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15 Jahre Quotenmeter.de: Anekdoten und Lesetipps aus dem freudigen, leidigen Redaktionsalltag

Quotenmeter.de wird 15 Jahre alt – und begeht dieses Jubiläum auf seine ganz eigene Art und Weise: Sechs Redaktionsmitglieder geben Lesetipps und berichten von Ärgernissen sowie von Artikeln, die nicht wie geplant angekommen sind.

Seite 3
Name: Sidney Schering
Ressort/Position: Quoten, TV-News und -Kritiken, Vermischtes, Interviews und Kino.

Mein schwierigster Artikel dürfte im Sinne von "was für ein Wunder, dass ich das rechtzeitig geschafft habe" mein Christian-Rach-Interview sein. Das musste ich sehr kurzfristig übernehmen, weil der Kollege, der es ursprünglich führen wollte, leider verhindert war. Folgender Haken an der Sache: Ich hatte mich in erster Linie trotz Interesses an einem Gespräch mit Herrn Rach nicht für diesen Artikel angemeldet, weil ich mit diversen anderen Aufgaben für Quotenmeter.de beschäftigt war. Da wir weder das Interview noch einen meiner gefühlt drölfzigtausend geplanten Artikel ausfallen lassen wollten, sprang ich dennoch ein. So ein 15-Minuten-Interview wird man ja noch trotz streng getakteter Deadline irgendwie dazwischen quetschen und anschließend abtippen können. Nur, dass Herr Rach so gut aufgelegt und redselig war, dass sich ein (wie ich finde) hochspannendes 50-Minuten-Gespräch entwickelte.

Grobe Faustregel: Sorgfältiges Abtippen benötigt das Dreifache der Gesprächszeit. Zusammen mit meinen anderen Pflichten und der verflixt kurzen Zeit, die zwischen Interviewführung und -veröffentlichung eingeplant war, bedeutete dies einen kleinen Albtraum. Doch da das Interview echt hübsch geworden ist, bereue ich nichts. Moral von der Geschichte: Wenn Kollegen verhindert sind, pack ruhig mit an! Du verlierst zwar wertvolle Schlafenszeit (von der wir Schreiberlinge eh viel weniger haben als gesund ist), aber, hey, kommt was Nettes bei rum!

Ein von mir verfasster Klickhit, bei dem ich bis heute nicht verstehe, weshalb er so ungewöhnlich oft aufgerufen wurde: Da muss ich nicht zwei Mal überlegen! Die Startterminmeldung von «Lecker Schmecker Wollny» ist das Kuriosum in meiner Quotenmeter.de-Karriere. Als wir im Rahmen der RTL-II-Upfronts erwähnten, dass dieses Format geplant ist, stieß dies kaum auf Resonanz. Die Quoten der Neusser Familie waren schon längst nicht mehr so hoch wie einst. Und wir hatten am Tag der Sendestartverkündung deutlich spannendere Themen in petto. Und dennoch: Der Artikel wurde geklickt, als könnte man dadurch lebenslang Gratisverzehr im Restaurant seines Vertrauens gewinnen. Aktuell befindet sich die News auf Rang 15 der meistgelesenen Quotenmeter.de-Artikel. Na, Mahlzeit!

Ein Klickflop von mir, der jetzt zum 15-jährigen Jubiläum von Quotenmeter.de gerne wiederentdeckt werden darf: Marvel-Schauspieler und -Regisseure sind echte Pressetour-Asse. Sie machen das routiniert, bewahren eine professionelle Haltung. Angenehm, immer wieder interessant. Aber selten unvorhersehbar. Umso erstaunlicher, wenn ein solches Interview aus den gewohnten Bahnen ausbricht. Genau dies geschah beim Pressetermin zu «The First Avenger: Civil War». Sowohl Nebendarsteller Paul Bettany als auch Regisseur Anthony Russo tauten während des Interviews völlig auf. Gut, dass Bettany die zweite Hälfte des Gesprächs durch den Raum turnend und mit wilden Gesten das Gesagte unterstreichend verbrachte, sieht man in der abgetippten Form nicht. Trotzdem finde ich, dass es atypische Interviewaussagen sind, die da zustande kamen. Die dort gebotene Selbstreflexion ging trotzdem unter, der Beitrag zog nur bescheidene Klickzahlen. Schade.

