Für "2017 - Ihre Wahl" haben wir in dieser Woche mit n-tv-Chefmoderator Christoph Teuner gesprochen. Er hat uns verraten, warum Breaking News für ihn das "Salz in der Suppe" sind.
"Würde wahrscheinlich mit schlotternden Knien dastehen"
- Wissen Sie schon, wen Sie im Herbst wählen werden oder müssen Sie sich erst noch entscheiden?C. Teuner: Ich weiß schon, wen ich wähle und werde meine Meinung nicht mehr ändern.
- Wen würden Sie gerne einmal interviewen - und was würden Sie ihn fragen?C. Teuner: Wolfgang Amadeus Mozart. Ich würde von ihm wissen wollen, wie es sich anfühlt, dass größte Genie der Menschheitsgeschichte zu sein.
- Wie können Sie als Journalist gegen Politik-Verdrossenheit vorgehen?C. Teuner: Indem ich sauber, vorurteilsfrei, meinungsfrei und verständlich über dass schwierige Politikgeschäft berichte.
- Haben Sie jemals überlegt, selbst in die Politik zu gehen?C. Teuner: Nie.
- Was würden Sie tun, wenn Sie einen Tag lang Bundeskanzler wären?C. Teuner: Würde wahrscheinlich mit schlotternden Knien dastehen - wegen der immens großen Verantwortung....
Dienstag, 23. Mai 2017. Für 8.15 Uhr ist an diesem Morgen das gemeinsame Interview mit Christoph Teuner vereinbart. Doch dazu soll es nicht mehr kommen. Am Abend zuvor hat sich der Anschlag von Manchester ereignet, der 23 Menschenleben gefordert hat. Er wirbelt die Planungen des Nachrichtensenders n-tv in diesen Stunden durcheinander; den ganzen Morgen über werden Breaking News gezeigt. Und so hat Christoph Teuner, der ab 9 Uhr die Nachrichten moderieren soll, alle Hände voll zu tun. Dennoch reizt ihn, dass n-tv als Nachrichtensender auf derart viel Live-Berichterstattung setzt. „Breaking News sind das Salz in der Suppe“, sagt er.
Christoph Teuner, geboren 1963 in München, ist Nachrichtenmoderator bei n-tv. Seine ersten Schritte im Journalismus machte er Ende der 1980er Jahre, als er Musikmoderator bei musicbox wurde. „Kurz darauf musste der Sender aus medienpolitischen Gründen auch Nachrichten anbieten. Die sagten sich: Der Teuner schaut immer so ernst. Nachrichten sind vielleicht besser für ihn“, erklärt Teuner mit einem Augenzwinkern.
Über den Beruf des Journalisten
Nach einigen Stationen bei privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern ist Teuner im Jahr 2000 bei n-tv angekommen, wo er es inzwischen zum Chefmoderator gebracht hat. Was ihn in dieser Position von den anderen unterscheidet? „Als Chefmoderator mache ich halt noch Dinge wie große Wahlen oder den G20-Gipfel.“ Zu sehen ist er in der Regel vormittags zwischen 9 und 12 Uhr in der werktäglichen Live-Strecke des Senders. Als anstrengend empfindet er seinen Job nur, wenn wenig los ist. „Dann kann es manchmal auch ein bisschen monoton werden. Großereignisse und Breaking News wirken wie Adrenalinspritzen.“
Dass sich das Bild des Nachrichtenmoderators in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewandelt hat, würde auch der n-tv-Journalist unterschreiben. „Früher musste ein Nachrichtenmoderator nur seriös, kompetent und glaubwürdig sein. Heute muss er auch freundlich, charmant, schlagfertig sein.“ Jungen Menschen, die sich heutzutage für den Beruf des Journalisten entscheiden, rät er, „lieber dreimal zu überlegen. Genau nachfragen und sich alles genau anschauen.“ Inzwischen zähle vor allem Fachwissen in „zukunftsträchtigen Bereichen“, wie Teuner es nennt. Er meint damit beispielsweise Informatik, Umweltschutz oder Medizin.
Für den pauschalen Vorwurf, nach dem Medien nicht objektiv berichten würden, hat Teuner wenig übrig. Den Vorwurf der „Lügenpresse“ aus Teilen der Bevölkerung wie auch die mehrmalig geäußerte Kritik Donald Trumps am Journalismus bezeichnet er als „blödes Geschwätz“, das er ignoriere. Angesprochen auf die nahende Bundestagswahl, möchte sich der Journalist übrigens auf keinen Favoriten festlegen. Bis zur Wahl könne noch viel passieren. „Ich bin kein Wahrsager“, sagt er.
Teuner zu Somuncu: ‚Eine Farbe, die n-tv gut tut‘
Eine klare Haltung vertritt der Journalist hingegen zu Serdar Somuncu bei n-tv, der erst vor einigen Wochen für Schlagzeilen sorgte. Grund dafür war, dass sich n-tv recht kurzfristig dazu entschied, eine Folge seiner Talkshow
«So! Muncu!» aus dem Programm zu nehmen. Sie habe nicht den Qualitätsstandards des Senders entsprochen, da sie mit irreführenden Breaking News gearbeitet habe, so der Sender. n-tv steht zu Somuncu - und auch Teuner findet lobende Worte für den Satiriker: „Das ist eine Farbe, die n-tv gut tut.“ Die nächste Folge der Sendung ist für den 27. Juni geplant.
«Jetzt Knippertz!» - heute Abend bei n-tv
Die Talk-Reihe «Jetzt Knippertz!» wird bereits am heutigen Abend, 13. Juni, ab 23.10 Uhr bei n-tv fortgesetzt. In der aktuellen Folge diskutiert Moderator Torsten Knippertz zum Thema 'Rekordeinnahmen: Wann belohnt uns der Staat?' mit seinen Gästen Heribert Hirte (CDU), Mitglied im Finanzausschuss des Bundestages, dem ehemaligen Bundespräsidentenkandidat für die Linke, Christoph Butterwegge, mit Millionär und Schriftsteller Klaus Barski sowie mit einer Familie mit drei Kindern.Ein weiteres Format, auf das der Sender im Wahljahr vertraut und das erst diese Woche Dienstag bei fortgesetzt wurde, ist
«Jetzt Knippertz!». In der Talk-Reihe kommen normale Bürger mit ihren Sorgen und Nöten zu Wort. Die Reportage-Reihe
«Nah dran!!» soll indes Anfang September in der heißen Wahlkampfphase mit zehn neuen Folgen fortgesetzt werden.
Mit seinen Sendungen im Wahljahr wolle n-tv grundsätzlich alle Zuschauergruppen erreichen, heißt es seitens des Senders. Dennoch hätten gewisse Formate bestimmte Zielgruppe, die sie besonders stark erreichen.
«Klamroths Konter», ein weiterer neuer Talk des Senders, funktioniert nach Angaben von n-tv besonders gut bei Männern zwischen 30 und 49 Jahren.
Christoph Teuner scheint gelassen in seine berufliche Zukunft zu schauen. Wo er sich in zehn Jahren sehe? „Fast schon in Rente“, antwortet er ironisch. Die Moderation einer Talkshow wäre für ihn „jenseits der 60 in der Tat eine Perspektive. Sozusagen als der neue Heiner Bremer“, sagt Teuner und lacht. Bis dahin aber wird er im täglichen Betrieb des Senders weiter für die Nachrichten vor der Kamera stehen. Und im heißen Wahljahr 2017 wird Langweile vermutlich ohnehin nur selten eintreten.
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