Ganz gleich, ob unter dem Titel «Fluch der Karibik» oder unter der «Pirates of the Caribbean»-Flagge: Die Disney/Bruckheimer-Saga über Piraten, Flüche und Chaos hat sich in die Popkultur gebrannt. Hinter den Kulissen wechselten sich für Käpt'n Jack Sparrow und Konsorten jedoch Windstillen und kräftige Böen ab – Quotenmeter.de blickt auf die fünfteilige Saga und diverse Stücke Seemannsgarn, die sich um ihre Produktion ranken.
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Ein eilig gemeisterter «Fluch der Karibik»
Die zehn teuersten Realfilme unter dem Disney-Markennamen bis einschließlich 2003
- «Fluch der Karibik» (2003; 140 Mio.)
- «Mein großer Freund Joe» (1998; 90 Mio.)
- «Inspector Gagdet» (1999; 90 Mio.)
- «Die Geistervilla» (2003; 90 Mio.)
- «102 Dalmatiner» (2000; 85 Mio.)
- «Flubber» (1997; 80 Mio.)
- «101 Dalmatiner» (1996; 75 Mio.)
- «Der Onkel vom Mars» (1999; 65 Mio.)
- «The Kid – Image ist alles» (2000; 65 Mio.)
- «Santa Clause 2» (2002; 65 Mio. Dollar)
Angaben in US-Dollar, ohne Berücksichtigung der Inflation (Quelle: Wikipedia)
Die legendär gewordene Figur des Käpt'n Jack Sparrow lässt ihr Umfeld immer wieder rätseln: Ist er ein bedauerlich-unfähiger Pirat, der ab und zu einfach nur Glück hat, oder womöglich der wagemutigste und cleverste Pirat aller Zeiten? Irgendwie passend, dass dieses Franchise, das Jack-Sparrow-Darsteller Johnny Depp seine erste Oscar-Nominierung eingebracht hat, seine Anfänge in einem Chaos aus Planung, Wagnis und Glücksfällen genommen hat … Der erste Gedanke, einen übernatürlichen, von der Disneyland-Bahn «Pirates of the Caribbean» inspirierten Piratenfilm anzupacken, kam dem Autoren-Duo Ted Elliott & Terry Rossio bereits in den frühen 90er-Jahren. Die Autoren, die wegen des von ihnen verfassten Zeichentrickhits «Aladdin» eigentlich einen guten Draht zu Disney hatten, stießen allerdings auf verschlossene Türen.
Anfang des neuen Jahrtausends erwärmte man sich im Disney-Konzern gegenüber dem Gedanken, seine Themenpark-Marken für Filme zu adaptieren. Schon 1997 mündete der «Tower of Terror» in einen solide aufgenommenen Fernsehfilm (mit dem deutschen Titel «Im Jenseits sind noch Zimmer frei»), als nächstes konnte man sich vorstellen, den piratigen Fanfavoriten zu verarbeiten – jedoch ließ man das Skript von Elliott und Rossio in der Schublade, um stattdessen Jay Wolpert («Monte Cristo») mit einem geradlinigen Piratenfilm zu beauftragen. Unklar war zu diesem Zeitpunkt, ob es Kino- oder ein Direct-to-DVD-Film daraus werden sollte – bis Anfang 2002 eine Drehbuchüberarbeitung durch Stuart Beattie («Collateral») erfolgte und kurz darauf der damalige Walt-Disney-Studios-Chef Dick Cook Produzent Jerry Bruckheimer vom Projekt überzeugte. Der Produzent, der dem Disney-Konzern diverse Erwachsenenhits wie «Armageddon» und «Con Air» bescherte, empfand das Drehbuch jedoch als blutleer und holte Rossio und Elliott ins Boot, die prompt ihre Idee wiederbelebten, das Piratenabenteuer durch ein übernatürliches Element zu bereichern.
Die zehn teuersten Realfilme unter dem Disney-Markennamen ab 2004
- «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten»* (2011, 378,5 Mio.)
- «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» (2007, 300 Mio.)
- «John Carter» (2012; 263,7 Mio.)
