Für Frank Underwood steht alles auf dem Spiel: Um die Präsidentschaftswahlen zu gewinnen, ist ihm jedes Mittel recht. In der neuen Season von «House of Cards» steuert alles auf den einen großen Höhepunkt zu. Und wir fragen uns: Was kommt danach?
Cast & Crew
- Darsteller: Kevin Spacey, Robin Wright, Michael Kelly, Campbell Scott, Patricia Clarkson, Neve Campbell u.a.
- Regie: Daniel Minahan, Alik Sakharov u.a.
- Autoren: Frank Pugliese, Melissa James Gibson, John Mankiewicz u.a.
- Produktion: Media Rights Capital, Trigger Street Prod. u.a. für Netflix
- Episoden: 13
Führen wir uns einmal kurz vor Augen, was dieser Titel eigentlich bedeutet. «House of Cards», das Kartenhaus. Sobald eine Karte entfernt wird, bricht die ganze Konstruktion zusammen. Das Haus steht nur dann auf einem stabilen Fundament, solange alle Karten an Ort und Stelle verbleieben. Ein Luftzug von außen, oder ein selbstverschuldetes falsches Berühren einer Karte, und alles bricht ein. Die oberste Karte fällt auf den Boden.
Die oberste Karte, das ist Frank Underwood. Ungewählter Präsident der Vereinigten Staaten, er hat seinen Vorgänger Walker aus dem Amt intrigiert. Eigentlich unbeliebt, hat Underwood sich die Gunst seiner Partei durch schmutzige Tricks erschlichen und seine Gegenkandidatin Heather Dunbar hinter sich gelassen. Der Preis dafür: Nur mit seiner Frau Claire hat Frank Underwood eine Chance bei der Wahl. Claire jedoch ist ein ähnlich machthungriges Alphatier wie er. Die beiden trennen sich, und Claire weiß um ihre Macht als First Lady, die einen wichtigen Baustein des symbolischen Kartenhauses darstellt. Fehlt ihre Karte, bricht das Haus zusammen. Irgendwann raufen sich die beiden zusammen, indem Frank ihr die Kandidatur für die Vizepräsidentschaft anbietet. Claire willigt ein: Nach außen hin vertritt man das starke Paar an der Spitze Amerikas, nach innen darf Claire weiter ihrer Affäre mit dem Schriftsteller Tom Yates nachgehen.
So war in Staffel 4 eigentlich Claire Underwood die Hauptfigur. Die vorherige Staffel war die bislang beste in der Serie, da sie die menschlichen Abgründe der beiden Machtfiguren vollends entfesselt zeigte. Was man in den vorherigen Seasons von «House of Cards» aufgebaut hatte, zeigte sich nun in seiner vollen charakterlichen Tiefe. Staffel fünf scheint nun ein Produkt, eine Reaktion auf die Wahl von Donald Trump zu sein. Zuletzt bezeichnete man «House of Cards» als die Serie, die eine solche Entwicklung der Geschichte antizipiert hatte – nun hat dieser wahr gewordene Alptraum die Serienfiktion eingeholt. Das Format wird nun unter einer anderen Ausgangslage gesehen. "Nobody knows the system better than me … which is why I alone can fix it." Ein Satz von Underwood oder Trump? „The American people don't know what's best for them. I do. I know exactly what they need.“ Von wem stammt diese Aussage? (die erste übrigens von Trump, die zweite von Underwood)
In Staffel 5 findet sich Underwood nun einer Kampagne ausgesetzt: Der Journalist Tom Hammerschmidt hat einen Artikel mit ehemaligen Weggefährten veröffentlicht, die gegen ihn aussagen – beispielsweise zur damals schmutzigen Amtsenthebung des Ex-Präsidenten Walker. Zwar schreit Underwood daraufhin nicht „Fake News“, aber er schreit – und wie. Sein Mittel gegen die Anschuldigungen: Ablenkung. Er erklärt der Terrororganisation ICO den Krieg; diese hatte zuvor ein Video mit der Enthauptung einer amerikanischen Geisel veröffentlicht. Frank und Claire kamen diese Bilder gerade recht. Sie erzeugen eine Stimmung der Angst in einem Amerika, das auf Sicherheit und starke Figuren vertrauen soll. Auf Anpacker wie die beiden. Underwood erklärt die Orte um Wahlkabinen zu militärisch bewachten
safe zones. Man setzt auf eindrucksvolle Bilder: auf dem Begräbnis des enthaupteten Amerikaners, bei einem Besuch eines zerbombten Geschäfts.
«House of Cards»: „Trump hat all unsere Ideen gestohlen“
Der Kampf gegen den Terror ist das beherrschende Thema in den ersten Folgen der fünften «House of Cards»-Staffel, und er ist nur Mittel zum Zweck. Die Wahlen sollen im Kriegszustand gewonnen werden, in dem Zustand also, in dem die amerikanischen Bürger gewöhnlich sehr stark hinter ihrem Präsidenten stehen. Sein republikanischer Widersacher Conway sieht seine Chancen schwinden, obwohl er derjenige ist, der im Krieg gedient hat. Underwood kann sich nicht als Veteranen bezeichnen. Kurz vor der Wahl setzt Conway alles auf eine Karte und versucht mit unkonventionellen Methoden, die Wähler doch noch von sich zu überzeugen.
Staffel 5 lebt von der Spannung, die sich in den vergangenen Jahren rund um das Thema des Präsidentschaftswahlkampfs aufgebaut hat. In diesen Folgen geht es nun – endlich – um die Wiederwahl. Das Thema setzt neue Facetten der weiterhin unglaublich stark ausgearbeiteten Charaktere Frank und Claire frei, auch wenn es nicht mehr so stark wie in Staffel 4 um ihre zwischenmenschliche Krise geht. Dass die Realität «House of Cards» mittlerweile eingeholt hat, kann die Serie nichts. Dadurch aber wirken Franks Spielchen und Methoden weniger skandalös als früher – nach der Trump´schen Realityshow hat sich zwangsweise unsere Sicht auf das serielle Kartenspiel verändert. Wer bei der Serie aber bisher mitfieberte, wird wieder gebannt vor dem Fernseher sitzen. Staffel fünf, die Wahl-Staffel, ist quasi der Höhepunkt des Handlungsfadens. Wir können uns nur fragen: Was soll danach noch kommen?
„Trump hat all unsere Ideen für Staffel sechs gestohlen“, erklärte Schauspielerin Robin Wright (Claire Underwood) kürzlich. Der Showerfinder Beau Willimon stieg nach Staffel vier aus der Show aus, die neuen Folgen werden bereits von anderen Köpfen inszeniert. Ob «House of Cards» über diese fünfte Staffel hinaus noch genügend Stoff bietet, wird sich zeigen. Trump hat es jedenfalls ungleich schwerer gemacht.
Alle Folgen der fünften Staffel bietet in Deutschland Sky exklusiv zum Abruf an. Dienstags um 20.15 Uhr läuft die Staffel linear bei Sky Atlantic HD.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
02.06.2017 13:09 Uhr 1