Man mag es kaum glauben: Der Versuch, neue Serien durch einen Einsatz nach dem Super Bowl zu pushen, ging oftmals gewaltig nach hinten los.
Die Wahl fiel auf das neue «24», das in den kommenden zwölf Wochen mit neuem Hauptdarsteller und Beinamen «Legacy» an die glanzvollen Zeiten von früher anknüpfen will. Zumindest der Start dürfte vorzüglich laufen und dem Echtzeitformat die beste Reichweite in seiner Historie garantieren. Gesendet wurde diese von FOX doch direkt nach der Super Bowl-Übertragung. Dort wechseln sich Jahr für Jahr die vier großen Broadcaster ab. ABC, NBC, CBS und FOX haben also alle vier Jahr die Möglichkeit einem Format einen Schub der besonderen Art zu ermöglichen.
Interessant ist dabei, dass sich die Strategie der Sender in den vergangenen Jahren deutlich geändert hat. Nutzte man den Post-Super-Bowl-Slot noch in den 80ern regelmäßig für Neustarts, gab es in diesem Jahrtausend vor «24: Legacy» nur zwei davon. Zuletzt versuchte sich CBS mit einem neuen Projekt: 2010 startete die Reality «Undercover Boss» vor etwa 38 Millionen Amerikanern. Das Format läuft noch, befindet sich derzeit in seiner achten Staffel. 1999 und 2005 war FOX der Sender, der Serienpremieren ansetzte:
«Family Guy» und
«American Dad» starteten hier; 22 und 15 Millionen Menschen sahen zu. Beide Formate sind noch in Produktion, «American Dad» lief 2005 übrigens nicht direkt nach der Sportübertragung, sondern nach einer «Simpsons»-Episode.
Warum aber setzen die Sender neue Serien so spärlich ein direkt nach dem Super Bowl? Hier hilft ein Blick auf die späten 80er und frühen 90er Jahre. 1994 etwa lernte NBC, dass ein solcher Slot nicht zwingend hilft. Vor 23 Jahren zeigte NBC am SuperBowl-Sonntag
«The Good Life», das damals auf rund 23 Millionen Zuschauer kam. Hier lief die fünfte Episode der (damals also noch frischen Sitcom). Es half aber nichts: Nach 13 unter dem Strich doch erfolglosen Episoden zog NBC schnell den Stecker.
Noch schneller ging es im Jahr danach bei ABC:
«Extreme»: Die Abenteuer-Drama-Serie, die in den Rocky Mountains verortet war, debütierte nach dem Super-Sportevent und kam auf 22,59 Millionen Zuseher. Die Werte rutschten in den Wochen danach aber so sehr ab, dass ABC nach sieben Episoden abbrach und sechs Folgen sogar ungesendet ins Archiv wandern ließ. Vier Jahre zuvor schon hatte ABC vergleichbare Erfahrungen gemacht: 1991 war
«Davis Rules» zwar vor 26,7 Millionen Zuschauern gestartet, aber nach einer Staffel von ABC nicht fortgeführt worden. Vor ihrem endgültigen Tod bekam die Chance noch eine Staffel von CBS geschenkt. 1990 war CBS in die „Super-Bowl-Falle“ getappt:
«Grand Slam» (30,8 Millionen Zuschauer zum Auftakt) wurde nach nur sechs Episoden wieder beendet.
Drei Jahre zuvor, also 1987, schaffte es CBS‘
«Hard Copy» über Zeitungsreporter sogar, noch schneller wieder zu verschwinden. Nur fünf Folgen lang überlebte die Drama-Serie, ehe CBS die Reißleine ziehen musste. ABCs
«MacGruder and Loud», das 1985 startete, schaffte immerhin 14 Episoden, ehe Schluss war. Diesen Misserfolgen stehen tendenziell nur wenige Erfolge gegenüber. Der größte Super-Bowl-Neustarts-Hit ist in der Tat «Family Guy», gefolgt von den FOX-Animationsserien. 1993 schaffte NBCs
«Homicide: Life on the Street» aufbauend auf einen Start vor etwa 28 Millionen Sehern sieben Staffeln lang durchzuhalten.
Diese Zahlen belegen, dass sich «24: Legacy» in wenigen Stunden also sicherlich mit fabelhaften Werten wird rühmen können. Ein Freibrief für ein sorgenloses Leben ist der Slot nach dem Super Bowl aber keineswegs.
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06.02.2017 10:45 Uhr 1