Die glorreichen 6: Animationsfilme für Erwachsene (Teil IV)
Im vierten Teil unserer Reihe über erwachsenenorientierte Animationsfilme sprechen wir heute über «Batman: The Killing Joke».
Die Handlung
Filmfact: «Batman: The Killing Joke»
Regie: Sam Liu
Produktion: Amy McKenna
Drehbuch: Brian Azzarello
Musik: Kristopher Carter, Michael McCuistion, Lolita Ritmanis
Schnitt: Christopher D. Lozinski
Veröffentlichungsjahr: 2016
Laufzeit: 76 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Batmans Erzfeind, der Joker, kann aus dem eigentlich ausbruchsicheren Gefängnis Arkham entkommen. Fortan ist Batman auf der Jagd nach dem Clownprinz des Verbrechens, tut sich jedoch schwer, seine Spur aufzunehmen. Der Joker hat nämlich ganz andere Sorgen als den ihn verfolgenden dunklen Ritter. Er widmet sich ausgiebig der Familie Gordon und exerziert eine beispiellose Demütigung und Hatz auf die Familie. Dabei gerät nicht nur Batgirl Barbara Gordon unter Beschuss der besonderen Art …
Die Verantwortlichen
«Batman: The Killing Joke» basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel aus dem Hause DC, geschrieben von Brian Bolland. Inszeniert wurde der computeranimierte Thriller rund um den kalkweißen Bösewicht Joke von Sam Liu, der bislang hauptsächlich für wichtige Aufgaben im Art Department zuständig war. Für viele davon zeichnete er allerdings auch als Regisseur verantwortlich. Darunter fallen Projekte wie animierte Zeichentrickserien («Beware the Batman»), Heimkinoproduktionen («Planet Hulk») und nun eben «Batman: The Killing Joke», der im vergangenen Jahr sogar vereinzelt in deutsche Kinos kam. Auch auf Drehbuch- und Produzentenposten verließ man sich auf bekannte Gesichter. Autor Brian Azzarello verfasste bereits die Skriptvorlage zum Heimkinotitel «Batman: Gotham Knight» aus dem Jahr 2008, zu den ausführenden Produzenten Amy McKenna («Beware the Batman», Alan Burnett («Batman und das Phantom») und Sam Register («Justice League Dark»).
Die 6 glorreichen Aspekte von «Batman: The Killing Joke»
Ganz zu dem zum Fokus erklärten Titel-Schurken passend, befasst sich «The Killing Joke» mit den vielen Facetten von Batmans Erzfeind, dem Joker. Schon mehrmals schlüpften menschliche Darsteller in die Rolle dieses ikonischen Bösewichts – Heath Ledger wurde für seine manische Verkörperung des Killerclowns posthum sogar mit dem Oscar ausgezeichnet. Den beklemmenden Realismus, der seiner Performance in Christopher Nolans «The Dark Knight» 2008 inne wohnte, sucht man in «The Killing Joke» vergebens. Drehbuchautor Brian Azzarello, der die dem Film zugrunde liegende Graphic Novel von Alan Moore auf das Medium Film übertrug, lässt in seiner Interpretation Wahnsinn walten, der sich, anders als etwa in «The Dark Knight», nicht in willkürliche Anarchie, sondern vor allem in eine betont hasserfüllte Attitüde entlädt. «Batman: The Killing Joke» ist stilistisch von Brutalität und Gewalt durchzogen, besinnt sich jedoch bevorzugt auf die vom Joker ausgehende Gefahr als Mörder und Verbrecher. Die in «The Dark Knight» so beunruhigend wirkende Abgeklärtheit des Schurken kommt in der Zeichentrickverfilmung nicht zum Tragen, womit «The Killing Joke» in eine ähnliche Richtung geht wie «Suicide Squad», in welchem Jared Leto einen ähnlichen Charaktertypus verkörpert.
Indem sich sowohl Comic als auch Film für diese Charakterzeichnung entscheiden, kann Regisseur Sam Liu bei seiner Arbeit ganz andere Akzente setzen, als etwa ein Christopher Nolan in seinen elegant-melancholischen Superhelden-Epen. Gleichwohl lässt sich hier allerdings auch eine Schwäche ausmachen, deren Herkunft auf den ersten Blick nicht vollständig schlüssig scheint: «Batman: The Killing Joke» ist betont rau und explizit inszeniert; ein etwaiges Schielen in Richtung PG-13-Freigabe, ganz so, wie es von DC bei den großen Blockbuster-Verfilmungen gar vorgegeben wird, ist in diesem Film nicht auszumachen. Trotzdem schöpft Sam Liu nicht aus den Vollen. Es bleibt bei einigen Messerstechereien, bei denen ein wenig Blut fließen darf und auch die im Film dargestellten Frauen werden betont in nicht ganz jugendfreien Posen eingefangen. Hinzu kommt eine ebenfalls recht offenherzige Ausdrucksweise, weshalb ein R-Rating (respektive eine FSK-Freigabe ab 16) zwar schlüssig ist, gleichwohl hätten die Macher gut daran getan, den Gewaltgrad, des Themas wegen – und weil die Möglichkeiten gegeben sind – noch weiter hochzufahren. In der fertigen Produktion wirken die Actionszenen wie mit angezogener Handbremse inszeniert und eine Sex-Szene wird nur angedeutet, obwohl sie für das dadurch veränderte Verhältnis zwischen Batman und Batgirl sogar Relevanz hätte.
Ebenso wichtig wie die Umsetzung sind Geschichte und Charaktere. Obwohl es sich «Batman: The Killing Joke» zum Anlass nimmt, neue Hintergründe zum Joker zu liefern und das Gesamtbild dieser faszinierenden Figur weiter zusammenzusetzen, tritt der Joker selbst erst verhältnismäßig spät aufs Parkett. Befasst sich der Film zunächst noch mit der Beziehung zwischen Batman und Batgirl sowie einem weiteren Gegner, dauert es eine knappe halbe Stunde, eh der Konflikt zwischen dem aus Arkham geflohenen Joker und Batman selbst etabliert wird. Was der Joker für ein perfides Spiel plant, welch perverse Mittel er anwendet, um sich selbst zu hinterfragen und scheinbar hanebüchene Theorien zur menschlichen Psyche aufzustellen, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Allerdings möchten wir uns zu der Aussage hinreißen lassen, dass «The Killing Joke» ab einer gewissen, vermutlich nur schwer in einem Realfilm umsetzbaren Szene in intensiv-zwischenmenschliche Gefilde wagt, von deren Ausführungen wir noch sehr viel mehr hätten sehen und hören wollen. So scheint es, als reiße Sam Liu die spannendsten Themen einfach nur an. Dabei würde «Batman: The Killing Joke» letztlich sogar Stoff für einen Zwei-Stunden-Film bieten.
«Batman: The Killing Joke» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie via Amazon, Maxdome, Wuaki, Videobuster, Videoload, Videociety, Juke, Sony und CHILI abrufbar.
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