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Der Umzug der Berliner Synchron: Zwangsabschied von der Geschichte

Die Hallen, in denen zahlreiche Filmklassiker die deutsche Sprache erlernt haben, stehen leer. Und drohen, bald niedergerissen zu werden.

Nach fast 70 Jahren und über 8.000 Synchronfassungen verließ die Berliner Synchron GmbH ihre historische Heimat: Das Synchronunternehmen hatte seinen Hauptstandort von ihrer Geburt an in der Mühlenstraße im Berliner Stadtteil Lankwitz. Das Hauptgebäude hat sogar eine noch längere Vergangenheit hinter sich: 1938 wurde es von der Hauptfilmstelle der Luftwaffe erbaut, nach dem Krieg war es vorübergehend das größte Filmkopierwerk des Landes, ehe es von 1949 an sozusagen als Wiege des von Wenzel Lüdecke gegründeten Synchronstudios diente. Doch diese Mauern, die deutsche Filmgeschichte atmen, wurden jüngst zurückgelassen.

Seit Monaten befindet sich die Berliner Synchron AG in einer Umzugsphase, um von Lankwitz auf den neu erschlossenen EUREF-Campus in Schöneberg zu ziehen. Dieser Umzug ist mittlerweile abgeschlossen und die Gebäude auf dem leerstehenden Gelände in Lankwitz sollen künftig dem Erdboden gleich gemacht werden: Die Münchener Projektentwicklungsgesellschaft Sedlmayr Grund und Immobilien, die aktuelle Besitzerin des Grundstücks, möchte auf dem gesamten 10.000 Quadratmeter umfassenden Areal Wohnfläche erbauen.

Als Quotenmeter.de im Februar die Synchronarbeiten zur Serienneuauflage von «Roots» besuchte, einem der letzten Projekte, die im historischen Hauptgebäude synchronisiert wurden, war allen Anwesenden Wehmut anzumerken. Untätig war man in der Berliner Synchron nicht: Man habe versucht, das Hauptgebäude für Denkmalschutz vorzuschlagen – immerhin wurden hier solche Klassiker wie der Original-«Krieg der Sterne», «Zwölf Uhr mittags», «Das Urteil von Nürnberg», «Der Pate», zahlreiche Hitchcock-Klassiker und «Der weiße Hai» vertont. Doch leider waren diese Bestrebungen erfolglos: Das Gebäude käme für einen Denkmalschutz nicht in Frage.

Der Umzug war für die Berliner Synchron nötig: Das Gelände wurde schon 2014 veräußert, „um die Gesellschaft zu entschulden und erforderliche Mittel für weitere Restrukturierungsmaßnahmen und die Entwicklung des Unternehmens freizusetzen“, wie Nicole Müller, Leiterin Marketing und Kommunikation den Beschluss damals zusammenfasste. 2016 schlüpfte die Berliner Synchron zudem unter das Dach der S&L Medien Gruppe, um sich als Teil des Unternehmens effizienter für die Zukunft zu wappnen – die neue Heimat der Berliner Synchron ist konsequenterweise in unmittelbarer Nähe zu weiteren S&L-Firmen.
16.04.2017 14:23 Uhr Kurz-URL: qmde.de/92513
Sidney Schering

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schade

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Tags

Das Urteil von Nürnberg Der Pate Der weiße Hai Krieg der Sterne Roots Zwölf Uhr mittags

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