Die glorreichen 6 XXL: Exzessive Laufzeit, enormer Filmgenuss (Teil III)
Vor diesen Produktionen, für die man drei Stunden oder mehr freimachen muss, sollten Filmliebhaber keine Berührungsängste haben: Unsere Reihe geht weiter mit «Schindlers Liste».
Die Handlung
Filmfacts «Schindlers Liste»
Regie: Steven Spielberg
Produktion: Steven Spielberg, Gerald R. Molen, Branko Lustig
Drehbuch: Steven Zaillian; basierend auf dem Roman von Thomas Keneally
Darsteller: Liam Neeson, Ben Kingsley, Ralph Fiennes, Caroline Goodall, Jonathan Sagall, Embeth Davidtz
Musik: John Williams
Kamera: Janusz Kamiński
Schnitt: Michael Kahn
Veröffentlichungsjahr: 1993
Laufzeit 197 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Steven Spielbergs mehrfach Oscar-prämiertes, auf wahren Begebenheiten basierendes Drama erzählt die Geschichte des Industriellen Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkriegs im von Deutschland besetzten Polen eine Fabrik gründet und diese vom jüdischen Funktionär Itzhak Stern leiten lässt. Dieser beschäftigt Juden aus dem Krakauer Ghetto, damit diese aufgrund ihrer Tätigkeit in der Fabrik, die Güter für die Streitkräfte herstellt, als kriegswichtige Personen eingestuft werden und davor sicher sind, verhaftet und deportiert zu werden.
Zunächst ignoriert Schindler dieses Vorgehen, doch als dem Fabrikbesitzer schleichend dämmert, welche Gräultaten das NS-Regime begeht, kommt es zu einem Geisteswandel und Schindler unterstützt Stern tatkräftig in seinem Vorgehen: Gemeinsam sorgen sie dafür, dass möglichst viele Juden vor der Deportation gewahrt werden ...
Warum nur diese exzessive Filmlänge?
Ein Filmdrama über den Holocaust muss zwangsweise in gewisser Form unbequem sein - anderweitig würde es seinem Thema nicht gerecht. Eine ausführliche Darstellung der Ereignisse, Hintergründe und Leidensmomente ist dieser Wirkung zweckdienlich, wie etwa Regisseur Claude Lanzmann 1985 mit seiner mehr als neunstündigen Dokumentation «Shoah» zeigte. Auch wenn Lanzmann später Steven Spielberg für «Schindlers Liste» kritisierte, lässt sich nicht ernstlich sagen, dass der Hollywood-Regisseur in seinem Film übermäßig vereinfache oder verkürze: «Schindlers Liste» setzt mit großem Vorlauf vor dem titelgebenden Rettungsakt ein, zeichnet seinen Protagonisten ausdifferenziert und lässt die verschiedensten Verbrechen, die Nazideutschland begannen hat, in dramaturgisch effektiver, unangenehmer Ausführlichkeit ablaufen.
Die 6 glorreichen Aspekte von «Schindlers Liste»
Es dürfte eine der kniffligsten erzählerischen Aufgaben überhaupt sein, ein über drei Stunden langes Drama über die Gräueltaten des Holocausts zu verfassen, das weder verharmlost, noch das Publikum dermaßen erschlägt, dass es emotional abschaltet und sich somit der wichtigen, zentralen Botschaft des Films verschließt. Drehbuchautor Steven Zaillian wurde dieser enormen Herausforderung jedoch gerecht: «Schindlers Liste» hat eine fließende, Empathie fördernde Dramaturgie, so dass der diffizile Balanceakt zwischen "Abstumpfung vermeiden" und "das Geschilderte nicht melodramatisch beschönigen" eindrucksvoll gemeistert wird. Ebenso gelingt es Spielberg und Zaillian, den schwierigen Übergang von Schilderung desolater Geschehnisse zum Tributzollen eines Funken des Humanismus zu leisten: Schindlers und Sterns großer Dienst an der Menschheit wird gebührend geachtet, ohne dadurch die gezeigten Schrecken zu relativieren.
Dazu tragen die starken Performances von Liam Neeson als Schindler, Ben Kingsley als Stern und Ralph Fiennes als SS-Kommandant Amon Göth viel bei: Die drei Darsteller agieren intensiv, ohne dies durch theatralische Gesten zu erreichen - viel mehr erreichen sie dies durch Prägnanz und Nuancierungen.
Das Gelingen von Spielbergs Drahtseilakt ist darüber hinaus Verdienst der herausragenden Kameraarbeit: Janusz Kamiński filmt in einem zurückhaltenden, kalten Schwarzweiß, das den Schauplätzen ihr Leben aussaugt, und wahrt bei seiner Kameraführung durch Unmittelbarkeit einen dokumentarischen Realisms, gleichwohl haben seine Bilder eine dezene Akkurazität, die Spielbergs mahnendem Ansatz zuspielen. In eben diese Bildsprache zwischen Realismus und Stilisierung pflegt Spielberg behände einen stimmigen Symbolismus ein: Das wiederkehrende Kerzenmotiv sowie die variierende Wärme des monochromen Bildes sind kunstvolle Verzierungen, die Spielberg so behutsam verwendet, dass sie die Wirkung des FIlms unterstreichen, statt als anmaßende Spielereien rüberzukommen. Eben diese Tonalität trifft John Williams auch mit seinem sensiblen Score.
«Schindlers Liste» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie via Amazon, maxdome, iTunes, Netflix, Wuaki und Google Play verfügbar.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
19.02.2017 14:30 Uhr 1
19.02.2017 17:01 Uhr 2
Google und dessen Funktion sind dir bekannt, ja?
19.02.2017 19:42 Uhr 3
Sorry, das ich hier nochmal gefragt habe.... :roll: