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Die Kritiker: «Nachtschicht: Ladies First»

Jürgen Vogel mischt die ZDF-Krimireihe als Mario-Barth-Verschnitt auf.

Cast und Crew

  • Regie und Drehbuch: Lars Becker
  • Darsteller: Armin Rohde, Christoph Letkowski, Barbara Auer, Jürgen Vogel, Nora von Waldstätten, Henry Hübchen, Aurel Manthei, Alexander Scheer, Sascha Alexander Gersak, Hakan Orbeyi, Minh-Khai Phan-Thi, Özgür Karadeniz
  • Kamera: Andreas Zickgraf
  • Szenenbild: Sabine Pawlik
  • Schnitt: Sanjeev Hathiramani
  • Produktionsfirma: Network Movie Köln
Lars Beckers eigenwillige Kriminalfilmreihe «Nachtschicht» geht in die nunmehr 14. Runde – und begrüßt mit Jürgen Vogel einen herausragenden Gastdarsteller in ihrer Runde, der spürbare Freude an seiner Rolle hat: Becker schreibt dem stets engagierten Mimen die Rolle eines niemals abschaltenden, dauerblödelnden und oftmals etwas aggressiven Beiklang mitbringenden Comedians namens Jacky Herbst auf den Leib. Dieser hatte unter Drogeneinfluss mit seinem Sportwagen einen spektakulären Unfall, bei dem es glücklicherweise zu keinerlei Personenschaden kam.

Gegenüber Hauptkommissar Erichsen (Armin Rohde) beteuert der auf Flachwitze spezialisierte Komiker, dass auf seinen Wagen geschossen wurde, und es daher zum Unfall kam. Niemand glaubt dem aufgebrachten, und dennoch weiter ulkenden Entertainer seine Geschichte vom Heckenschützen – jedenfalls, bis kurz darauf Herbsts Kumpel, Gagschreiber und Beifahrer Holm Brülls (Anatole Taubman) erschossen wird. Nun ist die Polizei aufgebracht – und Herbsts Manager (Henry Hübchen) tut alles, um seinen Schützling aus diesem Schlamassel rauszuhalten …

Als eine Art heimlich verbitterter, nach außen hin aufgekratzter Mario-Barth-Verschnitt ist Vogel klar der Star dieses Neunzigminüter und reißt jede seiner Szenen an sich. Armin Rohde gibt wiederum eine gewohnt souveräne Performance als humoriger, dennoch ernstzunehmender Ermittler ab, dessen gemütliche Ausstrahlung im Film effizient durch Nora von Waldstätten als eiskalte Krankenschwester mit durchdringendem Blick und unerwartetem Faible für simpel gestrickte Comedy aufgewogen wird. Diese bekommt indes die Bürde auferlegt, den zentralen Fall mit einer B-Storyline zu verbinden, die leider narrativ nicht so recht ausgegoren ist:

Es geht um eine Komapatientin und deren eifersüchtigen Noch-Ehemann (Sascha Alexander Gersak). Dieser Plot wirkt wie mit der heißen Nadel an den restlichen Film angenäht, ebenso wie die diversen weiteren nebensächlichen Anekdoten, die diesen Hamburg-Krimi zwar mit Lokalkolorit füllen, jedoch dramaturgisch ausfransen. Dass in der eh exzentrischen Reihe bei einem Fall über einen Comedian der Realismus wiederholt einer situativen Spaßigkeit geopfert wird, ist vor diesem Hintergrund nur konsequent, jedoch übertreibt es Becker wiederholt mit den Logikbrüchen. Erichsens Team agiert wiederholt auf eine selbst gegen ihre mäßig konzentrierte Charakterisierung verstoßende, dilettantische Art, so dass der Plot weiterlaufen kann und der Täter für weitere Filmminuten auf vorerst freiem Fuß bleibt. Umso genüsslicher ist der konsequente, locker-lakonische Schlussakt. Es ist halt wie bei einem gut begonnenen, dann schluderig erzählten Gag: Wenn die Pointe am Ende dennoch sitzt, waren die ganzen Patzer zwischendurch nur halb so wild.

«Nachtschicht: Ladies First» ist am 20. Februar 2017 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
19.02.2017 19:19 Uhr Kurz-URL: qmde.de/91327
Sidney Schering

super
schade

43 %
57 %

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Tags

Ladies First Nachtschicht Nachtschicht: Ladies First

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