- «Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2» (2006; 225 Mio.)
- «Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia» (2008; 225 Mio.)
- «Lone Ranger» (2013; 225 Mio.)
- «Die fantastische Welt von Oz» (2013; 215 Mio.)
- «Alice im Wunderland» (2010; 200 Mio.)
- «Prince of Persia: Der Sand der Zeit» (2010; 200 Mio.)
- «A World Beyond» (2015; 190 Mio.)
Angaben in US-Dollar, ohne Berücksichtigung der Inflation (Stand: 18. Mai 2017; Quelle: Wikipedia)
*Angaben zu «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten» sind umstritten
Elliott und Rossio übernahmen einige Grundideen aus Beatties und Wolperts Entwürfen, wie etwa die Figurenkonstellation zwischen Will, Elizabeth und Jack. Nachdem im Mai 2002 Gore Verbinski als Regisseur ausgewählt wurde, musste urplötzlich alles schnell gehen: Wie Verbinski nach Fertigstellung des Films festhielt, wollte Disney den Film unbedingt noch im Sommer 2002 drehen und im Mai 2003 (in den USA) starten, so dass für die Vorbereitung der Drehorte vergleichsweise wenig Zeit blieb. Daher ging ein nicht unbeachtlicher Teil des Effektbudgets dafür drauf, anachronistische Elemente wie Telefonzellen, im Bildhintergrund befindliche Trucks oder Kondensstreifen von Flugzeugen zu entfernen:
Es blieb beim Dreh nämlich nicht genügend Zeit, um störende Elemente vor Ort zu beseitigen oder darauf zu warten, bis sich Kondensstreifen und ähnliche Störfaktoren von allein verflüchtigen. Der hohe Zeitdruck sorgte auch dafür, dass Bildkontinuität eine untergeordnete Rolle spielte – obwohl Gore Verbinski als sehr minutiöser Regisseur gilt, hat «Fluch der Karibik» daher eine Vielzahl an Anschlussfehlern zu bieten, die beim Filmgucken mit Adleraugen auffallen.
Disneys damalige Unerfahrenheit mit Big-Budget-Abenteuerfilmen (zumindest unter dem Disney-Eigenlabel) sorgte hinter den Kulissen indes wiederholt zu Anspannungen – Konzernchef Michael Eisner soll von Depps Schauspiel und Erscheinung schockiert gewesen sein, weil seine Version des Käpt'n Jack Sparrow nichts mehr mit dem konventionellen Piratenhelden im Burt-Lancester-Stil gemein hatte, die in frühen Skriptversionen angedacht war. Anderen Studiovertretern soll beim von Verbinski und Bruckheimer gewählten Gewaltgrad in den Actionszenen mulmig geworden sein.
Das eilige Produktionstempo führte übrigens auch zur berühmten Anekdote, dass Johnny Depp die letzte gesprochene Zeile (bevor Käpt'n Sparrow das Piratenlied "Trinkt aus, Piraten, Yo-Ho" murmelt) verfasst hat, die im Film zu hören ist: Kurz vor Drehbeginn der Szene, in der Jack Sparrow mit seiner geliebten Black Pearl wieder vereint wird, ist es der Stuntcrew gelungen, die Sequenz so zu planen, dass sie visuell ansprechender ausfällt. Ursprünglich sollte Jack Sparrow aus dem Wasser gefischt und auf der Mitte des Schiffs landen, sich kurz mit seiner Crew unterhalten und dann einsam gen Steuerrad schreiten. Die Stuntcrew tüftelte jedoch einen Weg heraus, Jack direkt in der Nähe des Steuerrads abzulassen – was bedeutete, dass für den geplanten Filmschluss (Jack, allein am Steuer) neue Textzeilen hermussten, mit denen der Piratenkapitän seine Crew hinfort befehligt. Die Autoren kamen am Drehtag zwar auf eine annehmbare Befehlskette, doch nur auf einen sehr sperrigen , Abschlusssatz, den sie Depp provisorisch vorgeschlagen haben – er kam danach auf die berühmte Zeile "Bring mich an den Horizont".
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