Alle gucken gerade die neue Staffel von «Twin Peaks». Nur unser Kolumnist nicht. Das hat sehr eigenwillige Gründe.
Ich habe eine seltsame Angewohnheit. Eine, die mich einschränkt. Kurz gesagt: Jetzt, wo draußen die Sonne scheint, kann ich nicht «Twin Peaks» gucken.
«Twin Peaks» ist eine Serie für die kalte Jahreszeit. Wenn es draußen fröstelt und windet, sind die holzgetäfelten Flure des Great Northern ein wesentlich angenehmerer Aufenthaltsort, ist die Zeit für amerikanische
Cherry Pies und literweise pechschwarzen
Damn Fine Coffee wesentlich passender, als wenn draußen niedrige Backofentemperaturen erreicht werden und das viele Grün nicht zu den kahlen
Douglas Firs des winterlichen amerikanischen Nordwestens passt.
Ich kann jetzt also gerade nicht live dabei sein, wenn Madeline Zima dahingemetzelt wird, wenn Agent Cooper durch das Weltall fliegt und Michael Cera als das wahrscheinlich sehr treffende Resultat der Paarung von Officer Andy und Lucy Moran vorgestellt wird.
Richtig: Ich lasse mich spoilern, hauptsächlich weil ich
den Podcast der Kollegen von Coopers Kaffee verfolge. Denn Spoiler, so meine Ansicht, sind bei «Twin Peaks» generell kein größeres Problem. Es geht schließlich weniger um die Spannung, mit der man auf eine klare Auflösung zusteuern würde, denn um das Gesamtkonzept der Serie als Kunstwerk.
Wirklich sehen und daran teilhaben werde ich freilich erst, wenn es draußen wieder dunkler, regnerischer und kühler wird. Denn hinsichtlich der Atmosphäre der Serie hat sich Showtime für die Ausstrahlung genau die falsche Jahreszeit herausgesucht. Das düstere, entrückte, exzentrische Twin Peaks, während draußen der Hochsommer vor der Tür steht: Das hat etwas Schizophrenes.
Bis dahin: Man darf mich ruhig auf dem Laufenden halten, wie sich Plots und Figuren entwickeln. Spoiler in den Kommentaren sind ausnahmsweise willkommen. Ich verfolge sämtliche Analysen mit großem Interesse. Und freue mich auf den Herbst, wenn ich mitreden kann.
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