Ein Artikel, der mir aufgebrummt wurde – und letztlich sehr wohl Spaß machte ist eine Spätfolge des weiter oben genannten Klickhits. „Sidney, du, deine «Lecker Schmecker Wollny»-Meldung wurde so gut geklickt, du musst dazu ein 'Hingeschaut' schreiben!“ Mein Gedankengang: „Oh weh. Wie soll da was Unterhaltsames, Lesenswertes, Erkenntnisreiches und dennoch Faires bei herauskommen? Und wieso ich? Wäre mir neu, dass Leute, die Startmeldungen schreiben, automatisch die Kritik aufgebrummt bekommen! Will mein Chef mich für irgendetwas bestrafen?“ Am Ende entstand eine TV-Kritik, die ich ganz schmuck finde.

Mir egal, wie negativ die Kommentare ausfielen, ich stehe weiterhin hinter diesem Artikel: 2016 war das Jahr, in dem global eine Beziehungskrise zwischen Filmkritikern und Lesern ausgebrochen ist. Und ja, es sind gezielt Leser gemeint, nicht Leserinnen. Ich war natürlich ebenfalls davon betroffen, weil ich es gewagt habe «Batman v Superman: Dawn of Justice» zu bemängeln und «Ghostbusters» zu loben. Noch heute werde ich dafür sporadisch beschimpft. Leute, lernt, einfach mal durchzuatmen! Andere Meinungen müssen euch nicht direkt derart auf die Palme bringen. Zumal ich finde, dass ich nicht einfach trotzig irgendwas offenbar total Provokantes hingeschrieben, sondern sehr wohl argumentiert habe. Aber, gut, das wird nun wieder neues Rumgezicke provozieren, nicht wahr?

Ein Artikel eines Kollegen, der sich so liest, als hätte ich ihn geschrieben: Ich liebe es, in meiner Kolumne 'Popcorn und Rollenwechsel' unberechenbar zu bleiben, indem ich mit der Form spiele. Mal erkläre ich etwas, mal hinterfrage ich News, dann spinne ich mir was zusammen, meckere oder bin sarkastisch. Manche werden sagen, dass daher die Konstanz fehlt, ich sage, dass die Varianz ein Reizpunkt ist und ja immerhin stets Kino als Thema herhält. Julians "360 Grad" ist ähnlich unberechenbar, und sein fiktives Konferenz-Protokoll Breaking the German Bad könnte genauso gut meinem Hirn entstammen, wenn es sonntagabends durchbrennt und eine Kolumne zusammenzimmert.

Spitzfindige Leserinnen und Leser werden sagen, dass Julian den Trend zu Fake-Gesprächen auch überhaupt erst gesetzt hat, und ich es erst Jahre später als unregelmäßiges Feature meiner Kolumne eingeführt habe – daher nehme ich als Alternativantwort seine Verteidigungsrede auf Jessica Alba, die sich exakt so liest, wie das, was ich so verzapfe, wenn ich eine meiner unpopulären Positionen ausbreite. Liebe TV-Sender, liebes Spotify. Gebt Julian und mir doch eine eigene Sendung! Ja, wird keiner einschalten, aber wir hätten Spaß! Ein Hoch auf Jessica Alba, die Lady-«Ghostbusters», «High School Musical 3: Senior Year» und alles andere, was laut euch da draußen keiner mögen darf!
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20.03.2017 08:10 Uhr Kurz-URL: qmde.de/91931
Sidney Schering

super
schade

89 %
11 %

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Es gibt 11 Kommentare zum Artikel
Familie Tschiep
21.03.2022 10:19 Uhr 9
Wird Quotenmeter jetzt 20?
LittleQ
21.03.2022 23:58 Uhr 10
Ach krass....Wir werden alt!!!!
Wolfsgesicht
22.03.2022 00:45 Uhr 11


Du bist schon alt.
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