Jimmy McGill aka Saul Goodman ist wieder da – und mit ihm eine epische Story, die in Staffel 3 weitere Brücken zu «Breaking Bad» schlagen wird. Über die lang erwartete Rückkehr einer grandiosen Serie…
Cast & Crew
- Erfinder: Vince Gilligan, Peter Gould
- Darsteller: Bob Odenkirk, Jonathan Banks, Rhea Seehorn, Patrick Fabian, Michael Mando, Michael McKean u.a.
- Ausf. Produzenten: Vince Gilligan, Peter Gould, Mark Johnson, Melisssa Bernstein
- Musik: Dave Porter
- Produktion: High Bridge, Sony Pictures u.a.
Wieder schwarz-weiß. Wieder die ruhigen Szenen, in denen nicht gesprochen wird. Wieder die kontemplativ-chaotische Arbeit in einer Fast-Food-Bäckerei einer Shopping Mall. Wieder „Cinnabon Gene“: Die ersten Szenen der dritten «Better Call Saul»-Staffel gehören erneut der Gegenwart. Wir befinden uns nicht im Jahre 2002, in dem die eigentliche Story der Serie spielt – sondern wir befinden uns in der Zeit nach «Breaking Bad». Eine kurze Rekapitulation: Damals, in der fünften Staffel von «Breaking Bad», bekamen wir einen kurzen Hinweis auf das „neue“ Leben von Saul Goodman, dem früheren Anwalt von Walter White. Seine letzten Worte in der Serie waren: „Wenn ich Glück habe, dann bin ich in einem Monat Manager eines Cinnabon-Ladens in Omaha.“
Gesagt, getan. Unter neuer Identität – dem Namen Gene – wurde Saul Goodman zum Manager, wie wir in Staffel eins von «Better Call Saul» sehen konnten. In Staffel 2 wurde eine weitere dieser schwarz-weißen Szenen um Gene gezeigt, in Staffel 3 nun wieder: Nach einem arbeitsreichen Tag sitzt Gene in der Mall und beobachtet einen Ladendieb, der sich in einem Passbildautomaten vor der Polizei versteckt. Gene verrät das Versteck des Täters – um ihm nur kurz darauf bei der Festnahme zuzurufen: „Sag denen nichts, hast du verstanden? Nimm einen Anwalt!“ Da sehen wir ihn stehen, den früheren Saul Goodman, der seine eigentliche Identität, seine eigentliche Profession nicht verstecken kann. Auch ein Schneuzer und ein Cinnabon-Poloshirt, auch ein neuer Name maskieren nicht den Mann, den wir hier eigentlich sehen: Saul Goodmann.
Diese Message transportiert Staffel 3 noch stärker als die Gene-Szenen in den vorherigen beiden Staffeln. Wir erahnen, dass diese Szenen noch eine gewichtige Rolle in der epischen Erzählung spielen werden, die uns inklusive der «Breaking Bad»-Originalserie nun schon seit neun Jahren in den Bann zieht. Die „Cinnabon Gene“-Szenen markieren eine dritte Erzählebene in diesem Kosmos: die nach den Ereignissen von «Breaking Bad». Eigentlicher Schauplatz von «Better Call Saul» sind aber die Ereignisse
vor «Breaking Bad» – in der Zeit, als Saul Goodman noch unter dem Namen Jimmy McGill firmierte. (Kurzer Fun Fact: Der Name Saul Goodman – immerhin titelgebend für die Serie – taucht auch in der dritten Staffel noch in keiner Silbe auf.)
Die Serie macht exakt an der Stelle weiter, an der sie im vorherigen Jahr endete: Jimmy gestand seinem Bruder Chuck – der mit der Angst vor jeglicher Art elektrischer Strahlung –, dass er Papiere fälschte, um Klienten von Chucks Firma zu seiner eigenen neuen Anwaltskanzlei herüberzuholen. Chuck zeichnete dieses Geständnis auf Tonband auf und kann Jimmy damit ein Verbrechen nachweisen – ein klassisches Ass im Ärmel, das Chuck nun jederzeit spielen kann. Es sei verraten, dass dieser Cliffhanger auch in der Staffelpremiere nicht aufgelöst wird – typisch für Vince Gilligans langsame Erzählweise werden lediglich Möglichkeiten ausgelotet und vorbereitet. Welche Rolle das Tonband noch spielen wird, bleibt wohl auch in den nächsten Episoden offen.
«Better Call Saul»: Die Fäden beginnen zusammenzulaufen
Es ist eine große Freude, erneut in diese einzigartige Narrative einzutauchen: Man lässt sich sehr, sehr viel Zeit für die Charaktere, achtet auf jedes Detail und schafft so einen logischen Erzählstrang, man greift zurückliegende Ereignisse gekonnt auf und erzählt damit episch-komplex wie keine andere Serie. Und man schafft es gleichzeitig – auch aufgrund der vielen ruhigen Szenen – eine intensive Spannung herzustellen, die sich in den actionreichen Szenen umso mehr entlädt. Dies trifft vor allem auf den Handlungsstrang um Mike Ehrmantraut zu, den Fixer qua Nebenjob. Kurz vor der Ermordung des Drogendealers Hector wird Mike abgelenkt – jemand musste ihm auf der Spur sein, ihn verfolgen. Dieser Jemand hinterlässt nur eine Nachricht: „Don’t“. Anders gesagt: Töte Hector nicht. Mike, der Jäger, wird plötzlich zum Gejagten. Diesen neuen Status Quo versucht Mike in Staffel drei wieder umzudrehen: Er sucht seinen Wagen stundenlang nach einem Tracker ab, der seine GPS-Position übermittelt. Die rastlosen Szenen auf einer Autodeponie, auf der Mike seine Karre in Einzelteile zerlegt, gehören zu den Highlights dieser gelungenen Staffelpremiere.
Die Fäden beginnen in Staffel drei langsam zusammenzulaufen. Die „Don’t“-Notiz, stammt sie von Gus Fring, dem Fast-Food-Verbrecher aus «Breaking Bad»? Es ist bestätigt, dass Fring in dieser «Better Call Saul»-Staffel zurückkehren wird – und damit auch die Verbindung zwischen Fring und Mike, seinem späteren Handlanger, beginnt. Serienfans erkannten, dass sich aus den Anfangsbuchstaben der Staffel 2-Episodentitel dieser Hinweis formen ließ: „FRING’S BACK“. Später bestätigten die Produzenten die Rückkehr von Fring. Viele Fragen können die Fans aber noch nicht beantworten: Wann wird Jimmy McGill zu Saul Goodman? Was hat es mit der Cinnabon Gene-Story auf sich? Was macht Chuck mit dem Geständnis-Tonband? Tritt Walter White irgendwann noch einmal in Erscheinung?
«Better Call Saul» lässt vieles im Unklaren und nimmt sich Zeit für Entwicklungen, nimmt sich Zeit für Erklärungen. Genau deswegen ist die Serie so großartig.
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