1. Weihnachtstag 2016 ausgestrahlte Sendung sicherte sich fast sechs Millionen Zuschauer und über 19 Prozent. Das waren sogar ein paar mehr Zuschauer als 2015 – und fürs ZDF ist zu hoffen, dass Fischers Popularität noch einige Jahre anhält. Trotzdem reicht eine Show pro Jahr noch nicht aus, um den Sender im Showbereich zu stabilisieren.
Zwei Fragen an Oliver Heidemann
- Beim DFB-Pokalfinale stieß Helene Fischer auf wenig Gegenliebe der Fußballfans. Dabei ist ihre Weihnachtsshow bei Ihnen jedes Jahr ein großer Erfolg. Haben Sie die negativen Reaktionen überrascht? O. Heidemann: Das muss wohl jeder mit sich selbst ausmachen, ich hätte applaudiert.
- Dürfen sich Fans der Schlagersängerin den 1. Weihnachtstag auch in diesem Jahr wieder für „Die Helene Fischer Show“ im ZDF reservieren? O. Heidemann: Den 1. Weihnachtsfeiertag würde ich mir im Kalender ganz dick ankreuzen.
Hinzukommt, dass das, was Helene Fischer einmal jährlich gut gelingt, andere ZDF-Gesichter nur bedingt gut schaffen. Zum Beispiel
«Carmen Nebel». Ihre Sendung ist beim Gesamtpublikum weiterhin sehr erfolgreich, die jüngste Ausgabe holte im Mai starke 16 Prozent Marktanteil. Dafür fehlen ihr aber die jungen Zuschauer. An den Erfolg der Silbereisen-Sendungen im Ersten kommt das ZDF so nicht heran. Trotzdem - oder gerade deshalb - möchte der Unterhaltungschef in Zukunft auf mehr Musik setzen. „Ich habe durchaus vor, die Musikfarbe weiter in der Primetime zu verstärken“, sagt Heidemann. Auf der Suche nach einem neuen Hit wird Oliver Heidemann wohl noch einige Anstrengungen aufbringen müssen. Chancen könnten tatsächlich in der Musik liegen. Das bewies «Schlagerbooom» im letzten Jahr im Ersten, das zeigt alljährlich Helene Fischer im Zweiten.
Eines scheint zweieinhalb Jahre nach dem Ende von «Wetten, dass..?» hingegen sicher: Dass «Wetten, dass..?» nicht zurückkehrt. Gerüchte um ein Comeback der Wettshow gab es in den letzten Jahren immer wieder. Zuletzt flammten sie auf, als Das Erste in einer großen Geburtstagsshow den Wetten, dass Erfinder Frank Elstner feierte. Immerhin sahen sie Anfang April weit über fünf Millionen Zuschauer, die Quote stieg auf über 20 Prozent. In der jüngeren Altersgruppe schlug die Show sogar «DSDS». Heidemann kommentiert die Gerüchte nüchtern: „Die Frage kommt natürlich immer, aktuell weiß ich von keinem Comeback.“
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12.06.2017 12:48 Uhr 1